Der Freistaat sagt der Internetkriminalität den Kampf. (Bild: Imago/Schöning)
IT-Landesamt

Vorreiter bei der Sicherheit im Web

Die Gefahr von Hacker-Angriffen und Internetkriminialität nimmt auch in Bayern immer stärker zu. Der Freistaat reagiert darauf jetzt in großem Stil - und baut ein eigenes Landesamt für IT-Sicherheit mit Sitz in Nürnberg auf. Es ist das erste seiner Art in Deutschland.

Bayern sagt Cyberterrorismus und Internetkriminalität den Kampf an. Der Freistaat hat eine neue Behörde gegründet, die sich ausschließlich der IT-Security verschrieben haben. Nach Angaben von Finanz- und Heimatminister Markus Söder, der bei einem Festakt den Startschuss für den Aufbau gab, ist Bayern damit einmal mehr Vorreiter in Deutschland: In keinem anderen Bundesland gibt es bislang eine vergleichbare Einrichtung. Sitz des Landesamts soll Nürnberg sein.

Jeden Tag gibt es allein 40.000 Angriffe auf das bayerische Behördennetz.

Markus Söder

Hauptziele des Landesamtes sind die Abwehr von Internetkriminalität und Cyberterrorismus, der Schutz von Behördennetzen und die Beratung von Bürgern und Kommunen. Dabei investiert der Freistaat im großen Stil: Jedes Jahr sollen 20 bis 30 neue Experten ihre Arbeit bei dem Amt aufnehmen. Bis zum Jahr 2025 sollen dort bis zu 200 IT-Sicherheitsspezialisten arbeiten.

Allein 40.000 Angriffe täglich auf Bayerns Behörden

Die Zahl von Hackerangriffen nehme täglich zu, erklärte Söder. Das bekommt auch die Staatsregierung selbst zu spüren. „Jeden Tag gibt es allein 40.000 Angriffe auf das bayerische Behördennetz“, erklärte der CSU-Politiker. Diese würden zudem immer komplexer. „Mit dem neuen Landesamt kann jetzt vorausschauend und effizient auf die immer neuen Cyberangriffe und Kriminalität im Internet reagiert werden“, so Söder. Das Landesamt wird auch eng mit der bereits existierenden Zentralstelle für Cybercrime (ZCB) in Bamberg und dem Cyber-Allianz-Zentrum des Landesamts für Verfassungsschutz zusammenarbeiten – das ZCB etwa war erst nach den Terroranschlägen in Bayern in diesem Jahr personell aufgestockt worden.

Gesucht sind Nerds und Geeks, Persönlichkeiten mit außerordentlicher Intelligenz, intellektueller Risikobereitschaft und der Fähigkeit, altbekannte Denkgewohnheiten zu durchbrechen.

Florian Hahn

Generell legt Bayern ein besonderes Augenmerk auf den Kampf gegen Cyber-Kriminalität. So gibt es an der Universität der Bundeswehr in Neubiberg bei München mittlerweile den Studiengang „Cyber Studies“, in dem künftige „Hacker-Jäger“ ausgebildet werden. Dabei hatte der verteidigungspolitische Sprecher der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Florian Hahn, das Studentenprofil folgendermaßen beschrieben: „Gesucht sind Nerds und Geeks, Persönlichkeiten mit außerordentlicher Intelligenz, intellektueller Risikobereitschaft und der Fähigkeit, altbekannte Denkgewohnheiten zu durchbrechen.“ Auch Hahn machte in seinem Gastbeitrag für den BAYERNKURIER deutlich, wie wichtig der Kampf kriminelle Aktivitäten mittlerweile sei: „Hacker-Attacken auf kritische Infrastrukturen sind auch bei uns mittlerweile fast alltäglich.“ Dabei ist das Thema noch nicht lange auf der politischen Agenda angekommen. „Im alten Sicherheitskonzept von 2006 spielte der Cyberspace als eigene Domäne noch keine Rolle“, stellt Hahn klar. In der künftigen Version werde ihm jedoch eine zentrale Position zugeordnet.

„IT-Feuerwehr“ und Bürgerhotline

Mit dem neuen Landesamt will die Bayerische Staatsregierung aber nicht nur „eine neue Ebene der IT-Sicherheit erreichen“, wie Finanzminister Markus Söder es formulierte, sondern auch Ansprechpartner für Bürger, Staat und Kommunen sein. Dazu gehört auch die Einrichtung einer Art „IT-Feuerwehr“, um Kommunen, die Ziel von Hackerangriffen werden, zur Seite zu springen. Zudem solle es eine Beratungsstelle für Bürger und eine „Bürgerhotline“ geben, bei der sich die Menschen über Gefahren und Lösungen bei IT-Sicherheitsproblemen informieren können.

Die haushaltstechnischen Grundlagen für die Einrichtung des neuen Landesamts sind ebenfalls bereits geklärt: Das Landesamt war Thema auf der Kabinettsklausur der Staatsregierung im Sommer am Tegernsee.