Der Beruf Erzieher soll attraktiver werden - durch kürzere Ausbildungszeiten. (Bild: imago/epd)
Modellversuch

Turbo-Ausbildung für Erzieher

Nicht fünf, sondern ab sofort drei Jahre soll die Ausbildung für Erzieher dauern. Ob dadurch der Beruf an Attraktivität gewinnt, wird ein Modellversuch des Kultusministeriums zeigen. Dieser startet im Herbst. Kritik am Schulversuch kommt allerdings von Seiten der Schüler.

Keine Bewerber für Erzieherstellen, keine Fachkräfte und kein Nachwuchs – Träger von Erziehungseinrichtungen kämpfen mit massiven Problemen. In München schließen bereits seit 2014 von rund 400 städtischen Kitas wegen Personalmangels 60 Einrichtungen ein paar Stunden eher, laut Münchner Merkur. Rund 11.000 Vollzeit-Erzieher für Kitas fehlten 2014 im Freistaat.

Der Modellversuch OptiPrax des bayerischen Kultusministeriums soll die Ausbildung zum Erzieher attraktiver machen. Ab Herbst können sich junge Menschen in nur drei, statt wie üblich fünf Jahren, zum Erzieher oder zur Erzieherin ausbilden lassen. Knapp fünf Millionen Euro investiert die Stadt München in den zunächst auf sechs Jahre angelegten Schulversuch. Gemeinsam mit der Städtischen Fachakademie für Sozialpädagogik und einigen städtischen Kitas wird das Projekt umgesetzt. Sie wollen vor allem Personal für die stadteigenen Kitas gewinnen. Bewerben konnten sich Fachabiturienten, Abiturienten, aber auch Quereinsteiger bereits im vergangen Jahr.

Ausbildung dauert länger als Studium

Bislang müssen Azubis in Bayern zunächst die zweijährige Ausbildung zum Kinderpfleger und anschließend die dreijährige Ausbildung zum Erzieher absolvieren. Das letzte Jahr wird als Berufspraktikum angerechnet. Somit dauert die fünfjährige Lehre mittlerweile länger als ein Hochschulstudium. Doch ihr Verdienst ist oft wesentlich geringer. Je nachdem, in welche Gehaltsgruppe Erzieher eingestuft werden, verdienen sie zwischen 1900 und maximal 3500 Euro brutto.

Wir brauchen schnell und dringend mehr Erzieherinnen und Erzieher.

Beatrix Burkhardt

Ab September 2016 testet der Freistaat nun drei neue Modelle. Sie alle haben gemein, dass die Lehrzeit verkürzt wird, die Studierenden in Ausbildung eine Vergütung bezahlt bekommen und dass Unterricht und Praxis miteinander verwoben statt hintereinander gestellt werden. In München bekommen Azubis im ersten Jahr 853,26, im zweiten 903,20 und im dritten Jahr 949,02 Euro.

„Wir brauchen schnell und dringend mehr Erzieherinnen und Erzieher“, sagt Stadträtin Beatrix Burkhardt, bildungspolitische Sprecherin der CSU-Fraktion. „Deshalb ist die neue, nur drei Jahre dauernde OptiPrax-Ausbildung – welche die reguläre Ausbildung ergänzt – ideal für München. Durch das Modellprojekt erschließen wir neue Zielgruppen für die anspruchsvolle Erzieherausbildung. Hoffentlich fühlen sich mehr Schulabgänger angesprochen, bei uns ihre Ausbildung zu starten.“

Schüler kritisieren Modell

Andere Fachakademien für Sozialpädagogik üben Kritik: zu kurze Praxisphasen, keine konstante Bindung zu den Kindern und einseitige Beschäftigung, wenn Auszubildende an nur einer Kita arbeiten. So schrieben etwa Schüler der katholischen Fachakademie in München-Harlaching in einem offenen Brief, dass „die Vielseitigkeit des Berufs auf dem Spiel“ stehe. Schließlich wechselten Azubis bisher vier bis fünf Mal die Einrichtung und lernten so auch heil- und sonderpädagogische Häuser, Kliniken und Heime kennen.

OptiPrax soll die bestehenden Varianten der Ausbildung aber nicht ersetzen, sondern weitere Möglichkeiten schaffen und so neue Interessenten ansprechen. In München kommen in diesem Herbst 50 junge Menschen zum Zug. Die Bewerbungsphase für die erste Runde des sogenannten Opti-Prax-Modells ist bereits abgeschlossen, in den kommenden Wochen finden die Auswahlgespräche statt.