Mit 300.000 Gästen zählt die Bamberger Sandkerwa zu Bayerns größten Volksfesten. (Foto: Imago/imagebroker)
Volksfest

Bamberger Sandkerwa abgesagt

Schwierige Sicherheitslage und unkalkulierbare finanzielle Risiken - aus diesen Gründen hat der Bürgerverein Sand die Bamberger Sandkerwa zum ersten Mal nach 66 Jahren abgeblasen. Die Bürger sind fassungslos. Gerüchte und Unmut treiben die Stadt um.

Die Sandkerwa in Bamberg zieht jährlich rund 300.000 Besucher an fünf Tagen in die oberfränkische Stadt. Das Volksfest ist Kult, es zählt zu den größten Bayerns. Völlig überraschend soll es in diesem Jahr nicht stattfinden.

Sicherheit und Kosten

Standbetreiber und Schausteller erhielten am Mittwochabend eine kurze Mitteilung. Darin ist davon die Rede, dass der Bürgerverein beschlossen hat, die 67. Sandkerwa 2017 nicht zu veranstalten. Es sei den Veranstaltern nicht leicht gefallen, diesen Schritt nach 66 Jahren zu gehen. „Aufgrund der aktuellen Sicherheitslage und der finanziellen Risiken sind wir als ehrenamtlicher Verein nicht mehr in der Lage, diese Veranstaltung auszurichten“, so die Begründung des Vereins.

Fassungslose Bürger

Die Bamberger Bevölkerung reagiert fassungslos, das zeigt ein Blick ins Netz. Auf der Facebook-Seite des Fränkischen Tags sind bis zum Donnerstagmittag rund 1000 Kommentare zu der Meldung eingegangen. Viele der Kommentatoren stellen einen Zusammenhang zu den in Bamberg lebenden Flüchtlingen her. Allein die Aufnahmeeinrichtung Oberfranken beherbergt rund 1000 Menschen. Sie befindet sich im Ausbau, die Kapazität soll noch in diesem Jahr auf 3400 Plätze steigen.

Die Stadt bedauert diese Vorgehensweise außerordentlich.

Ulrike Siebenhaar, Pressesprecherin der Stadt Bamberg

Allerdings hatte der Bürgerverein schon in der Vergangenheit Schwierigkeiten, berichtet der Fränkische Tag. Bereits 2015 hatte es demzufolge massive Probleme gegeben, die Sandkerwa durchzuführen. Grund waren demzufolge die deutlich aufwendiger gewordenen Sicherheitsvorschriften, die in den teilweise engen Gassen ohnehin schwer einzuhalten sind. Diese Vorkehrungen kosten obendrein viel Geld, ein Risiko, das der Bürgerverein nicht mehr tragen kann und will.

Auch der CSU-Stadtrat und ehemalige OB-Kandidat Gerhard Seitz bestätigte in einem Facebook-Eintrag diese Schwierigkeiten: „Die Gefahr eines Ausfalls bestand schon im Jahr 2016, es war damals nur der Mediation von Alt-OB Herbert Lauer zu verdanken, dass die Sandkirchweih doch noch durchgeführt wurde.“

Stadt rechtfertigt Auflagen

Die Stadt rechtfertigt die strengen Vorschriften auf Nachfrage: „Es ist die Aufgabe der Stadt Bamberg als Genehmigungsbehörde im wohlverstandenen Interesse der Besucher dafür zu sorgen, dass die Sicherheitsvorkehrungen eingehalten werden“, teilt Sprecherin Ulrike Siebenhaar mit. In den vergangenen Jahren sei es gemeinsam mit den Veranstaltern Sandkerwa immer gelungen, sich zu verständigen. „Selbstverständlich ging die Stadt Bamberg davon aus, dass dies auch bei der Organisation und Durchführung der diesjährigen Sandkerwa gelingen wird, zumal für dieses Jahr keine erhöhten Sicherheitsauflagen im Vergleich zum Vorjahr geplant waren.“

Vermutungen der CSU

Die Stadt macht keinen Hehl daraus: Die Absage trifft sie völlig unvorbereitet. „Die Stadt bedauert diese Vorgehensweise und die negative Entscheidung zur Sandkerwa 2017 außerordentlich“, sagt Siebenhaar.

Ein Ortsverband der Bamberger CSU hat unterdessen eine andere Vermutung, diese Idee einer „unfreundlichen Übernahme“ mit Gewinnabsichten äußert der Ortsverband Mitte auf Facebook so:

E I LT!!!Wir nehmen ab jetzt Wetten an!Zuerst lässt man den Bürgerverein Sand mit der Kerwa im Regen stehen, um dann…

Posted by CSU Bamberg – 1. Ortsverband Mitte on Mittwoch, 3. Mai 2017

Hintergrund der Vermutung, die auch viele Kommentatoren auf Facebook andeuteten: Der Geschäftsführer des Stadtmarketings Bamberg ist Klaus Stieringer. Stieringer ist außerdem Fraktionsvorsitzender der SPD im Bamberger Stadtrat. Und damit ein Parteikollege des Oberbürgermeisters Andreas Starke.

OB will klären

OB Starke arbeitet gerade nach eigenen Angaben daran, die 67. Sandkerwa doch noch zu retten. Zunächst holt er dazu den Bürgerverein an den Verhandlungstisch. Das klärende Gespräch solle so bald wie möglich stattfinden. „Wir wollen nicht übereinander, sondern miteinander reden,“ sagt der Oberbürgermeister.