Ministerpräsident Horst Seehofer während der 700-Jahr-Feier der Stiftung Bürgerspital zum Heiligen Geist in Würzburg. (Bild: Stiftung Bürgerspital Würzburg)
Würzburg

Frankens Flaggschiff

Vor 700 Jahren legten Johannes von Steren und seine Frau den Grundstein für ein Haus der Mitmenschlichkeit: das Bürgerspital zum Heiligen Geist in Würzburg. Das Weingut ist eines der bedeutendsten in Deutschland – über Frankens Grenzen hinaus berühmt für seine Weine, deren Erlöse der Stiftung zugutekommen. Ministerpräsident Horst Seehofer würdigte das Spital als "Flaggschiff des sozialen Franken".

Die Geburtsstunde der Stiftung Bürgerspital zum Heiligen Geist in Würzburg sieht Ministerpräsident Horst Seehofer als Initialzündung für dauerhaftes bürgerschaftliches Engagement gewürdigt. Seehofer:

Die Liebe zur Stadt und ihren Menschen, der Glaube an die eigene Stärke und Gestaltungskraft war vor 700 Jahren die Geburtsstunde des Bürgerspitals. Sie setzte nicht auf die Obrigkeit, verließ sich nicht auf die kirchliche Sozialfürsorge, die Stadtverwaltung und den Staat. Die Stifter des Bürgerspitals vertrauten auf die Menschen. Die Pioniere des aktiven Bürgers haben eine Spur gelegt, die bis heute lebendig ist.

Horst Seehofer, Bayerischer Ministerpräsident

700 Jahre Jubiläum

Die „Stiftung Bürgerspital zum Hl. Geist Würzburg“ feierte am letzten Juniwochenende ihr 700-jähriges Bestehen. Damit gehört sie nicht nur zu den ältesten Stiftungen Deutschlands, sondern ist in dieser Riege auch eine derjenigen, die ihren ursprünglichen Zweck über die Jahrhunderte ohne Unterbrechung der Geschäftstätigkeit aufrechterhalten haben. Heute sei die Stiftung Bürgerspital ein Flaggschiff des sozialen Franken, sagte der Ministerpräsident. 1316 stellte das Würzburger Patrizierehepaar Johannes und Mergardis von Steren ein Anwesen zur Aufnahme pflegebedürftiger Menschen zur Verfügung – geleitet vom Ideal der Nächstenliebe und aus bürgerschaftlichem Engagement heraus. Seit nunmehr sieben Jahrhunderten werden hier pflegebedürftige Menschen unterstützt und individuell betreut.

Zwischen Pflegern und Winzern

Das Bürgerspital umfasst heute drei Seniorenheime, drei Seniorenwohnstifte, ein Geriatriezentrum sowie einen ambulanten Dienst und die Tagespflege in der Villa Schenk. Das Weingut des Bürgerspitals ist eines der größten Weingüter Deutschlands. Auf 120 Hektar Rebfläche werden in erster Linie die klassischen Rebsorten Riesling, Silvaner und Burgunder angebaut.

Der hohe Bekanntheitsgrad basiert auf großen Weinen von renommierten Weinlagen wie dem Würzburger Stein und der Stein-Harfe sowie der ersten Füllung der typisch fränkischen Weinflasche, dem Bocksbeutel. Das Weingut selbst ist Teil der Stiftung Bürgerspital zum Heiligen Geist, deren ursprünglicher Stiftungszweck, die Aufnahme von pflegebedürftigen Menschen, bis heute fortgeführt wird. Mit jeder verkauften Flasche Wein wird das soziale Engagement der Stiftung unterstützt.

Dass die Stiftung die Jahrhunderte überdauert, hat das Engagement einer breiten Bürgerschaft möglich gemacht. Bis heute sind es die Menschen, die das Bürgerspital in Würzburg tragen. Eine Stiftung ohne Menschen – das funktioniert nicht.

Barbara Stamm, Landtagspräsidentin 

Eine Maß Wein pro Tag

Zunächst dienen die Weine zur Versorgung des eigenen Bedarfs. 1589 bekommen die Spitalbewohner, Männer wie Frauen, täglich ein Maß – 1,22 Liter – Wein. Verhalten sich die Bewohner unbotmäßig, mischt ihnen das Spital zur Strafe Wasser in den Wein. Geht der Ungehorsam zu weit, wird die Weinration gestrichen – ein drakonischer Denkzettel. Bald finanziert das Bürgerspital aus den Reberträgen, der Landwirtschaft und der Vermögensverwaltung seine wohltätigen Unternehmungen. Heute ist die traditionsreiche Institution ein mittelständisches Wirtschaftsunternehmen mit dezidiert sozialer Ausrichtung. 750 Seniorinnen und Senioren leben in den acht bürgerspitälischen Wohn- und Pflegeheimen.

Bürgerspital Weingut WürzburgPlay Video
Bürgerspital Weingut Würzburg