Gefährdete Art: Der Luchs. Bild: avd
Luchse getötet

Verschwunden im „Bermuda-Dreieck“

Aufregung im Bayerischen Wald: Mehrere Luchse wurden hier offenbar von Wilderern getötet. Das Umweltministerium setzte daher erstmals eine Belohnung in Höhe von 10.000 Euro für sachdienliche Hinweise aus, die zur Ergreifung des oder der Täter führen, die die streng geschützte Tierart durch die Tötungen gefährden. Die Umstände sind jedoch seltsam.

Artenschützer nennen die Region um den Kaitersberg im Bayerischen Wald östlich von Bad Kötzting mittlerweile das „Bermuda Dreieck“ – weil hier immer wieder Luchse spurlos verschwinden oder auf unnatürliche Weise zu Tode kommen. Der Höhenzug setzt sich bis zum Arber fort. Erst letzte Woche wurden hier vier abgetrennte Luchsvorderpfoten gefunden. Sie sind derzeit in einem Labor zur Untersuchung, die Polizei ermittelt wegen Jagdwilderei, für die dem Täter eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren droht. Sicher ist, dass es sich um mindestens zwei tote Tiere handelt, wenn nicht sogar um vier. Eine andere Luchsin wurde 2012 bei Rinchnach vergiftet, ein Jahr später erschoss ein Unbekannter ein trächtiges Luchsweibchen bei Bodenmais. Laut Artenschützern verschwanden weitere Tiere spurlos, die einen Sender trugen. Sie vermuten, dass die Taten möglicherweise in Zusammenhang mit ihrem Einsatz für ein Luchsschutzgebiet am Kaitersberg östlich von Bad Kötzing stehen. Hier wurde eine 37 Hektar große Fläche, die Luchse zur Jungenaufzucht und als Rückzugsraum nutzen, als Schutzzone ausgewiesen. Das Gebiet ist auch ein beliebtes Kletterziel gewesen. Nach den Funden im Bayerischen Wald forderten Naturschützer erneut den Aufbau einer Anti-Wilderer-Einheit der Polizei. In Österreich hätten solche Einheiten bereits Erfolge gegen Luchswilderer erzielen können. Bisher sah der Freistaat Bayern aber keine Notwendigkeit dafür.

10.000 Euro Belohnung

„Die illegale Tötung streng geschützter Arten muss konsequent verfolgt und bestraft werden“, betonte die Bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf. „Kriminelles Verhalten ist nicht hinnehmbar. Die speziellen Umstände machen die aktuelle Tat im Bayerischen Wald besonders abstoßend. Die zuständigen Ermittlungsbehörden müssen alles Notwendige unternehmen, um die Tat so schnell wie möglich aufzuklären. Die Ermittler erhalten dabei durch die Naturschutzbehörden jede benötigte Unterstützung.“ Das Landesamt für Umwelt (LfU) hat unmittelbar Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Regensburg wegen des Verdachts einer Umweltstraftat erstattet. Nach Auffassung des Umweltministeriums kommt hier auch der Tatbestand eines besonders schweren Falls einer Umweltstraftat in Betracht. „Der wiederholte systematische Angriff auf die grenzüberschreitenden Artenschutzbemühungen im Bayerischen Wald ist nicht hinnehmbar“, so Scharf. Das Umweltministerium setzt daher erstmals eine Belohnung in Höhe von 10.000 Euro für sachdienliche Hinweise aus. „Wir hoffen, die Aufklärung dieser kriminellen Tat damit entscheidend voranzubringen. Gleichzeitig sollen die Aufwendungen von Staat und Verbänden für das Luchsprojekt Bayern geschützt werden“, sagte die Ministerin. Das Luchsprojekt Bayern wird vom Bund Naturschutz, dem Landesbund für Vogelschutz und der Wildland-Stiftung Bayern getragen. Ziel ist es, den tatsächlichen Luchsbestand im Bayerischen Wald möglichst genau zu erfassen. Langfristig soll ein von allen beteiligten Interessengruppen getragenes Miteinander von Mensch und Luchs erreicht werden. Dabei spielt auch die vollständige Entschädigung von Nutztierrissen durch den Ausgleichsfonds Große Beutegreifer eine wichtige Rolle. Seit rund zwei Jahren wurden die Arbeiten im Rahmen des grenzüberschreitenden Projekts TransLynx auf den Nationalpark Šumava ausgedehnt. Die ersten Luchse im Bayerischen Wald wurden bereits in den 1970er Jahren gesichtet.

Die Polizei dementierte allerdings Angaben des LBV: Der Fundort der vier Luchspfoten lag in einem Waldstück im Gemeindebereich Lam und nicht, wie der LBV behauptete, am Kaitersberg. Auch seien sie nicht bei einer Foto-Falle des Luchs-Monitoring-Projekts abgelegt worden, sondern einfach irgendwo im Wald. Die Polizei hat trotz erster Zeugenhinweise noch keine heiße Spur.

 

Hinweise, die zur Aufklärung der Tat beitragen können, nimmt die Polizeidienststelle in Bad Kötzting unter der Telefonnummer 09941 / 9431-0 oder jede andere Polizeidienststelle entgegen.