Vorbereitungen für eine Lebertransplantation. (Bild: imago/Westend 61)
Tag der Organspender

Auf der Suche nach einer Niere

Zehntausende warten auf eine Niere, Lunge oder Leber. Doch Ärzte finden kein passendes Organ: es gibt zu wenige Spender. In Bayern soll deshalb ein neues Bündnis helfen, unter den Bürgern Vertrauen zu der Praxis der Transplantation zu schaffen. Anlässlich des "Tages der Organspende" räumte Landtagspräsidentin Barbara Stamm jedoch ein, dass mit der Entscheidung auch ethische Fragen verbunden sind.

Immer weniger Menschen in Bayern sind dazu bereit, ihre Organe zu spenden. Ein Trend, der Ärzten und Angehörigen Sorgen bereitet. Mehr als 10.000 Menschen in Deutschland stehen derzeit auf der Warteliste für eine Niere, eine Leber oder ein anderes Organ. 1418 von ihnen leben in Bayern, laut der Techniker Krankenkasse. Die meisten Patienten warten auf eine neue Niere, 1081 Menschen in Bayern benötigen derzeit dieses Organ. Doch im vergangen Jahr transplantierten Ärzte gerade einmal 139 Organe von bereitwilligen Spendern in ganz Bayern. Die Zahl der in Deutschland gespendeten Organe ist in den ersten vier Monaten des Jahres 2016 im Vergleich zum Vorjahr um über drei Prozent gesunken – im Vergleich zu 2010 sogar um über 30 Prozent.

Bündnis für Kultur der Organspende

Dabei ist die Transplantation eines Spenderorgans ein gängiges Verfahren und ermöglicht Betroffenen wieder ein Leben in weitest gehender Normalität. Begrenzt wird diese Therapieform aber durch die geringe Zahl an Spenderorganen.

Nur wenn wir das Vertrauen in die Organspende wieder herstellen können, wird es uns gelingen, die Situation zu verbessern.

Bernhard Seidenath (CSU), Vorsitzender des Arbeitskreises Gesundheit und Pflege

Deshalb setzt sich seit Frühjahr 2016 das Netzwerk „Bündnis Organspende Bayern“ für eine Kultur der Organspende ein. Die Initiatoren wollen die Bevölkerung für das Thema sensibilisieren und die Menschen dazu bringen, einen Organspendeausweis auszufüllen. Die Botschaft lautet: Entscheidend ist es, sich zu Lebzeiten Gedanken über seine Bereitschaft zur Organspende zu machen, diese in einem Organspendeausweis zu dokumentieren und möglichst mit seinen Angehörigen über sie zu sprechen. Dem Bündnis gehören mehr als 60 Organisationen an, darunter gesundheitspolitische Institutionen, Kirchen, Sozialverbände und Vertreter der Medien.

Ein ausgefüllter Organspendeausweis ist mehr als ein bloßes Stück Papier. Wer zu Lebzeiten eine klare Entscheidung trifft und diese dokumentiert, entlastet auch seine Angehörigen in sehr schweren Stunden.

Melanie Hummel, Bayerische Gesundheitsministerin

Zwischen Ethik und Hilfe

Auch der „Tag der Organspende“ am 4. Juni soll für mehr Aufmerksamkeit zu dem Thema sorgen. Landtagspräsidentin Barbara Stamm räumt jedoch ein, dass die Entscheidung zur Organspende auch von ethischen Fragen abhängt.

Organspende und Organtransplantation hängen nicht nur mit medizinischen und juristischen Fragen zusammen. Sie gehören auch zu den elementar ethischen Fragen in unserem Leben, weil sie die Grenzen zwischen Leben und Tod berühren. Eine Entscheidung für eine Organspende ist immer individuell, doch gerade die Tatsache, dass damit Leben gerettet werden können, sollte den Anstoß geben, den Spenderausweis auszufüllen, bei sich zu führen und zu helfen.

Barbara Stamm, Landtagspräsidentin

Wer sich zur Organspende entscheidet, findet entsprechende Vordrucke beim Hausarzt, bei den Krankenkassen und im Internet zum Ausdrucken. Immerhin ist die Zahl der Organspender in ganz Deutschland nach Jahren des Rückgangs zumindest im vergangen Jahr leicht gestiegen. 2015 wurden bundesweit 877 Menschen zu Organspendern, das seien 1,5 Prozent mehr gewesen als noch ein Jahr zuvor, laut der Deutschen Stiftung Organtransplantation.