Sehnsucht: Die Unionswähler wollen Karl-Theodor zu Guttenberg, hier bei einer Rede in Berlin, zurück. (Bild: Imago/ipon)
Umfrage

Sehnsucht nach zu Guttenberg

Umfrage: Fast zwei Drittel der Unionswähler wünschen sich den ehemaligen Wirtschafts- und Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg als Akteur auf der bundespolitischen Ebene zurück. Dies ergab eine Umfrage im Auftrag der Bild-Zeitung.

Fast zwei Drittel der Wähler von CDU und CSU, genauer 64,6 Prozent, wünschen sich eine Rückkehr von Karl-Theodor zu Guttenberg in die Bundespolitik. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Insa im Auftrag der Bild-Zeitung. Nur 19,4 Prozent der Unionsanhänger sind gegen eine Neuauflage der bundespolitischen Karriere des ehemaligen Verteidigungsministers mit CSU-Parteibuch.

Über Parteigrenzen hinweg beliebt

Auch über alle Parteigrenzen hinweg sprechen sich immerhin 45,8 Prozent der Befragten für zu Guttenbergs Rückkehr aus. 17,7 Prozent hatten dazu keine Meinung oder machten keine Angaben. Die Fähigkeit des Vergebens beziehungsweise der Rechtsgedanke der zweiten Chance ist jedoch außerhalb der Union nicht weit verbreitet: 36,5 Prozent stimmten bundesweit mit Nein. In einem Ministeramt nach der Bundestagswahl sehen ihn die meisten Befragten nicht: Etwa ein Drittel (36,3 Prozent) wollen das, 47,5 Prozent sind dagegen. Die Deutschen sind mehrheitlich (61,7 Prozent) auch der Meinung, dass in der Bundesrepublik generell charismatische Politiker wie zu Guttenberg fehlen.

Ich würde es begrüßen, wenn er sich wieder Schritt für Schritt bei uns einfädeln würde.

Horst Seehofer, über zu Guttenberg

Die für ihn verhängnisvolle Plagiatsaffäre ist nicht vergessen: Knapp neun von zehn Befragten (87,6 Prozent) erinnern sich noch an die teils abgeschriebene Doktorarbeit des bayerischen Politikers. 2011 hatte er deswegen sämtliche politischen Ämter niedergelegt.

Auftritt im Wahlkampf

Auf Wunsch von CSU-Chef Horst Seehofer engagiert sich zu der ehemalige CSU-Generalsekretär und oberfränkische CSU-Bezirkschef für die CSU im Bundestagswahlkampf. Dazu will der 45-Jährige Termine in Bayern wahr- und auch an Talkshows teilnehmen. Am Abend des Kanzler-Duells am 3. September soll zu Guttenberg die CSU im anschließenden TV-Talk bei Anne Will vertreten. Bekannt ist außerdem, dass er am 4. September beim politischen Gillamoos in Abensberg spricht.

Eigene politische Ambitionen weist der gebürtige Münchner bislang jedoch von sich. „Ich bin dieses Jahr gerne bereit, meine Partei bei Wahlkampfthemen zu unterstützen, mich in Debatten einzubringen. Das ist es aber auch“, erklärte er laut der Zeitung Die Welt. Wer in den USA eine Firma zu führen habe und außerdem dort seine Familie und schulpflichtige Kinder habe, könne nicht zugleich leidenschaftlich politische Ämter in Deutschland ausüben. Der heute 45-Jährige lebt mit seiner Familie in den USA. Er arbeitet dort als Polit-Berater und gründete eine eigene Firma.

Lob von Seehofer

„Ich halte ihn für eine interessante, gebildete Persönlichkeit“, hatte Parteichef Horst Seehofer im Regensburger Presseclub kürzlich gesagt. Wenn zu Guttenberg wolle, könne er für die CSU wieder politisch tätig werden. „Meine Unterstützung hat er.“ Er müsse allerdings auch die CSU-Mitglieder durch seine Arbeit für die Partei überzeugen. Unbestritten sei, dass zu Guttenberg Fehler gemacht habe. Ebenso unbestritten sei, dass es sich bei ihm um ein großes Talent handle. „Es gibt kein Leben ohne Narben und Wunden“, zitierte Seehofer den früheren Kanzler Helmut Kohl. Es dürfe aber „kein Lebenslänglich“ geben. Der Welt am Sonntag sagte Seehofer: „Ich würde es begrüßen, wenn er sich wieder Schritt für Schritt bei uns einfädeln würde. Ob dann Weiteres damit verbunden ist, hängt vom Verlauf des Wahlkampfs und letztlich vom Wahlergebnis ab.“

Die privilegierte Partnerschaft

Anfang 2004 stellte zu Guttenberg in einem umfassenden Positionspapier im Zusammenhang mit der Frage eines EU-Beitritts der Türkei das Konzept der Privilegierten Partnerschaft zur politischen Diskussion und begründete das ausführlich. Dieses Konzept wurde nur wenige Wochen später von der CDU/CSU als Position übernommen. Die Grundidee stammte von dem Berliner Historiker Heinrich August Winkler aus dem Jahr 2002. Zu Guttenberg benannte schon damals als Gründe für seine ablehnende Haltung zum EU-Beitritt der Türkei deren unzureichende Umsetzung europäischer Kriterien, etwa in der Zypernfrage, sowie eine drohende Überdehnung der EU. Das Konzept scheitert bis heute an SPD und Grünen.