Touristen auf der Großen Mauer nahe Peking. (Bild: imago/Xinhua)
Studie

Chinesen ticken anders

China ist der mit Abstand wichtigste Handelspartner Bayerns in Asien. Was Deutsche von Chinesen unterscheidet - und was sie verbindet, zeigt eine aktuelle Studie. Deutlich wird: beide Nationen ticken sehr verschieden. Fragt man sie nach Spontanassoziationen gegenüber dem anderen Land, denken Deutsche sowie Chinesen an eine "starke Wirtschaft".

Für Chinesen ist Deutschland das zweitbeliebteste Land der Welt – knapp hinter Frankreich. Für Deutsche ist China einer der wichtigsten Handelspartner – zum Teil noch vor den USA. Rund ein Fünftel des deutsch-chinesischen Handelsvolumens bestreiten bayerische Firmen. In Sachen Digitalisierung aber ticken die Menschen beider Nationen sehr verschieden. 60 Prozent der Deutschen glauben, dass durch die fortschreitende Digitalisierung bestehende Arbeitsplätze abgebaut werden. Im Gegensatz dazu sind 57 Prozent der Chinesen davon überzeugt, die Digitalisierung schaffe zusätzliche Arbeitsplätze.

Gefahr Digitalisierung

Grundsätzlich gilt: Während 53 Prozent der Deutschen digitale Innovationen eher als Gefahr wahrnehmen, sehen rund 66 Prozent aller Chinesen den Nutzen. Das ist ein Ergebnis der Länder-Studie des Informations- und Kommunikationstechnologie-Unternehmens Huawei. Neben dem Fokusteil zur „Digitalisierung“ untersucht die Studie die Wahrnehmungen in den Themenbereichen „Politik und Staat“, „Wirtschaft und Innovation“ sowie „Gesellschaft und Kultur“.

Deutschland = „starke Wirtschaft“

Aber auch Spontanassoziationen werden abgefragt. So fallen Chinesen eine starke Wirtschaft (66 Prozent), Autos (34 Prozent) und Technologie (30 Prozent) ein, wenn sie an Deutschland denken. Immerhin zwölf Prozent denken an Bier, elf Prozent an Fußball. Doch auch Deutschen fällt die starke Wirtschaft als Erstes ein, wenn sie an China denken (34 Prozent). 16 Prozent denken an das Bevölkerungswachstum, 14 Prozent an Menschenrechtsverletzungen.

Angela Merkel ist die viertbekannteste deutsche Persönlichkeit in China (19 Prozent). Damit liegt die Bundeskanzlerin noch hinter Marx (25 Prozent) und Goethe (20 Prozent). Den Deutschen fällt mehrheitlich Mao Zedong ein (54 Prozent), wenn sie an berühmte Chinesen denken.

Bundesrepublik beliebte Reisedestination

Menschen beider Länder haben Interesse daran, das andere Land zu bereisen. Mit 74 Prozent liegt Deutschland auf Platz zwei der beliebtesten Länder Chinas – knapp hinter Frankreich (75 Prozent). 45 Prozent der Chinesen könnten sich sogar vorstellen, dauerhaft oder auf Zeit in Deutschland zu leben.

Smartphones erst mit 18 Jahren?

Überraschend ist das Ergebnis zum alltäglichen Umgang mit digitalen Produkten: Deutsche sind der Meinung, Kinder seien mit knapp 13 Jahren reif genug, um ein eigenes Smartphone zu besitzen. Nach Ansicht der Chinesen sollten Kinder indes erst ab einem Alter von 15 Jahren ein eigenes Smartphone erhalten (Mittelwert). Fast jeder zweite Chinese (47 Prozent) hält sogar ein Alter von 16 bis 18 für angemessen.

Weniger Sorge über Chinas Stärke

In wirtschaftlicher Hinsicht hat die Stärke Deutschlands an Bedeutung gewonnen. 61 Prozent der Chinesen schreiben dem deutschen Wirtschaftswachstum eine wichtige Rolle für die chinesische Konjunktur zu. Sieben Prozent mehr als 2014. Aus deutscher Sicht wird die wirtschaftliche Stärke Chinas nur noch von 34 Prozent der Wirtschaftsentscheider als Bedrohung wahrgenommen (2014: 51 Prozent).

Die Huawei-Studie wurde in Zusammenarbeit mit GIGA German Institute of Global and Area Studies, der Universität Duisburg-Essen und TNS Emnid durchgeführt. Insgesamt wurden bei der repräsentativen Befragung 2600 Personen (jeweils 1000 aus der Bevölkerung, je 200 Wirtschaftsentscheider und je 100 politische Entscheider beider Länder) interviewt. Huawei Technologies ist einer der weltweit führenden Anbieter von Informationstechnologie und Telekommunikationslösungen.