So sieht der Isarring am Englischen Garten heute aus. (Bild: Jürgen Dudowits/fkn)
Parktunnel

Entscheidung vertagt

Ob ein Tunnel im Englischen Garten den Nord- und Südteil endlich vereint, darüber will der Münchner Stadtrat erst Ende Juni entscheiden. Die großen Fraktionen sind sich zwar einig, aber Grüne und Bayernpartei haben noch Redebedarf.

Der Planungsausschuss des Münchner Stadtrats hat seine Entscheidung zu dem Millionen-Projekt auf den 28. Juni zur Vollversammlung verlegt. Eigentlich sollte die Entscheidung am 24. Mai fallen, doch die Grünen und die Bayernpartei forderten mehr Zeit für weitere Beratungen.

Der Isarring, Teil der Münchner Schnellstraße „Mittlerer Ring“, zerschneidet bisher den Englischen Garten in zwei Hälften. Mit dem Tunnel würde somit der Park als grüne Lunge Münchens wieder vereint – und zugleich ein erhebliches Verkehrsproblem gelöst: Die Stelle ist ein Nadelöhr. Sobald der Ausschuss zustimmt, geht das Projekt in die konkrete Planung.

Je länger, desto teurer

Die verschiedenen Tunnelvarianten unterscheiden sich vor allem in der Länge. Die Röhre könnte zwischen 285 und 620 Meter werden. Es wird wohl auf knapp 400 Meter Länge hinauslaufen, denn je länger, desto teurer wird das Projekt. Die Kosten werden auf 125 Millionen Euro geschätzt, die Zeit bis zu einer Realisierung auf fünf bis sechs Jahre. Im vergangenen Jahr hatte der Freistaat zugesagt, den Tunnelbau mit 35 Millionen Euro zu unterstützen, und damit ein wichtiges Signal gegeben. Aus einem Fördertopf des Bundes fließen weitere 2,7 Millionen. Weitere Sponsoren wie die Allianz-Umweltstiftung unterstützen den Bau.

Zuviel Abgas und Lärm

Der Nordteil des Englischen Gartens dürfte also in einigen Jahren aus seinem Dornröschenschlaf erwachen. 50 Jahre ist es her, dass er beim Bau des Isarrings vom Südteil abgetrennt wurde. Einzige Verbindung sind seitdem ein schmaler Tunnel und eine kleine Brücke, die von Ortsfremden leicht übersehen werden. Über den Isarring quälen sich täglich gut 120.000 Autos und Lkw. Staus in die Iffland- und die Dietlindenstraße sind an der Tagesordnung. Für die erholungssuchenden Parkbesucher sind die Belästigungen durch Abgase und Lärm seit jeher ein Ärgernis. Ein Parktunnel könnte im Bereich des Isarrings den Lärmpegel um fünf bis zwölf Dezibel reduzieren. Die Schadstoffbelastung würde vor allem im Biergarten am Seehaus auf Höhe des Tunnels merklich sinken.

Stiftung kämpft seit sieben Jahren für das Projekt

Dass die Blechlawine bald auf einer Länge von knapp 400 Metern unter der Erde verschwinden könnte, haben die Münchner in erster Linie den Initiatoren Petra Lejeune und Hermann Grub zu verdanken. Das Architektenehepaar engagiert sich seit den 70er Jahren für mehr Lebensqualität in Großstädten und insbesondere für mehr Grün für Erholungssuchende. Sie forderten vor gut sieben Jahren die „Wiedervereinigung des Englischen Gartens“ mit einer Tunnellösung und gründeten eine Stiftung, die seitdem für das Projekt kämpft.

Für ihre Idee konnte das Ehepaar auch die Allianz Umweltstiftung – einen der Sponsoren – gewinnen. Der Versicherungskonzern finanzierte eine Machbarkeitsstudie, die 2011 vorgestellt wurde. Die Vorplanung überzeugte auf ganzer Linie: Ein durchgehender Stadtpark auf fünf Kilometern Länge lockt. Er soll eine „Frischluftschneise“ vom Stadtrand bis ins Zentrum bieten. Für die Pendler ist das Projekt ebenfalls ein Segen, schließlich wird ihnen „ein staufreier Verkehrsfluss auf sechs Fahrspuren im Tunnel“ in Aussicht gestellt. Derzeit staut sich der Verehr noch auf vier Spuren.

Geduld gefragt

Im Rathaus rechnet man mit einer Planungszeit von sechs Jahren. Bis Parkbesucher vom Süd- in den Nordteil des Englischen Gartens ohne Motorengeräusche flanieren können, wird es dann wohl weitere vier bis fünf Jahre dauern. Die Wiedervereinigung des Parks könnte also in rund zehn Jahren gefeiert werden, sollte der Stadtrat den Plan Ende Juni absegnen.

Der Englische Garten

Kurfürst Karl Theodor ließ den Englischen Garten ab 1789 durch Benjamin Thompson, den späteren Reichsgraf von Rumford, als Volksgarten für die Bevölkerung anlegen. Zunächst Berater und ab 1804 dann Intendant des gesamten Bayerischen Gartenwesens war der Hofgärtner Friedrich Ludwig von Sckell. Heute besuchen jährlich mehr als fünf Millionen Menschen den Englischen Garten. Mit einer Fläche von 376 Hektar ist der Englische Garten eine der größten innerstädtischen Parkanlagen der Welt, größer als der Central Park in New York oder der Hyde Park in London.