Tag der pflegenden Angehörigen mit (v.l.) Hermann Imhof, Barbara Stamm und Susanne Breit-Keßler. (Bild: Büro Imhof)
Gesundheit

Ohne Angehörige ist Pflege nicht denkbar

Etwa drei Viertel aller Pflegebedürftigen mit anerkannter Pflegestufe werden zu Hause versorgt, viele weitere gesundheitlich eingeschränkte Menschen ebenfalls. Die pflegenden Angehörigen überschreiten dabei häufig ihre eigene gesundheitliche und finanzielle Belastungsgrenze. Im Landtag traf man sich zu einem Austausch über dieses schwierige Thema.

Der Patienten- und Pflegebeauftragte der Bayerischen Staatsregierung, Hermann Imhof MdL, hatte bereits Anfang September zum ersten Bayerischen Tag der pflegenden Angehörigen in den Bayerischen Landtag eingeladen. Rund 250 Gäste erhielten zunächst in Impulsvorträgen Informationen zu Themen wie Beratungsangeboten oder Umgang mit Demenzpatienten. Den gesamten Nachmittag stand Ihnen eine kompetente Podiumsrunde Rede und Antwort zu all ihren Fragen.

Pflegende Angehörige standen im Mittelpunkt

„Ohne den hervorragenden Beitrag pflegender Angehöriger ist das Pflegesystem heute nicht denkbar“ so Imhof. Etwa drei Viertel aller Pflegebedürftigen mit anerkannter Pflegestufe werden zu Hause versorgt. Dazu kommen viele gesundheitlich eingeschränkte Menschen, die im Alltag Unterstützung und Hilfe von Angehörigen erhalten, ohne Leistungen aus der Pflegeversicherung zu beziehen.

„Wir wissen, dass die Angehörigenpflege in hohem Maße von Frauen geleistet wird. Sie befinden sich oft an der Grenze ihrer psychischen, körperlichen und finanziellen Belastbarkeit. Auch Kinder- und Jugendliche, die Angehörige pflegen, bemühen sich oft über ihre eigenen Kräfte hinaus, die Lücke, die die Pflegebedürftigkeit eines Familienmitglieds mit sich bringt, zu schließen. Daher ist es mir ein Anliegen, ihre besondere Leistung für unsere Gesellschaft zu würdigen“, sagte Landtagspräsidentin Barbara Stamm, die die Schirmherrschaft für die Veranstaltung übernommen hatte.

Wenn man stets aufopferungsvoll pflegt, ohne auf eigene Bedürfnisse zu achten, ist das nicht gesund.

Susanne Breit-Keßler

Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler gab in ihrem Vortrag Hilfe und Orientierung: „Wenn man stets aufopferungsvoll pflegt, ohne auf eigene Bedürfnisse zu achten, ist das nicht gesund. Man schadet sich und tut dem pflegebedürftigen Angehörigen damit nicht unbedingt einen Gefallen. Daher ist es eine gute Sache, Entlastungsangebote anzunehmen und damit mehr Zeit für sich zu nehmen.“

Pflegeberatung ist dringend notwendig

Imhof forderte nach einer lebhaften Diskussion mit den Betroffenen: „Es ist notwendig, Entlastungsangebote besser bekannt zu machen und die regionale Verfügbarkeit zu verbessern. Die professionelle, unbürokratische und unabhängige Pflegeberatung vor Ort ‚aus einer Hand‘ ist hier gefragt“, so Imhof. „Mit Modellvorhaben zur Beratung Pflegebedürftiger und ihrer Angehörigen durch kommunale Beratungsstellen, wie es das PSG III vorsieht, ist ein Schritt in die richtige Richtung gemacht. Das ist jedoch Zukunftsmusik und hilft den derzeit Pflegenden noch nicht. Deshalb müssen wir auch kurzfristige Lösungen suchen“ mahnte der Pflegebeauftragte.

Neben der Beratung sollten pflegende Angehörige von den Vorteilen eines Pflegekurses überzeugt werden. Obwohl es Angebote für kostenlose Pflegekurse gibt, werden diese viel zu selten in Anspruch genommen. Maßgeschneiderte Informationen und praktische Anleitungen können pflegenden Angehörigen helfen, sicherer und entspannter mit den Herausforderungen der Pflegesituation umzugehen.

Vereinbarkeit von Pflege und Beruf

Als Ergebnisse der Diskussion konnte jetzt bilanziert werden: Für pflegende Angehörige wird es zukünftig von immer größerer Bedeutung sein, Pflege und Beruf vereinbaren zu können. Ihnen geht es um eine vorübergehende und nicht dauerhafte Reduzierung der Arbeitszeit. Deshalb sind die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass Pflege- und Erwerbstätigkeit besser als bisher kompatibel sind. Pflegeberater und Pflegelotsen in Betrieben können am besten betriebliche Belange mit Bedürfnissen der pflegenden Angehörigen koordinieren.

Pflegende Angehörige sind uns wichtig. Wir brauchen sie heute und morgen noch viel mehr.

Hermann Imhof

Neben all diesen tatsächlichen Unterstützungen fühlen sich pflegende Angehörige oft allein. Rat und Trost durch den Kontakt mit Betroffenen in der gleichen Situation werden vermisst. Hier können internetbasierte Netzwerke oder Selbsthilfegruppen helfen.

Imhof appellierte deshalb an pflegende Angehörige, Entlastungs- und Unterstützungsangebote in Anspruch zu nehmen: „Pflegende Angehörige sind uns wichtig. Wir brauchen sie heute und morgen noch viel mehr.“

(PM)