Bayern schneidet im IQB-Bildungsvergleich gut ab. (Bild: Imago/Westend61)
Ländervergleich

Der Beweis für grün-rotes Bildungsversagen

Um die Kompetenzen deutscher Schüler in Deutsch, Englisch und Französisch geht es beim Report "IQB-Bildungstrend 2015", den die Kultusministerkonferenz in Berlin präsentierte. Bayerische Schüler schnitten dabei wieder am besten ab. Verlierer ist dank grün-roter Leistungsfeindlichkeit Baden-Württemberg.

Das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen IQB organisiert den bundesweiten Ländervergleich seit 2008/2009 – er gilt als das regionale deutsche Pendant zum internationalen PISA-Test. Nach IQB-Angaben nahmen diesmal mehr als 37.000 Mädchen und Jungen der neunten Jahrgangsstufe aus über 1700 Schulen teil, darunter mehr als 2000 Schüler aus rund 90 bayerischen Schulen. Vor acht Jahren waren es ähnlich viele. Der Report vergleicht aktuelle Daten auch mit diesem ersten Neuntklässler-Test in Deutsch und Englisch von 2008/2009.

Der neue Test lieferte zugleich den Beweis dafür, dass grün-rote Landesregierungen es schaffen, mit ihrer rückständigen Bildungspolitik ein früher führendes Land in allen Bildungsvergleichen in nur fünf Jahren zu ruinieren.

Baden-Württemberg verliert dank SPD und Grünen

Der Verlierer der Studie ist Baden-Württemberg, auch das überrascht angesichts grüner und roter Leistungsfeindlichkeit, ideologisch versetzter Lehrplänen, dem Lehrerabbau sowie der Gesamtschul-Experimente der jüngeren Vergangenheit nicht. Der IQB-Bildungstrend sieht die Schüler im Südwesten in Deutsch, Englisch und Französisch über alle Schularten hinweg weit unter dem Bundesschnitt. Beim ersten Bildungstrend lag Baden-Württemberg noch in fast allen Kompetenzfeldern hinter Bayern auf dem zweiten Platz.

Zu befürchten ist, dass die Werte noch schlechter ausfallen, wenn auch noch die neu geschaffenen rot-grünen Gesamtschulen einbezogen werden, die zum Zeitpunkt der Erhebung noch keine neunten Klassen hatten. In allen Studien über diese Schulart sank dort das Leistungsniveau, da in einer Schule für alle immer die schwachen Schüler die starken nach unten ziehen – und nicht umgekehrt. Dies würde sich nur durch einen enormen personellen Aufwand reduzieren lassen, der jedoch unfinanzierbar ist. Die Gesamtschulen dürften aber dennoch schon Auswirkungen auf die Studie gehabt haben: Durch die unnötige Einführung dieser neuen Schulform wurden viele finanzielle, bauliche und personelle Ressourcen auf die Gemeinschaftsschule fokussiert. Das war der Leistung an den anderen Schulen natürlich abträglich. Die Lehrer der anderen Schularten dürften sich obendrein von den grün-roten Bildungsprioritäten zurückgesetzt, benachteiligt und in ihrer Zukunft bedroht gefühlt haben. Ob dies ihrem Einsatz zuträglich war, darf bezweifelt werden.

Andreas Stoch und seine Genossen haben es in wenigen Jahren der Tätigkeit im Kultusministerium tatsächlich geschafft, das Bildungsniveau im Land vom Porsche zum Trabi zu entwickeln. In der Schule würde man sagen: Setzen, sechs!

Manuel Hagel, CDU

Der Generalsekretär der CDU Baden-Württemberg, Manuel Hagel, sagte, die neue Studie sei ein „Armutszeugnis für fünf Jahre grün-rote Bildungspolitik“ im Ländle. „Andreas Stoch und seine Genossen haben es in wenigen Jahren der Tätigkeit im Kultusministerium tatsächlich geschafft, das Bildungsniveau im Land vom Porsche zum Trabi zu entwickeln. In der Schule würde man sagen: Setzen, sechs!“

Absturz „keine Überraschung“

Der Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Heinz-Peter Meidinger, warnte ebenfalls vor einem „massiven Niveauverlust“ an den Schulen durch eine nicht leistungsorientierte Bildungspolitik. Mit Blick auf den Report sagte Meidinger, für ihn sei der Absturz Baden-Württembergs daher auch „keine Überraschung“.

Jeder, der die schul- und bildungspolitischen Entwicklungen in Baden-Württemberg in den letzten fünf Jahren mitverfolgte, musste mit einem massiven Niveauverlust rechnen.

Heinz-Peter Meidinger

„Im Gegenteil, ich hätte darauf wetten können“, sagte Meidinger. „Jeder, der die schul- und bildungspolitischen Entwicklungen in Baden-Württemberg in den letzten fünf Jahren mitverfolgte, musste mit einem massiven Niveauverlust rechnen.“ In diesem Zeitraum regierte in Stuttgart eine grün-rote Regierung, erst seit einigen Monaten bilden Grüne und CDU eine Koalition. Die CDU konnte aber als Juniorpartner viele falsche Weichenstellungen nicht mehr rückgängig machen. Der Chef der Gymnasiallehrer-Gewerkschaft nannte aus seiner Sicht mehrere Ursachen. So habe „die massive Sparpolitik im Bildungsbereich insbesondere an den herkömmlichen Schularten, was Lehrerstellen, Klassengrößen, pädagogische Rahmenbedingungen anbetrifft, deutliche Spuren hinterlassen“. Vor allem führe „die Abschaffung jeglicher Orientierung an Leistungskriterien beim Übergang an weiterführenden Schulen zu einem Anstieg von Sitzenbleibern, Schulwechslern, zu einer Zunahme der Heterogenität“, kritisierte Meidinger.

Bis 2012 erhielten Viertklässler in Baden-Württemberg eine verbindliche Empfehlung von ihren Lehrern für den Übertritt an weiterführende Schulen. Grün-Rot schaffte diese Praxis ab, seitdem haben die Eltern das letzte Wort bei der Schulwahl. Kritiker wie Meidinger monieren seit langem, dass so auch ungeeignete Schüler an die Gymnasien kommen.

Die Ergebnisse

Die Schüler der 9. Klassen in ganz Deutschland haben sich nach der neuen Kompetenzstudie im Fach Englisch „deutlich verbessert“, in Deutsch dagegen herrscht Stagnation. Als positiv hoben die Bildungsminister hervor, dass bundesweit zwei von drei Schülern die Regelstandards in deutscher Rechtschreibung schon ein Jahr vor dem Mittleren Schulabschluss schaffen. In Englisch hätten etwa vier von zehn Schülern diese frühzeitige Kompetenz. In diesem Fach seien in Ostdeutschland „große Fortschritte erzielt“ worden – obwohl vier dieser fünf Bundesländer beim Englisch-Hörverständnis immer noch hinterherhinken. Die Studie im kurzen Überblick: Das CSU-regierte, in der Bildungspolitik stark leistungsorientierte Bayern platziert sich im Fach Deutsch wie schon beim ersten Test vor acht Jahren durchweg unter den besten Drei. Aber auch Schleswig-Holstein kann jubeln – es ist in Deutsch immer weit oben mit dabei und macht insgesamt den deutlichsten Sprung nach vorn. Auch in Englisch schaffen Bayern und Schleswig-Holstein Top-Ergebnisse, über dem bundesdeutschen Durchschnitt liegen hier teilweise Hamburg, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Schlusslichter bleiben Bremen und Berlin.

Bayern konnte im Fach Deutsch das Ergebnismuster …, das bereits im Jahr 2009 sehr günstig ausfiel, bis ins Jahr 2015 halten.

IQB-Studie

Es bleibe in Deutschland „eine wichtige Aufgabe, den Zusammenhang von Bildungserfolg und sozialer Herkunft zu reduzieren“, erklärte die KMK. Allerdings konnten immerhin im Deutsch-Lesen die auf dem sozialen Hintergrund basierenden Unterschiede „bundesweit signifikant verringert“ werden. Zudem seien die Kompetenzunterschiede zwischen Schülern mit und ohne Zuwanderungshintergrund im Fach Englisch reduziert worden und damit nun „deutlich geringer als im Fach Deutsch“. Hier müsse aber das sprachliche Lernpotenzial von Migrantenkindern besser ausgeschöpft werden, hieß es. In der Studie wurde auch untersucht, ob sich die Neuntklässler in ihrer Schule wohlfühlen. „Die Ergebnisse zeigen, dass das Zugehörigkeitsgefühl insgesamt hoch ausgeprägt ist“, und dies gelte für Schüler mit und ohne Migrationshintergrund, so das KMK-Fazit. Soziale Integration an deutschen Schulen gelinge also „sehr gut“.

Bayern im Einzelnen

Bayerns Neuntklässler sind in Deutsch und Englisch bundesweit Spitze. In zwei der fünf Untersuchungsbereiche (Orthografie Deutsch und Leseverstehen Englisch) belegen sie den ersten Rang, in zwei Punkten (Zuhören Deutsch und Hörverstehen Englisch) den zweiten Platz, und einmal landen sie auf dem dritten (Lesen Deutsch). Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle wertete das Ergebnis als Bestätigung für die Bildungspolitik im Freistaat: „Die Leistung unserer Schülerinnen und Schüler im differenzierten und durchlässigen bayerischen Bildungswesen verdient großen Respekt.“ In Bayern werde die Bildungsgerechtigkeit gut verwirklicht. Der „IQB-Bildungstrend“ bescheinige auch den Lehrkräften eine hohe Unterrichtsqualität – „und das über einen langen Zeitraum“, freute sich der Minister.

Die bayerischen Schülerinnen und Schüler haben hervorragende Bildungschancen, das belegen die Ergebnisse des IQB in den Erhebungen von 2009 und 2015.

Ludwig Spaenle, Kultusminister Bayern

„Bayern konnte im Fach Deutsch das Ergebnismuster …, das bereits im Jahr 2009 sehr günstig ausfiel, bis ins Jahr 2015 halten“, bestätigt die IQB-Studie. Spaenle legte auch Wert darauf, dass Schüler aller Schularten, von der Mittelschule bis zum Gymnasium, sehr gute Ergebnisse erzielt haben, auch in den Förderschulen, die bei der Erhebung 2015 erstmals einbezogen wurden. Der Minister dankte den Lehrern für ihren hohen Einsatz in Schule und Unterricht, aber auch den Eltern, die ihre Kinder aktiv begleiten. „Ich freue mich, dass die Erhebung des IQB 2015 deutlich macht, dass die Schule als ein wichtiger Ort für eine gelingende Integration fungiert. Unabhängig von ihrer Herkunft finden die jungen Menschen nämlich an ihrer Schule eine Weggemeinschaft“, ergänzte Spaenle. „Die guten und sehr guten Ergebnisse in der Lese- und Hörkompetenz sowie der Orthographie sind für uns Ansporn weiterzuarbeiten. Wir wollen die Schülerinnen und Schüler, auch die mit schwierigeren Startbedingungen, so gut es nur möglich ist, weiter auf ihrem Weg zu dem angestrebten Bildungsziel nach Kräften unterstützen“, schloss der Minister.

Das Pendant zum PISA-Test

Bereits vor acht Jahren wurden Kompetenzen der 9. Klassen geprüft – daher war für Deutsch und Englisch jetzt ein Langzeitvergleich möglich. In Baden-Württemberg, Berlin, Hessen, Nordrhein-Westfalen, dem Saarland und Rheinland-Pfalz wurde zusätzlich Französisch getestet.

(dpa/PM/avd)