Franken im „englischen Versailles“
Königin Elizabeth II. erfreut sich in diesem Jahr an einem fränkischen Christbaum vor ihrem Schloss. Damit ist sie nicht die Erste, die auf Baumqualität aus Bayern setzt.
Christbaum in Windsor

Franken im „englischen Versailles“

Königin Elizabeth II. erfreut sich in diesem Jahr an einem fränkischen Christbaum vor ihrem Schloss. Damit ist sie nicht die Erste, die auf Baumqualität aus Bayern setzt.

Gerade und hochgewachsen, nicht zu dicht verästelt, einer Pyramide gleich und besonders wichtig: einen schönen Wipfel soll er haben. Der Anspruch an den Christbaum ist hoch – international gefragt sind Bäume aus Bayern. So setzte der Vatikan auf die Oberpfalz, das EU-Parlament auf das bayerische Fichtelgebirge und die Queen in diesem Jahr auf Franken.

Thüringer Kugeln baumeln an fränkischen Ästen

Ein halbes Jahr lang dauerten die Vorbereitungen, sagte ein Sprecher der Stadt Coburg. Jetzt ist es soweit und die Lichter an den Ästen des fränkischen Weihnachtsbaumes strahlen vor dem Schloss der britischen Royals in Windsor. Geschmückt ist das Exemplar mit eigens für die Queen gefertigten Kugeln aus der Thüringer Glasbläserstadt Lauscha. Die Nordmanntanne stammt aus dem Bestand des Herzoglichen Hauses Sachsen-Coburg und Gotha.

Die britischen Royals und das Herzogliche Haus in Deutschland sind eng verwandt. Der Ur-Ur-Großvater von Elizabeth II. war Prinz Albert aus dem deutschen Herzoghaus, dessen Namen die britischen Royals bis 1917 trugen. Im Ersten Weltkrieg, als sich Deutschland und England als verfeindete Mächte gegenüber standen, benannten sie sich in Windsor um. Das Windsor Castle liegt in der Stadt Windsor in der Grafschaft Berkshire. Es ist eine der offiziellen Hauptresidenzen des britischen Monarchen zusammen mit dem Buckingham Palace und dem Holyrood Palace in Edinburgh.

Ein Stück Oberpfalz im Vatikan

Auf dem Petersplatz in Rom sorgte im vergangen Jahr eine 25 Meter hohe Fichte aus Hirschau (oberpfälzischer Landkreis Amberg Sulzbach) für weihnachtliche Stimmung. Die Oberpfälzer Kleinstadt mit rund 6000 Einwohnern hatte sich bereits unter Papst Johannes Paul II. beworben. Die Zusage kam bereits unter Benedikt XVI. Der hatte jedoch kein gutes Gefühl dabei, als Bayer einem bayerischen Baum den Vorzug zu geben. So kam Hirschau auf die Warteliste. 2015 war es dann soweit und der Baum wurde per Tieflader in den Vatikan transportiert.

Bayerische Christbäume für Parlamentarier

Weihnachtlicher Glanz aus dem Fichtelgebirge erfreute auch die EU-Parlamentarier in Straßburg. Die Bayerischen Staatsforsten stellten eine fünf Meter hohe Tanne aus dem Fichtelgebirge zum Start der Weihnachtszeit 2015 zur Verfügung. Handgefertigte Baumanhänger und Christbäume aus dem nordbayerischen Mittelgebirge zierten 2011 bereits den Bundestag in Berlin.

Christbaumpreis stabil

Verbraucher müssen für einen Weihnachtsbaum in diesem Jahr nicht mehr hinblättern als im vergangenen Jahr. Die Preise für Nordmanntanne und Co. bleiben nach Einschätzung des Bundesverbandes der Weihnachtsbaumerzeuger (BWS) weiter stabil. In den vergangenen drei Jahren seien relativ wenig Bäume durch Frost geschädigt worden, sagte Geschäftsführer Martin Rometsch der Deutschen Presse-Agentur. Ein harter Wintereinbruch könne die „Ernte“ der Bäume zwar noch beeinträchtigen und damit für etwas höhere Preise sorgen. Dies sei aber wenig wahrscheinlich.

Nordmanntanne ist Kassenschlager

Insgesamt steige der Kundenwunsch nach Premiumbäumen in makellosem Zustand weiter. Durchschnittlich könne ein Landwirt, der Christbäume anbaut, aber nur mit 50 Prozent sogenannter A-Qualität rechnen. 30 bis 40 Prozent sei B- und C-Ware. Rund zehn Prozent gelten als Ausschuss. Der BWS rechnet für 2016 mit unveränderter Nachfrage nach etwa 24 bis 25 Millionen Christbäumen. Des Deutschen liebster Christbaum bleibt dabei die Nordmanntanne. Dafür müssen die Verbraucher zwischen 18 und 23 Euro pro Meter zahlen. Die Blaufichte, abgeschlagen auf Platz zwei der liebsten Weihnachtsbäume in Deutschland, kostet zehn bis zwölf Euro und die Rotfichte sechs bis acht Euro pro Meter.

Konkurrenz aus Dänemark

Wegen der Nachfrage nach Bäumen ohne Makel steige der Pflegeaufwand stetig. Zehn Jahre etwa stehe ein Weihnachtsbaum, bevor er geschlagen wird, sagte Rometsch. Bis dahin seien regelmäßige Schnittkorrekturen nötig „für einen optimalen pyramidalen Aufbau“. Rund 90 Prozent aller in Deutschland verkauften Christbäume stammen BWS-Angaben zufolge inzwischen aus Deutschland. Der Rest komme aus Dänemark. Die dänische Branchenvereinigung „Danske Juletræer“ berichtete hingegen von fünf Millionen nach Deutschland exportierter Bäume. Das würde etwa 20 Prozent des Gesamtabsatzes hierzulande entsprechen.

Was zeichnet einen „frischen“ Christbaum aus?

Eine intensive Grünfärbung der Nadeln und Biegsamkeit zeichnet frische Christbäume aus. Bäume mit fahlerer Färbung und spröde wirkenden Nadeln, die beim Biegen einen gewissen Widerstand leisten oder gar brechen, sind schon trocken und die Nadeln können vorzeitig abfallen. Vor allem bei Blaufichten können alle gelb oder bräunlich verfärben Nadeln vorzeitig abfallen. Bei biologisch gezogenen Christbäumen finden sich gelegentlich verfärbte Nadeln, die aber oft toleriert werden. Denn dafür ist der Baum weitgehend frei von Pflanzenschutzmitteln.