Die Debatte um ein Burka-Verbot ist in vollem Gange. (Bild: Imago/Felix Abraham)
Integration

Die Schattenseiten der Herkules-Aufgabe

Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, bezeichnet gegenüber der Zeitung "Die Welt" die Handschlag-Debatte als "Zumutung". Imame hätten eine Vorbildfunktion. Verweigerten sie das Händeschütteln, nähmen sie Muslimen Chancen weg. Integration sei eine "Herkules-Aufgabe", für die vieles verbessert werden müsse. So brauche es pro Jahr 400.000 neue Wohnungen.

Landsberg, der auch Geschäftsführendes Präsidialmitglied des DStGB ist, reagierte damit auf den Fall eines muslimischen Vaters und obendrein noch Imams, der der Lehrerin seines Kindes wiederholt nicht die Hand geben wollte. Er begründete das mit seiner Religion, dem Islam. Darauf entbrannte eine Debatte, die sich jedoch absurderweise teilweise damit beschäftigte, ob die Lehrerin richtig gehandelt hatte, als sie nach der zweiten Weigerung das Vermittlungsgespräch abbrach. „Dieser Vater, der ja gleichzeitig auch Imam ist, sollte sich klarmachen, dass er eine Vorbildfunktion für junge Muslime hat. Ein Muslim, der in Deutschland lebt und den Handschlag verweigert, wird hier nie Karriere machen. Durch sein Verhalten trägt der Imam dazu bei, die Chancen der Menschen, für die er sich einsetzen will, deutlich zu verringern“, so Landsberg. Man müsse den Flüchtlingen allerdings auch klar die Verhaltensregeln untereinander erklären, da sie vielen unbekannt seien.

Es fehlen Lehrer, Erzieher, Busse, Bahnen und Wohnungen

Landsberg nannte in der Welt für die „Herkules-Aufgabe Integration“ deutliche Zahlen. Der DStGB rechne durch die hohe Flüchtlingszahl „mit voraussichtlich 300.000 zusätzlichen Schulkindern und rund 100.000 zusätzlichen Kitakindern“. Damit seien „alle Schul- und Kitaprognosen der vergangenen Jahre hinfällig“. Dafür brauche man „mehr Gebäude, mehr Personal und mehr Busse und Bahnen für den Schulweg“. Auch das Wohnungsproblem sei immens: „2015 wurden in Deutschland etwa 250.000 Wohnungen fertiggestellt. Wir brauchen 2016 und in den Folgejahren aber rund 400.000. Das schaffen wir nur, wenn wir die bisherigen bürokratischen Hürden weiter absenken“, forderte der Hauptgeschäftsführer.

Wir sind das Volk der Dichter und Dämmer.

Gerd Landsberg

Zwar habe man schon das Baurecht weniger streng gemacht und Asylunterkünfte auch in Gewerbegebieten erlaubt. Das Bauen müsse aber günstiger werden und dürfe „nicht mehr als 1500 Euro pro Quadratmeter“ kosten. Als Beispiel nannte er in dem Zeitungsinterview die Energieeinsparverordnung. „Wir sind das Volk der Dichter und Dämmer. Das sollte sich in Teilbereichen ändern. Und wir brauchen auch mehr und einfachere Serienbauweise. Im Moment braucht es dafür in jedem Bundesland noch unterschiedliche Genehmigungen.“ Wichtig sei außerdem, die Menschen sehr schnell in Arbeit zu bringen.

20 Milliarden pro Jahr – schon jetzt

Die Integrationskosten werden laut Landsberg pro Jahr auf rund 20 Milliarden Euro geschätzt. Was er nicht sagt: Diese Kosten gelten allenfalls für die derzeit schon angekommenen Flüchtlinge. Sollte die Flüchtlingslawine wieder anrollen, dürften auch alle Kostenschätzungen überholt sein. Beim nächsten Treffen am 8. Juli müssten Bund und Länder laut Landsberg für diese Kosten eine Aufteilung finden. Der Bund will nur 40 Prozent zahlen, die Länder wollen eine hälftige Teilung.

(Die Welt/avd)