Eine Reform soll gegen den Fachkräftemangel im Pflegebereich wirken. (Foto: Imago/blickwinkel/McPhoto/Erwin Wodicka)
Ausbildung

Pflege braucht gutes Personal

In der Pflege fehlen Fachkräfte. Gleichzeitig leben die Deutschen immer länger – der Bedarf an Pflege im Alter wächst. Deswegen reformiert die Bundesregierung die Ausbildung in diesem Bereich. Der BAYERNKURIER beantwortet die wichtigsten Fragen zu einer Reform, die in Zukunft immer mehr Menschen betreffen wird.

Woher rührt der Mangel an Pflegekräften?

Der demografische Wandel betrifft die Pflege gleich doppelt. Mit der Alterung der Bevölkerung steigt die Nachfrage nach Pflege. Zugleich sinkt die Zahl der Berufstätigen, also derer, die in der Pflege arbeiten können. Das Bundesgesundheitsministerium prognostiziert: Die Zahl der Pflegebedürftigen könnte bis 2060 auf 4,7 Millionen steigen. Damit wären sechs Prozent der Gesamtbevölkerung pflegebedürftig – ein doppelt so hoher Anteil wie heute. Allerdings: Die Anzahl der Pflegebedürftigen könnte langfristig auch niedriger sein. Nämlich dann, wenn wir auch in Zukunft gesund altern, also bei steigender Lebenserwartung mehr Jahre in Gesundheit verbringen.

Welche Pflegeberufe gibt es überhaupt?

In Deutschland gibt es drei Pflegeberufe mit regulärer Ausbildung: Krankenpfleger, Altenpfleger und Kinderkrankenpfleger. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Assistenzberufe, die eine kürzere und rein schulische Ausbildungszeit kennzeichnet. Außerdem gibt es den Beruf der Heilerziehungspflegers, der speziell auf die Betreuung von Menschen mit Behinderung zugeschnitten ist. Es gibt auch Pflegeberufe mit Studium, zum Beispiel Pflegemanagement.

Wie wird die Pflegeausbildung reformiert?

Die Reform betrifft die drei dualen Ausbildungsberufe Krankenpfleger, Altenpfleger und Kinderkrankenpfleger. Der Kompromiss der Bundestagsfraktionen zum Pflegeberufsgesetz sieht vor, dass die getrennte Ausbildung von einer generalistischen Ausbildung abgelöst wird. Heißt: Alle drei Ausbildungsberufe werden in den ersten beiden Jahren zu einer Pflegeausbildung zusammengeführt. Im dritten Jahr können die Auszubildenden aber entscheiden, ob sie einen generalistischen Abschluss für alle drei Berufe oder einen spezialisierten Abschluss für einen der Berufe anstreben. Zudem wird es nach zwei Jahren die Möglichkeit eines Abschlusses in der Pflegeassistenz geben.

Ist diese Reform sinnvoll?

Ja, sagt Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml. „Mein Ziel ist es, mehr junge Menschen als bisher für den Pflegeberuf zu gewinnen. Dafür brauchen wir eine moderne und attraktive Ausbildung mit besten Berufsperspektiven“, sagt die Ministerin auf Anfrage. „Klar ist: Die Pflegekräfte von morgen müssen für komplexe Aufgaben gerüstet sein. Genau dieses Ziel hat die Ausbildungs-Reform. Außerdem bietet eine generalistische Ausbildung mehr Entwicklungsmöglichkeiten.“

Der Weg hin zum Kompromiss der Bundesregierung war lang. Und die Reform erntet Kritik. Der Vizepräsident des Arbeitgeberverbandes Pflege, Friedhelm Fiedler, äußert auf faz.net die Befürchtung, dass sich der Ausbildungsstoff künftig stärker an der Krankenpflege orientiere und sich deshalb weniger Hauptschüler für den Pflegeberuf entscheiden werden.

Diesem Vorwurf widerspricht Stephan Stracke, gesundheitspolitischer Sprecher der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag. Entscheidend sei, dass die drei Berufsabschlüsse erhalten bleiben und gleichberechtigt neben dem gemeinsamen Abschluss stehen. „Damit haben wir die Wahlfreiheit der Auszubildenden gesichert und die Ausbildung für die Zukunft attraktiver gemacht“, sagt Stracke auf Nachfrage. Auszubildende können demnach selbst entscheiden, welchen Abschluss sie anstreben wollen. „ Auf diese Weise haben wir sichergestellt, dass jeder Auszubildende, egal ob Gymnasiast, Real- oder Hauptschüler den Ausbildungsgang wählen kann, den er für sich selbst am geeignetsten empfindet.“