Der "Wasserpakt" soll den Gewässerschutz voranbringen. (Bild: A. Schuchardt)
Umweltschutz

Pakt für besseres Wasser

Die hohe Nitratbelastung im Grundwasser macht Fachleuten seit langem Sorge. Ein "Wasserpakt" zwischen Staatsregierung, Bauernverband und weiteren Organisationen soll das ändern. Die freiwillige Vereinbarung soll gesetzliche Vorgaben ergänzen.

Spaziergänger bekommen es zu riechen, Ausflügler rümpfen die Nase, Landwirte wissen woher es kommt: es ist der scharfe Geruch der Gülle, den sie derzeit auf ihre Felder spritzen. Im Wechsel mit Gülle landet auch zusätzlicher Stickstoffdünger im Boden. Das hilft den Pflanzen beim Wachsen. Zu viel davon belastet allerdings Gewässer und Grundwasser.

Nitratbelastung bei 40 Prozent?

Fachleuten bereitet bereits seit langem die anhaltend hohe Nitratbelastung im Grundwasser Sorgen. Rund ein Viertel der bayerischen Grundwasserkörper – das sind Gebiete, an denen sich Messstellen befinde – erfüllt derzeit nicht die Vorgaben der EU. Das heißt, der Schwellenwert nach der Grundwasserverordnung in Höhe von 50 Milligramm (mg) Nitrat pro Liter ist überschritten. In den kommenden vier Jahren könnte die Nitratbelastung sogar auf knapp 40 Prozent ansteigen, prognostiziert das bayerische Landesamt für Umwelt. Bei öffentlichen Trinkwassergewinnungsanlagen in Bayern übertreffen derzeit 3,4 Prozent der gewonnenen Wassermenge den Schwellenwert.

Wasserpakt für bessere Wasserqualität

Da sich bayerisches Trinkwasser zu 90 Prozent aus Grundwasser speist, sind sich sowohl Landwirte als auch Wasserversorger einig: die Wasserqualität muss besser werden. Landwirtschaftsminister Helmut Brunner und Umweltministerin Ulrike Scharf haben dazu mit dem Bauernverband und Vertretern von weiteren elf Verbänden und Organisationen einen „Wasserpakt“ geschlossen. Denn als Hauptursache für zu hohe Nitratwerte im Grundwasser gilt ein übermäßiger Einsatz von Gülle und stickstoffhaltigem Dünger. Ein zentrales Ziel der Vereinbarung ist es deshalb, diese Belastung zu reduzieren.

Für den Gewässerschutz erreichen wir am meisten, wenn alle Akteure ihren Beitrag leisten und intensiv zusammenarbeiten.

Helmut Brunner, bayerischer Landwirtschaftsminister

Mit ihrer Unterschrift haben sich die Beteiligten freiwillig zu Selbstverpflichtungen bekannt. Dazu zählt beispielsweise der Einsatz moderner Landwirtschaftstechnik. Aber auch Förderprogramme, Beratungen und Schulungen. Der Wasserpakt sei ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu mehr Gewässerschutz, sagte Walter Heidl, Präsident des Bauernverbandes. Das Bündnis soll auch dazu beitragen, die Bodenerosion und die damit verbundenen Nährstoffeinträge in Bäche und Seen zu minimieren. Es gehe aber „um viel mehr als Landwirtschaft“. Auch von der Vernetzung mit anderen Partnern profitieren die Akteure, sagte Heidl.

Wir wollen unser bayerisches Wasser schützen und gemeinsam dort anpacken, wo es Probleme gibt.

Walter Heidl, Präsident des Bauernverbandes

Vernetzung von Modellbetrieben

Dabei helfen soll ein landesweites Netz von Modellbetrieben. Dort können sich Landwirte über geeignete Verfahren informieren. Unterstützung gibt es zudem von Wasserberatern, deren Zahl verdoppelt wird. Auch an Fachschulen soll das Thema Gewässerschutz verstärkt behandelt und Forschungsprojekte initiiert werden. Bis 2021 plant der Freistaat insgesamt rund 1,2 Milliarden Euro in den Schutz der Gewässer in Bayern zu investieren. Ein Großteil davon in Förderprogramme für die Bauern.

Der Wasserpakt kann mit seinen vielfältigen Akteuren wichtige Impulse geben.

Ulrike Scharf, bayerische Umweltministerin

Dem Bund Naturschutz geht der Wasserpakt nicht weit genug. Um das Grundwasser im Freistaat vor Nitrat zu schützen, müssten Wasserschutzgebiete erweitert, Düngemengen in besonders Nitrat-belasteten Gebieten beschränkt werden und es verpflichtende Pufferstreifen an Wassergräben geben, fordert Verbandschef Hubert Weiger. Brunner zufolge soll der Wasserpakt kein Ersatz für gesetzliche Vorgaben sein, sondern eine wertvolle Ergänzung. Brunner hofft, dass sich weitere Verbände und Organisationen dem Pakt anschließen.

Wie schädlich ist Nitrat?

Nitrat selbst ist nicht gesundheitsgefährdend. Es kann jedoch im Körper zu Nitrit umgewandelt werden, das den Sauerstofftransport im Blut blockiert. Außerdem steht Nitrit im Verdacht, über die Umwandlung zu Nitrosaminen indirekt krebserregend zu sein. In der EU gilt deshalb ein Grenzwert von 50 Milligramm je Liter Trinkwasser.

Erst vor wenigen Wochen hatte der Bundestag neue Regeln für das Düngen von Äckern beschlossen. Eine Düngeverordnung sieht Obergrenzen für die Stickstoffdüngung in Gebieten mit kritischen Werten vor. Zudem sollen vorgeschriebene Abstände zu Gewässern ausgeweitet werden. Der bayerische „Wasserpakt“ soll diese gesetzlichen Vorgaben ergänzen.