Das Kloster Seeon im Landkreis Traunstein. (Bild: Kloster Seeon/fkn)
Kloster Seeon

Traditionshaus mit Geschichte

Am Mittwoch beginnt die Klausurtagung der CSU-Landesgruppe - in diesem Jahr erstmals in Kloster Seeon im Chiemgau. Das ehemalige Benediktiner-Kloster hat eine lange und wechselvolle Geschichte. Die Hanns-Seidel-Stiftung hatte den langjährigen Tagungsort Wildbad Kreuth aus finanziellen Gründen aufgeben müssen.

Es ist ein Novum für die CSU-Landesgruppe im Bundestag: In dieser Woche halten die Abgeordneten ihre traditionelle Klausur zum Jahresauftakt ab – allerdings nicht mehr wie in den vergangenen Jahrzehnten in Wildbad Kreuth am Tegernsee, sondern an einem neuen Ort: dem Kloster Seeon, unweit entfernt vom Chiemsee im Landkreis Traunstein. Daher lohnt ein Blick auf den neuen Tagungsort, der ebenfalls eine lange Geschichte vorweisen kann.

Wechselvolle Geschichte

Gegründet im Jahr 994 von Pfalzgraf Aribo I., bezogen schon bald die Mönche des Benediktiner-Ordens das Kloster, das umgeben von kleinen Seen, der Nähe zum Chiemsee und dem Bergpanorama dahinter, ein Ort der Idylle ist. Gegen Ende des 11. Jahrhunderts entstand ein Neubau des Klosters im romanischen Stil, 1180 wurde die noch heute bestehende Kirche fertiggestellt. Zwischen 1761 und 1780 verbrachte Wolfgang Amadeus Mozart immer wieder Zeit in Seeon.

Besonders wechselhaft war die Geschichte des Klosters aber im vergangenen Jahrhundert. 1934 ersteigerte der Großindustrielle Max Wiskott die Klosteranlage und vermietete sie an die NSDAP zur Einrichtung einer SA-Schule. Auch der Reichsarbeitsdienst nutzte die Räumlichkeiten des Klosters. Ab 1945 fungierte Seeon dann zunächst als Nachkriegslazarett, dann als Flüchtlingslager, wobei sich das Haus den Beinamen „Sudetenheimstätte“ erwarb.

Umbau zum Hotel und Tagungsort

1953 verkaufte die Familie Wiskott das Anwesen – die neuen Eigentümer nutzten es zunächst als Hotel, dann als Polstermöbelfabrik. Ab 1958 wurde Seeon zwanzig Jahre lang als Schule des Bundesgrenzschutzes und Kaserne der Bayerischen Bereitschaftspolizei genutzt. 1978 kaufte die Erzdiözese München und Freising das Kloster, um den Verkauf an eine Sekte zu verhindern. 1986 schließlich erwarb der Bezirk Oberbayern das Anwesen und eröffnete 1993 dort das „Kultur- und Bildungszentrum des Bezirks Oberbayern“ mit Tagungshotel.

Neuer Tagungsort für CSU-Landesgruppe

Ab Mittwoch gehen nun also die CSU-Bundestagsabgeordneten in Seeon in Klausur – und freuen sich auf den Tagungsort. Kloster Seeon sei „ein sehr geschichtsträchtiger und ebenfalls idyllisch gelegener Ort im Herzen Oberbayerns“, ließ die Landesgruppe im Vorfeld wissen. Wo die Abgeordneten im nächsten Jahr tagen, sei allerdings noch nicht entschieden.

In der diesjährigen Klausur stellen Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt und ihre Kolleginnen und Kollegen die Sicherheitspolitik in den Fokus – und da besonders die Gefahr durch islamistischen Terror. Schon im Vorfeld der Klausur war ein Maßnahmenpaket bekannt geworden, mit dem die Christsozialen deutlich mehr Befugnisse für Polizei und Verfassungsschutz sowie eine verschärfte Abschiebepraxis fordern, um die Sicherheitslage in Deutschland zu verbessern.

Das sind die Eckpunkte des Maßnahmenpakets der Landesgruppe

  • Deutliche Ausweitung der Befugnisse für Polizei und Verfassungsschutz
  • Verschärfung der Abschiebepraxis und strengere Regeln bei Abschiebehaft
  • Höhere Mindeststrafen für die Vorbereitung terroristischer Anschläge
  • Bei doppelter Staatsbürgerschaft Entzug der deutschen Staatsbürgerschaft beim Kampf für Terrororganisationen auch im Ausland
  • Stärkerer Einsatz elektronischer Fußfesseln bei verurteilten Extremisten
  • Konsequentes Vorgehen gegen sogenannte „Gefährder“

Gerade der Terroranschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Berlin Mitte Dezember habe die Notwendigkeit derartiger Maßnahmen noch einmal verdeutlicht, stellte Hasselfeldt im Vorfeld der Tagung klar. In dem Positionspapier finden die Abgeordneten deutliche Worte: „Wir brauchen mehr Befugnisse für unsere Sicherheitsbehörden auf allen Ebenen – für sichere Grenzen, für einen sicheren Rechtsstaat, für einen sicheren öffentlichen Raum, für ein sicheres Zuhause, für ein sicheres Internet“, heißt es dort.

Seehofer-Besuch zum Auftakt

Bereits am ersten Tag der Klausur wird CSU-Chef Horst Seehofer die Bundestagsabgeordneten in Seeon besuchen. Nach der Eröffnung der Tagung um 13 Uhr wird Bayerns Ministerpräsident in seiner Rede die Richtung für das wichtige Wahljahr 2017 vorgeben. Unter den zahlreichen weiteren Gästen der CSU-Landesgruppe sind auch die norwegische Ministerpräsidentin Erna Solberg, Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler und EU-Sicherheitskommissar Julian Kling. Außerdem werden Bayerns Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, der Chef der EU-Grenzagentur FRONTEX, Fabrice Leggeri, und der Vorstandsvorsitzende von Siemens, Joe Kaeser, in Seeon erwartet.

Hanns-Seidel-Stiftung gab Kreuth auf

Der Wechsel nach Seeon war notwendig geworden, nachdem die Hanns-Seidel-Stiftung als langjährige Pächterin des Tagungszentrums Wildbad Kreuth den Vertrag mit der Eigentümerfamilie aus finanziellen Gründen nicht verlängert hatte und somit eine Weitervermietung an die Landesgruppe im Bundestag sowie die Landtagfraktion der CSU unmöglich wurde. Mit Wehmut erklärte die Vorsitzende der Hanns-Seidel-Stiftung (HSS), Prof. Ursula Männle, die Entscheidung im Interview mit dem BAYERNKURIER:

Wildbad Kreuth war ein Stück Heimat. Aber wir mussten die Sache aus finanziellen Gründen beenden. Der Pachtvertrag, den wir über Jahrzehnte hatten, ist ausgelaufen und wäre in dieser Form nicht verlängert worden. Die finanziellen Bedingungen, die für einen neuen Vertrag an uns herangetragen wurden, hatten sich so dramatisch verändert, dass das von unserer Seite absolut nicht mehr finanzierbar gewesen wäre.

Prof. Ursula Männle, Vorsitzende der Hanns-Seidel-Stiftung

Nach dem Wegfall von Kreuth hat die Hanns-Seidel-Stiftung (HSS) nun noch das Konferenzzentrum in der Münchener Lazarettstraße und das Tagungszentrum im oberfränkischen Kloster Banz, in dem die CSU-Landtagsfraktion ihre Klausur ab dem 17. Januar durchführen wird. Zudem möchte sich die HSS laut Prof. Männle künftig wieder verstärkt auf kleinere Veranstaltungen im ländlichen Raum konzentrieren: „Wir gehen also zu unseren Wurzeln zurück und bringen die Politik zu den Leuten.“