Das Virus überträgt die Gelbfiebermücke Aedes aegypti, auch bekannt als Ägyptische Tigermücke. (Bild: imago/Xinhus)
Zika-Virus

Vom Affenvirus zum Panikmacher

Mindestens 56 Deutsche haben sich inzwischen mit dem Zika-Virus infiziert. Bei Ungeborenen kann der Erreger zu schweren Missbildungen führen. Forderungen wurden laut, die Olympischen Spiele abzusagen - doch die Weltgesundheitsorganisation beruhigt die Gemüter. Vorerst gebe es keinen Grund zur Panik, einige vorbeugende Maßnahmen sollten aber berücksichtigt werden.

Zika ist im Vergleich zu Ebola nicht hochansteckend und weit weniger schwerwiegend – außer es trifft Schwangere. Seit einem Monat müssen Behörden in Deutschland Patienten melden, die am Zika-Virus erkranken. Zwölf Fälle wurden im Mai registriert, damit steigt die Zahl der behördlich erfassten Zika-Erkrankungen in Deutschland auf 56, laut Spiegel Online. Hinzu komme eine nicht unerhebliche Dunkelziffer. „Da die Krankheit in der Regel mild verläuft und Betroffene gar nicht erst zum Arzt gehen“, sagt eine Sprecherin des Robert-Koch-Instituts der Neuen Osnabrücker Zeitung. Infiziert haben sich alle Patienten höchstvermutlich auf Reisen.

Gefahr für Schwangere

Auch wenn der Infekt selbst harmlos ist und meist unbemerkt verläuft, ist er für Schwangere hochgefährlich. Denn eine Infektion kann zu Schädelfehlbildungen bei Ungeborenen führen. Bei Erwachsenen können Viren Hautausschlag, Kopf-, Gelenk- und Muskelschmerzen, Bindehautentzündung und Fieber auslösen. Zika ist bisher in etwa 60 Ländern nachgewiesen worden. Besonders betroffen sind Länder in Mittel- und Südamerika. Mehr als eine Million Menschen haben sich in Lateinamerika seit Frühjahr 2015 mit dem Zika-Virus angesteckt. Die meisten Infizierten gibt es in Brasilien.

WHO gegen Absage der Spiele in Rio

Deshalb haben 150 Gesundheitsexperten für eine Verschiebung der Olympischen Spiele im Austragungsort Rio de Janeiro plädiert. In einem Schreiben an die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf warnten die Experten vor globalen Gesundheitsrisiken und eine weltweite Verbreitung des Virus. Die WHO wies diese Bedenken zurück: Es bestehe keine Gefährdung der öffentlichen Gesundheit, die die Verschiebung oder Absage der Olympischen Spiele rechtfertige. Auch würde eine solche Entscheidung „die internationale Ausbreitung des Zika-Virus nicht signifikant“ beeinflussen, schließlich sei Brasilien nur eines von fast 60 Ländern und Gebieten, aus denen Übertragungsfälle durch Moskitos gemeldet würden – und zwischen denen reger Reiseverkehr herrsche. Auch der deutsche Zika-Experte Jonas Schmidt-Chanasit reagierte skeptisch auf die Forderungen, da unter den Verfassern des Briefes kein namhafter Virologe oder Zika-Experte sei.

Der Virus verbreitet sich hauptsächlich durch Moskitos, ist aber auch sexuell übertragbar. Das Risiko, dass sich der Zika-Virus in Deutschland ausbreitet, stuft die WHO gering ein. Allerdings könnte sich Zika in den Mittelmeerländern über die Gelbfiebermücke Aedes aegypti, auch bekannt als Ägyptische Tigermücke, verbreiten. Gefährdet seien vor allem die Insel Madeira und die Schwarzmeerküste in Georgien und Russland. Ein mäßiges Risiko besteht in 18 Ländern, darunter viele Mittelmeerstaaten wie Frankreich, Italien, Spanien, Kroatien, Griechenland und die Türkei, so Spiegel Online.

Kein ungeschützter Sex für acht Wochen

Das aktuelle Mittel zur Vorbeugung sei der Schutz vor Insekten. „Dieses Vorgehen hat auch den Vorteil, dass neben der Zika-Prävention auch den aus medizinischer Sicht eher noch problematischeren Dengue- und Chikungunya-Erkrankungen vorgebeugt wird“, heißt es in der Mitteilung. Touristen sollen nach ihrer Heimreise aus Zika-Gebieten mindestens acht Wochen auf ungeschützten Sex verzichten. Das riet die Weltgesundheitsorganisation WHO. Die UN-Organisation hatte ursprünglich Reisenden geraten, vier Wochen lang mit Kondomen zu verhüten. Das sei nach den neuen Erkenntnissen aber zu kurz.

Eine weitere Maßnahme für die Verbreitungsländer sei es, Regentonnen und Blumentöpfe zu entleeren. Denn in stehendem Wasser legen die Tiere bevorzugt ihre Eier ab.

WHO appelliert an Staatengemeinschaft

Nach der anfangs unzureichenden Reaktion auf den Ebola-Ausbruch in Westafrika mit über 11.300 Toten zwischen 2014 und 2016 sei die Welt durch den Zika-Ausbruch in Brasilien „erneut überrascht worden, ohne Impfstoff und ohne dass genügend zuverlässige Tests für die Diagnose vorhanden waren“, warnte WHO-Generaldirektorin Margaret Chan bereits Mitte Mai. Chan warb für die in Gang gesetzte umfassende Reform der WHO. Sie müsse die Organisation unter anderem in die Lage versetzen, rasch und umfassend auf Gesundheitskrisen zu reagieren. Alle 194 WHO-Mitgliedstaaten stünden in der Pflicht, die Pläne zu unterstützen und die erforderlichen Mittel bereitzustellen.

Zika-Virus: Ursprung und Diagnostik

ist 1947 erstmals bei einem Affen aus dem Zikawald Ugandas in Afrika festgestellt worden. Es tauchte anschließend vereinzelt auch in Asien auf und dann stärker 2013 in Französisch-Polynesien. Seit 2015 gibt es einen massenhaften Ausbruch, der in Brasilien seinen Anfang nahm und inzwischen ganz Lateinamerika betrifft. Mücken der Gattung „Aedes“ übertragen es. Das geschieht zurzeit am häufigsten durch die Gelbfiebermücke „Aedes aegypti“ oder auch die Asiatische Tigermücke „Aedes albopictus“, was allerdings noch nicht eindeutig bewiesen ist.

In Europa können Ärzte die Krankheit im Bernhard-Nocht-Institut in Hamburg, im Pasteur-Institut in Paris und in zwei weiteren Einrichtungen in Großbritannien und den Niederlanden diagnostizieren. Forscher an der Harvard-Universität haben im Mai 2016 laut Harvard Gazette einen einfachen und preiswerten Papier-Test entwickelt. In bisherigen Testverfahren wurde Zika häufig mit anderen Erregern wie dem Dengue- oder West-Nil-Virus verwechselt. Der Test koste weniger als einen US-Dollar pro Patient.