Kötztinger Pfingstritt (Bild: Stadt Bad Kötzting)
Pfingstritt

Gebete vom Pferderücken

Für viele Bad Kötztinger ist es der schönste Tag im Jahr: Am Pfingstmontag klappern die Hufe hunderter Rösser durch den oberpfälzischen Kurort. Was zeichnet die jahrhundertealte Tradition aus und warum sind bei der Männerwallfahrt keine Frauen dabei?

„Hochgelobt und gebenedeit sei das Allerheiligste Sakrament des Altares.“ Mit diesen Worten verehren hunderte Reiter Stadtpfarrer Herbert Mader vor der Kirche St. Veit in Bad Kötzting und zücken ihren Trachtenhut. Marder segnet die vorbeiziehenden Pfingstreiter mit dem Allerheiligsten.

Schutz vor den Räubern

Der über 600 Jahre alte Kötztinger Pfingstritt gehört zu den ältesten Brauchtumsveranstaltungen in Bayern. Um acht Uhr startet der Kaltblüter-Tross am Pfingstmontag, so will es die Tradition. Die „Eucharistische Prozession zu Pferde“ ist eine reine Männerwallfahrt. Mit Trachten gekleidet und auf prächtig geschmückten Pferden reiten jedes Jahr rund 800 Gläubige von Bad Kötzting zu der sieben Kilometer entfernten Nikolauskirche nach Steinbühl. Der Legende nach machte sich ein Geistlicher im Jahre 1412 auf den Weg dorthin, um einem Sterbenden die Sakramente bringen. Mutige Kötztinger Burschen schützten ihn dabei vor Räubern, die am Wegesrand lauerten. Damals waren keine Frauen dabei und das ist bis heute so geblieben.

„Der schönste Tag im Jahr“

Der Pfingstritt ist deshalb auch kein Spazierritt, keine Volksbelustigung und auch keine Pferdeschau. Er ist vielmehr Ausdruck von gelebtem Glauben. Auf Volkstracht legen die Brauchtumspfleger hohen Wert. In Hemden, Sportdress oder Uniform sollten Teilnehmer tunlichst nicht erscheinen. Zum Pfingstreiter gehört außerdem das Gebet. So mischen sich unter das Hufgetrappel die gesprochenen Gebete um günstiges Wetter, eine gute Ernte, die Bewahrung der Schöpfung und die Gesundheit für Reiter und Pferd. „Das ist der schönste Tag im ganzen Jahr. Dann kommt die Identität unserer Stadt zum Ausdruck. Uns ist es wichtig, dass der Pfingstritt kein Touristenspektakel ist, sondern ein Glaubensbekenntnis“, sagt Sepp Barth, Kurdirektor in der Kurverwaltung Bad Kötzting und verantwortlich für die Organisation des Pfingstrittes.

Der Pfingstritt ist kein Touristenspektakel.

Sepp Barth, Kurverwaltung Bad Kötzting

Nach der Pfingstreitermesse in Steinbühl kehrt die Schar der Wallfahrer zu Pferd zurück nach Bad Kötzting zum Platz vor der Kirche St. Veit. Der mitreitende Kaplan überreicht dem Pfingstbräutigam das Tugendkränzchen. Der mitreitende Kaplan von Bad Kötzting zeichnet langjährige Ritt-Teilnehmer mit Fahnen oder Ehrenbändern aus.

Den beiden Burschen- und Brautzügen am Pfingstmontag und -dienstag schließen sich jeweils die festlichen Pfingsthochzeiten an. Ein Pferdemarkt am Pfingstsamstag, die Zugleistungsprüfung für Haflinger- und Kaltblutpferde am Pfingstsonntag und ein vielseitiges Kultur- und Volksfestprogramm umrahmen die Festtage.

Pfingstritt ist immaterielles Kulturerbe

Im Jahre 2004 nahm mit Gerhard Ludwig Müller, Bischof von Regensburg (jetzt Kardinal, Präfekt der Glaubenskongregation) erstmals ein Bischof am Pfingstritt teil. Er erließ ein Dekret, mit dem der Pfingstritt wieder zu einer Eucharistischen Prozession erhoben wurde und damit das Allerheiligste mitgeführt werden darf. Dies war seit einem Pastoralerlass des Bischofs Ignatius von Senestry aus dem Jahr 1869 verboten. Der Kötztinger Pfingstritt wurde im Jahr 2015 in das Bayerische Landesverzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.

Gastspiel der Schwergewichte

Nicht nur in Bad Kötzting, auch in Berching stehen die Rösser zu bestimmten Jahreszeiten im Mittelpunkt. Der BAYERNKURIER hat den Berchinger Rossmarkt, Bayerns größtes Wintervolksfest besucht.