Erfolgreicher Sport: Handball im Aufwind. (Bild: Fotolia/roostler)
Handball

Das Aus für Großwallstadt

Großwallstadt ist zahlungsunfähig. Der siebenmalige deutsche Handballmeister TV Großwallstadt ist zahlungsunfähig und hat Insolvenz angemeldet. Das teilte das Landgericht Aschaffenburg am Montag mit. Der TVG wird aller Voraussicht nach einen Neuanfang in der 3. Liga starten.

Gleich nach dem Schlusspfiff beim letzten Heimspiel und einem 23:21-Sieg gegen den VfL Bad Schwartau am vergangenen Sonntag trug ein Fan ein Kreuz durch die Halle – als Symbol für den Niedergang des ruhmreichen Handballvereins TV Großwallstadt, der nun Insolvenz angemeldet hat. Mit einem großen Plakat bedankte sich die Mannschaft für die Unterstützung der Anhänger, die sich alle für einen letzten langen Applaus von den Sitzen erhoben. Sechster war Großwallstadt zu diesem Zeitpunkt in der zweiten Handball-Bundesliga, in die der Verein erst 2013 abgestiegen war. Sieben deutsche Meisterschaften, vier Pokalsiege und fünf internationale Titel, darunter auch zwei Europapokale der Landesmeister 1979 und 1980, haben die Mainfranken zur einer der besten deutschen Handballvereine gemacht. Namen wie Karrer, Freisler oder die Weltmeister von 1978, Klühspies, Meisinger und Torwart Hofmann, später Roch und Roos, sind Handballfans bis heute ein Begriff. Kurz vor dem Abstieg 2013 hatte der Verein noch sein 125-jähriges Bestehen gefeiert.

Lizenz verweigert, Abstieg in die dritte Liga

Die Lizenzverweigerung durch die Handball-Bundesliga (HBL) für die 2. Liga vor ein paar Tagen hatte der Traditionsklub akzeptiert und keine rechtlichen Schritte mehr gegen die Entscheidung eingelegt. „Inhaltlich sind wir zwar immer noch anderer Meinung, aber wir haben alle rechtlichen und sonstigen Argumente abgewogen und sind nach intensiver rechtlicher Beratung zu der Erkenntnis gekommen, dass ein Gang vor ein ordentliches Gericht auch durch formelle Gründe keinerlei Aussicht auf Erfolg hätte“, erklärte TVG-Geschäftsführer Georg Ballmann.

Dennoch wird der Verein nicht bis in die vierte Liga abrutschen. Der Insolvenzantrag der TV Großwallstadt Handball GmbH soll keine Auswirkungen auf die Teilnahme am Spielbetrieb der 3. Liga haben, da hierfür der TV Großwallstadt 1888 e.V. den Antrag gestellt hat. „Wir haben alle erforderlichen Unterlagen eingereicht und gehen fest davon aus, dass wir nächste Saison in der dritten Liga antreten werden“, teilte Bernd Sam als Vorstand des Hauptvereins mit.

Schock für die Mannschaft

Zum letzten Spiel, ein Auswärtsspiel beim TSV Bayer Dormagen, werden die Handballer voraussichtlich nicht antreten. Die Spieler haben dem Insolvenzverwalter Franz-Josef Hansen zufolge bereits seit Februar kein Gehalt mehr bekommen. „Wir – ich und die Mannschaft – sind geschockt! Dass es Schwierigkeiten finanziell gibt, das wussten wir. Dass es so schlimm steht, hätten wir aber nicht gedacht“, so Maik Handschke, Trainer des TV Großwallstadt, gegenüber dem Bayerischen Rundfunk. Erst in den kommenden Tagen wird sich zeigen, welche Spieler den Weg in die 3. Liga mitgehen. „Wir wollen auf jeden Fall Spieler halten, vor allem natürlich Nachwuchskräfte mit Perspektive“, erklärte Ballmann. Doch die meisten Spieler haben gezeigt, dass sie gut genug sind, um oben in der zweiten Liga mitzuspielen, wie der Tabellenplatz beweist. Daher dürfte es schwierig werden, sie für einen Verbleib zu motivieren. Ob Trainer Handschke in Großwallstadt bleibt, will er erst in den nächsten Tagen entscheiden: „Man muss schauen, wie die Region hier reagiert, wie die Sponsoren reagieren.“