Finger vom Handy: Dorothee Bär warnt mit einer Kampagne vor den Gefahren der Handynutzung im Straßenverkehr. (Bild: BMVI)
Verkehr

(K)ein Spiel mit dem Leben

Staatssekretärin Dorothee Bär hat jetzt die Aktion #FingervomHandy gegen Ablenkung im Straßenverkehr vorgestellt. Ein harter Kinospot sowie andere Aktionen machen auf die Gefahr der Handynutzung im Straßenverkehr aufmerksam.

Im Rahmen der Verkehrssicherheitskampagne „Runter vom Gas“ wurde die Aktion „#FingervomHandy“ gegen Ablenkung im Straßenverkehr vorgestellt. Mit dabei: Ein Kinospot sowie verschiedene Social-Media-Aktionen. Eine repräsentative Umfrage lieferte zudem aktuelle Zahlen zu dem Thema.

Jeder zehnte Verkehrstote durch Ablenkung

Der Siegeszug der Smartphones hat auch seine Schattenseiten. Nur schnell eine Nachricht beantworten, ein Telefonat führen oder das Navi einstellen: Am Steuer können bereits kurze Momente der Ablenkung lebensgefährlich sein. Laut einer Studie der Allianz Versicherung aus dem Jahr 2016 ist jeder zehnte Verkehrstote auf Ablenkung zurückzuführen. Dabei ist die Nutzung von Handys und Smartphones im Straßenverkehr gesetzlich verboten.

Du spielst nicht mit Deinem Handy. Sondern mit Deinem Leben.

Kampagnenspruch

Die Gefahr wird unterschätzt, obwohl man schon in der Fahrschule über den nach Faustformeln berechneten Anhalteweg eines Autos, dessen Fahrer nicht abgelenkt ist, überrascht wurde. Bei 50 Km/h ergibt sich bei Normalbremsung ein Anhalteweg von 40 Metern (Reaktionszeit-Weg 15 Meter plus Bremsweg 25 Meter), bei Vollbremsung sind es noch 27,5 Meter. Das alles bei trockener Fahrbahn, also ohne Nässe, Eis oder Rollsplit, mit guten Bremsen, guten Reifen und guter Sicht. Schaut man nur kurz auf das Handy, ist man bei 50 Km/h in einer Sekunde 14 Meter unkontrolliert weiter gefahren. Nimmt man nun die Vollbremsung an, sind es mindestens 41,5 Meter, bevor man vor einem Hindernis zum Stehen kommt. Und mal ehrlich: Wer schaut tatsächlich nur eine Sekunde auf sein Handy?

Prominente Unterstützer

Unterstützt wird die Aktion unter anderem durch den YouTuber Oguz Yilmaz und den Rapper Kay One, die sich beide freiwillig an das Verkehrsministerium wandten, um zu helfen.

Dorothee Bär (CSU), Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, präsentierte den neuen Spot für Kino und Social Media. Darin wird ein scheinbar in seinem Sitz schlafendes Kind mit Stofftier gezeigt. „Was gibt es Schöneres, als in Sicherheit einzuschlafen?“, so ein Schriftzug. Ein Mann macht die Seitentür auf und hebt das Kind aus dem Sitz. Es folgt die Antwort: „In Sicherheit aufzuwachen.“ Die Kamera zoomt weg, auf die zersplitterte Frontscheibe. Am Steuer der Vater mit Kopfwunde, ebenso regungslos wie die Mutter auf dem Beifahrersitz. Der Mann an der Seitentür ist ein Notarzt, der das Kind zum Rettungshubschrauber trägt, während Feuerwehrleute funkensprühend das demolierte Auto aufschneiden. „Aufs Handy soll und muss im Alltag niemand verzichten. Aber die Nutzung im Straßenverkehr stellt eine riesige Gefahr dar – für mich selbst, aber auch für alle anderen um mich herum“, erklärte Bär. Dabei sind sich die Menschen der Gefahren durchaus bewusst, sie ignorieren sie aber.

Mehr als jeder Zweite nutzt Handy am Steuer

Laut einer aktuellen repräsentativen Umfrage von Kantar TNS unter mehr als 2500 Personen im Auftrag der Kampagne gaben 61 Prozent der Pkw-Fahrer an, sehr wahrscheinlich oder wahrscheinlich in bestimmten Situationen das Mobiltelefon am Steuer zu nutzen: darunter die meisten, wenn sie in einem Stau (52 Prozent) oder an einer roten Ampel (30 Prozent) stehen. Dies, obwohl 92 Prozent aller Befragten das Bedienen von Mobiltelefonen im Straßenverkehr als gefährlich einschätzen, 29 Prozent sogar als größte Gefahrenquelle – noch vor dem Alkoholkonsum (25 Prozent) und zu hoher Geschwindigkeit (16 Prozent). 36 Prozent der Befragten gab an, durch Handynutzung im Straßenverkehr bereits in eine gefährliche Situation geraten zu sein; davon erlitten sieben Prozent einen Unfall.

Ich weiß, dass eine Sekunde alles für immer verändern kann.

Katharina Körner, Psychologin und Betroffene

Aus diesem Grund gibt es neben dem Spot auch weitere eindeutige Botschaften, mal drastisch, mal humorvoll. So gibt es Sprüche wie „Lieber nicht erreichbar als nicht zu retten“ oder „Lieber unhöflich als tot“. Auch kurze gif-Filme mit Sätzen wie „Du steckst den Finger nicht in die Steckdose, warum tippst Du dann am Steuer?“. „Wir rufen die Online-Community dazu auf, unseren Spot und das Bildangebot in den sozialen Netzwerken zu teilen“, so Christian Kellner, Hauptgeschäftsführer des DVR.

Die Macht der Bilder

„Es verärgert mich, wenn bekannte YouTuber Selfies und Videos beim Fahren posten. Daher rufen wir im Rahmen der Aktion dazu auf, das Handy während der Fahrt in den Flugmodus zu stellen“, sagte Yilmaz, selbst einer der bekanntesten YouTuber Deutschlands. „Ich habe selbst einen Auffahrunfall gebaut, als ich während der Fahrt aufs Handy geschaut habe“, gesteht er. „Eine falsche Entscheidung im Straßenverkehr kann fatale Folgen haben.

Wer Auto fährt, sollte sich daher voll auf den Straßenverkehr konzentrieren“, forderte auch Kay One, der sich seit dem Verlust eines guten Freundes bei einem Autounfall für mehr Verkehrssicherheit engagiert. Auch Psychologin Katharina Körner, die ihren Ehemann, Bruder und Sohn durch einen schweren Unfall verlor, rief zum Mitmachen auf: „Ich weiß, dass eine Sekunde alles für immer verändern kann. Unterstützt die Aktion mit nur einem Klick!“

Das Schock-Video soll nun die Unfallzahlen „nach unten schrauben“, hofft Bär. Und wenn das nicht hilft: Noch im September sollen die Bußgelder für die Handynutzung am Steuer erhöht und das Verbot auch auf Tablets und E-Reader ausgeweitet werden.