Der Dürre auf der Spur: Agrarministerin Michaela Kaniber (l.) mit mittelfränkischen Landwirten im vergangenen Extremsommer. (Foto: StmELF)
Niederschläge

Freistaat auf dem Trockenen

Der Klimawandel erfasst den Freistaat, die Staatsregierung drängt auf umsichtigeren Umgang mit den Wasser-Ressourcen. Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber fordert eine Mehrgefahrenversicherung, die Bauern gegen Dürreschäden absichert.

Angesichts der neuerlich drohenden Dürre startet Bayern eine Bundesratsinitiative für eine staatlich gestützte Versicherung. Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber schlägt eine Lösung nach österreichischem Vorbild vor: Eine sogenannte Mehrgefahrenversicherung, die Schutz gegen Naturrisiken einschließlich Dürre umfasst. Die Hälfte der Kosten sollen Bund und Länder übernehmen. „Denn die Erfahrung aus anderen Ländern zeigt, dass eine breite Absicherung von Risiken wie etwa Dürre nur dann zu erreichen ist, wenn die Versicherungsprämien für die Bauern bezahlbar bleiben“, sagt Kaniber.

Teures Risiko: Wassermangel

Der Anlass ihrer Forderung: Absicherung gegen Dürre ist sehr teuer, weil das Risiko für die Versicherungsunternehmen sehr hoch ist. Trockenheit trifft häufig Zehntausende von Bauern gleichzeitig, so dass im Falle eines Falles immense Schadenzahlungen notwendig werden. Deswegen subventionieren viele Staaten die Mehrgefahrenversicherung, nicht jedoch Deutschland.

Wir müssen die Absicherung unserer Landwirte durch faire Rahmenbedingungen verbessern.

Michaela Kaniber, Agrarministerin

Eine neuerliche Dürre würde aber auch viele Industriefirmen empfindlich treffen. „Was in der Öffentlichkeit bislang wenig beachtet wird, ist das Schadenpotenzial des Niedrigwassers am Rhein“, sagt Ernst Rauch, Chef der Klimaforschung des weltgrößten Rückversicherers Munich Re. „Wir haben dort sehr viel Industrie, die über Güterschiffe Rohstoffe bezieht und ihre Produkte ausliefert.“ Auch auf der Donau blieben während einer längeren Niedrigwasserphase im vergangenen Sommer viele Transportschiffe in den Häfen liegen.

Schifffahrt sitzt auf Grund

Im vergangenen Jahr gab es massive Einschränkungen, weil die Schiffe auf Rhein und auch Donau zeitweise nur mit reduzierter Last oder gar nicht fahren konnten. „Die Auswirkungen waren bis in die zweite und dritte Reihe der Zulieferketten zu spüren“, sagt Rauch.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder forderte insgesamt „eine neue Kultur im Umgang mit unserem Wasser“. Es gehe darum, nachhaltig vorzusorgen. „Wir können das Wetter nicht politisch beeinflussen, und auch nicht den Klimawandel grundlegend ausschalten“, sagt Söder. „Aber wir brauchen eine Klimaanpassungsstrategie. Wir werden uns besser vorbereiten als im vergangenen Jahr.“

Wir brauchen eine neue Kultur im Umgang mit unserem Wasser.

Markus Söder, Ministerpräsident

Die Witterungssituation hält der Regierungschef auf Dauer für „kritisch“ – es könnte immer mehr Trockenheit und Niedrigwasser geben. Festzustellen sei, dass die Regenmengen generell weniger werden und dass die Grundwasserspiegel sinken. „Darauf müssen wir langfristig reagieren.“ Er habe deshalb das Umwelt- und das Agrarministerium gebeten, die bayerische Wasserstrategie weiterzuentwickeln. „Es geht um die Sicherung der Trinkwasserversorgung und die nachhaltige Bewässerung der Landwirtschaft“, erklärt Söder. Nach den Erfahrungen mit der Dürre im vergangenen Jahr habe man vieles vorgearbeitet. Wichtig sei nun, dass die Bewässerungsinfrastruktur für Landwirtschaft und Weinbau weiterentwickelt werde. „Dazu gehört eine wasserschonende Wasserbewirtschaftung. Das heißt maßvolle Wasserentnahmen und Wassernutzung“, sagt Söder.

(dpa/BK)