Zehn Jahre alt und noch immer nicht in Betrieb: Der Berliner Hauptstadtflughafen BER. (Bild: Imago/S. Zeitz)
10 Jahre BER

Berliner Flughafenbau: eine unendliche Geschichte

Vor zehn Jahren begannen die Bauarbeiten für den Hauptstadtflughafen BER. Viel Geld ist seither geflossen, von den damals politisch Verantwortlichen ist kaum noch jemand dabei. Die Kritik an der SPD ist dennoch nicht verstummt. Ein Flugzeug ist am BER jedenfalls noch immer nicht gelandet. Die traurige Geschichte des „modernsten" Flughafens in Europa.

2017 feiert der Münchner Flughafen „Franz Josef Strauß“ sein 25-jähriges Jubiläum. Am 11. Mai 1992 nahm der Airport seinen Betrieb auf – nach fünfjähriger Bauzeit und ohne größere Verzögerungen, spektakuläre Wendungen und explodierende Kosten.

Ein ärgerliches Milliardengrab

Von einer solchen Geschichte kann man in Berlin nur träumen. Dort wurde am 5. September 2006 der erste Spatenstich für den – wie es der damals regierende Bürgermeister Klaus Wowereit formulierte – „modernsten Flughafen Europas“ gesetzt. Genau zehn Jahre später aber ist klar: Der BER-Airport ist vor allem eines: ein ärgerliches Milliardengrab. Ursprünglich war für den Bau eine Milliarde Euro eingeplant – mittlerweile liegen die Kosten bei rund sechs Milliarden.

Verständlich auch, dass sich bei einem Zeitraum von zehn Jahren die verantwortlichen Personen ändern: Von jenen, die 2006 den Spatenstich gesetzt haben – der damalige Flughafenchef Rainer Schwarz, Bahnchef Hartmut Mehdorn, Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee (SPD) und Thomas Weyer von der Flughafengesellschaft – ist niemand mehr direkt in die Aktivitäten rund um den BER eingebunden. Wowereit und Platzeck gaben ihre Ämter auf, Mehdorn war später sogar noch einmal Chef der Flughafengesellschaft. Jetzt aber, zehn Jahre nach Baubeginn, tragen Andere die Verantwortung. Die Probleme aber sind die gleichen: Am Hauptstadtflughafen herrscht noch wie vor kein Flug-, sondern maximal Baubetrieb. Und diese sind nicht nur langsam, sondern auch noch gefährlich und sogar tragisch: Auf der Baustelle ereigneten sich bislang vier tödliche und mehr als 200 weitere Arbeitsunfälle.

Posse um verschobene Eröffnungstermine – Lufthansa fordert weiteren Aufschub

Geradezu bizarr ist zudem die Posse um den Eröffnungstermin. 2011 sollte der BER eigentlich seinen Betrieb aufnehmen – der Eröffnungszeitpunkt wurde seitdem so oft nach hinten verschoben, dass es einem schwer fällt, den Überblick zu bewahren. Wenigstens die Presse hatte so ihren Spaß damit – denn, so kommentierte ein Autor in der Zeitung Die Welt schon Anfang 2013: „Ab einem gewissen Punkt kann man einfach nur noch darüber lachen.“ Ein konkreter Eröffnungstermin ist noch immer nicht gefunden: Ursprünglich sollte es 2017 endlich losgehen – pünktlich zum zehnjährigen Baujubiläum aber meldete sich jetzt die Lufthansa zu Wort – und forderte weitere sechs Monate Aufschub.

Die Airline teilte mit, sie halte es für ungünstig, den Flughafen „mit einem knapp genähten Winterflugplan“ zu eröffnen, mit der Gefahr unter anderem von Schnee und Nebel. Daher sei es besser, den Flughafen nicht wie offiziell weiter geplant Ende 2017, sondern erst im Sommer 2018 in Betrieb zu nehmen.

Kritik an SPD – kurz vor der Berlin-Wahl

„Termingerecht und im Kostenrahmen“ – diese Beschreibung hatte Klaus Wowereit 2006 für den Bau verwendet: Mit jedem Monat, der weiter ins Land geht, zeigt sich, wie falsch die SPD-geführten Landesregierungen in Berlin und Brandenburg lagen. Knapp zwei Wochen vor den Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus kommt die verheerende Bilanz von BER zum 10-Jährigen in jedem Fall zur Unzeit.