Der Riss in der Spitze der Alternative für Deutschland ist wohl endgültig nicht mehr zu kitten. Der Streit um die künftige politische Ausrichtung zwischen Parteigründer Bernd Lucke und der Co-Vorsitzenden Frauke Petry scheint nicht mehr zu lösen. Am Freitag teilte Lucke, der für den wirtschftsliberalen und Eurokritischen Flügel der Partei steht, vor Beginn einer Sitzung des AfD-Bundesvorstandes mit, er sei von Petry „enttäuscht“. Seiner Co-Vorsitzenden – sie ist das Sprachrohr der rechtspopulistischen AfD-Flügels – gehe es nur darum, „ihren persönlichen Ehrgeiz zu befriedigen“, stellte Lucke fest. Er könne sich deshalb nicht vorstellen, auch nach dem Bundesparteitag in drei Wochen noch mit Petry im Vorstand zusammenzuarbeiten.
Die Retourkutsche Petrys ließ nicht lange auf sich warten. Auch sie könne sich eine weitere Zusammenarbeit mit dem Parteigründer nicht vorstellen, teilte Frauke Petry mit. Lucke habe der AfD mit der Gründung seines Vereins „Weckruf 2015“ extrem geschadet. „Ich hätte gerne noch vor dem Parteitag eine Klärung“, sagte Petry, die auch Vorsitzende der AfD-Fraktion im sächsischen Landtag ist.
Riss zwischen West- und Ost-AfD?
Lucke und weitere Vertreter des liberal-konservativen Flügels hatten Anfang der Woche einen Verein gegründet mit dem Ziel, Nationalkonservative in der AfD zu isolieren. Mehr als zehn Prozent der AfD-Mitglieder – vor allem aus den westlichen Bundesländern – haben sich dem Verein angeschlossen. Beobachter sehen darin deutliche Anzeichen für einen Riss zwischen der West- und der Ost-AfD. Während die Partei im Westen vor allem ihr wirtschaftspolitisches Profil in den Vordergrund rücken will, gewinnen im Osten die nationalkonservativen Stimmen die Oberhand. Eine Abgrenzung zum rechtsextremen Rand fällt der AfD allerdings schwer. Unterstützung in ihrem Kampf gegen Lucke erhält Petry vom dritten Vorsitzenden der Partei, Alexander Gauland. Dieser erteilte etwaigen Alleinherrscheransprüchen Lucks eine Absage. Er halte es nach diesen Vorfällen für „schwierig“, wenn Bernd Lucke künftig die Gesamtpartei führe, ließ Gauland verlauten.
Wer sich am Ende durchsetzt, ist unklar. Am wahrscheinlichsten scheint es, dass es am Ende gar keinen Sieger des Machtkampfes geben wird – sondern womöglich zwei neue Parteien.