Viele Münchner gedenken vor dem Olympia Einkaufszentrum mit Blumen und Kerzen den Toten. (Foto: Imago/Sebastian Widmann)
Amoklauf München

Waffenhändler gefasst

Mit einem im Darknet fingierten Waffengeschäft haben Ermittler den mutmaßlichen Verkäufer der Amok-Waffe von München gefasst. Eine Spezialeinheit des Zollkriminalamts Köln hatte den Mann bei dem Scheingeschäft in der Nähe des Marburger Busbahnhofs gefasst.

Der 31-Jährige hat den Ermittlungen zufolge dem Amokschützen von München die Pistole verkauft, mit der dieser neun Menschen und sich selbst tötete. Der Waffenhändler wird nun dem Haftrichter vorgeführt. Der Händler habe die Ermittler in einer ersten Vernehmung auf eine in Köln an einer Verkehrsinsel vergrabene Kiste hingewiesen, sagte der Sprecher der Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft, Alexander Badle. Darin seien eine Maschinenpistole, vier halbautomatische Pistolen und Munition gefunden worden.

Erfolg für verdeckte Ermittler

Sie wollten angeblich eine Waffe kaufen. Doch aus dem illegalen Geschäft im Darknet wurde nichts, denn die vermeintlichen Käufer waren Polizisten. Bei dem Scheingeschäft stellten sie die bestellte Maschinenpistole, eine Pistole und Munition sicher, für die ein Preis von insgesamt 8000 Euro vereinbart worden war. Der Mann trug in einem Schulterholster zudem eine geladene Pistole bei sich. Während des fingierten Geschäfts gestand er, dem Münchner Amokschützen die verwendete Pistole und die Munition bei zwei Treffen verkauft zu haben. Seine Angaben decken sich mit den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft München und des Bayerischen Landeskriminalamts.

Ermittlungen gegen einen 17 Jahre alten Schüler aus Nordhessen und einen 62 Jahre alten Buchhalter aus Nordrhein-Westfalen hatten die Strafverfolger auf die Spur des mutmaßlichen Waffenhändlers gebracht. Der Jugendliche und der Mann sollen Schusswaffen und Munition bei dem Waffenhändler erworben und die Geschäfte über das Darknet angebahnt haben.

4350 Euro für Schusswaffe

Der illegale Handel mit scharfen Waffen verlagert sich nach Einschätzung der Ermittler zunehmend ins Internet. Die Täter glaubten, dort im Darknet anonym tätig sein zu können, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt, Günter Wittig. Der Amokläufer von München hat den Angaben zufolge für die Schusswaffe und Munition insgesamt 4350 Euro gezahlt.

Der Amokschütze von München hätte nach den tödlichen Schüssen an einem Einkaufszentrum weitere Menschen umbringen können. „Aber offensichtlich wollte er niemanden mehr töten“, sagte ein Sprecher des bayerischen Landeskriminalamts. Den Ermittlungen zufolge war der 18-Jährige am Tatabend unter anderem in ein Wohnhaus gegangen und hatte mehrere Anwohner getroffen. „Es hätte mehr Opfer geben können“, sagte der Sprecher. Doch der Schütze habe seine Waffe zu dem Zeitpunkt nicht mehr in der Hand gehabt. Der 18-Jährige hatte am 22. Juli neun Menschen und sich selbst getötet. 36 Menschen wurden verletzt.

(dpa/AS)