Der Hofladen des Kainzenhof der Familie Fauth in Aying. (Bild: BK/T. Einberger)
Hofläden

Einkaufen auf dem Bauernhof

Aus dem BAYERNKURIER-Magazin: Hofläden entwickeln sich immer mehr zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor der bayerischen Landwirtschaft. Der Trend zu heimischen Lebensmitteln schafft vielen Bauern nicht nur eine neue Geschäftsgrundlage, sondern bringt auch Leben in die Regionen.

Im Südosten von München, am Rand des Hofoldinger Forstes, liegt inmitten von Wald und Wiesen das idyllische Bierdorf Aying. Aber nicht nur Wirtshaus und Brauerei, auch der kleine Laden auf dem Kainzenhof der Familie Fauth ist eine bekannte Anlaufstation für Freunde des ländlichen Genusses. Feinschmecker finden auf dem mehr als 400 Jahre alten Gehöft alles, was das Herz begehrt: Fleisch aus eigener Ochsen- und Schweinemast und je nach Saison auch Wild, das der Bauer Werner Fauth eigenhändig in den heimischen Wäldern erlegt. Aus diesen Zutaten zaubert die Familie feinste Wurstwaren, räuchert Schinkenspezialitäten, kombiniert Salate und kocht mit Obst aus eigenem Garten leckere Marmeladen und Chutneys. „Mit der Weiterverarbeitung unserer Rohstoffe“, sagt Elisabeth Fauth, „schaffen wir ein breites Qualitätsangebot, das es so im normalen Handel nicht gibt.“

Hofläden werden zum Wirtschaftsfaktor

Hofläden sind in Bayern ein ernstzunehmender Wirtschaftsfaktor. Rund 5000 solcher Bauerngeschäfte (Liste siehe unten) versuchen ihre Produkte an klassischen Handelsstrukturen vorbei in landwirtschaftlicher Direktvermarktung an den Konsumenten zu bringen und machen damit traditionellen Supermärkten zunehmend Konkurrenz. Damit untermauern sie den Trend zu heimischen Erzeugnissen, denn immer mehr Menschen ernähren sich bewusst, legen Wert auf Qualität, kurze Lieferwege und das Wissen um die Herkunft der Lebensmittel. Mit dem Erfolg steigt die Vielfalt der Angebote. Egal ob Fleisch, Milch, Käse, Eier, Obst oder Gemüse, alles bekommt der Verbraucher frisch auf den Tisch. Laut einer Lebensmittelstudie der Unternehmensberatung „A.T. Kearny“ kaufen mehr als 70 Prozent der Konsumenten inzwischen mehrmals im Monat regionale Produkte von heimischen Produzenten.

Für den bayerischen Landwirtschaftsminister Helmut Brunner leisten Bauernläden einen wertvollen Beitrag zur regionalen Versorgung mit Erzeugnissen für den täglichen Bedarf: „Der Wunsch nach Transparenz und regionaler Herkunft ist eine große Chance für heimische Erzeuger und Direktvermarkter.“ Hofläden sind damit nach Ansicht des Ministers nicht nur ein wichtiger Baustein in der Nahversorgung, sie stärken auch die Wirtschaftskraft und bringen Leben in die Region.

Der Wunsch nach Transparenz und regionaler Herkunft ist eine große Chance für heimische Erzeuger und Direktvermarkter.

Helmut Brunner

Den Trend zu regionalen Produkten untermauert die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG). In einer aktuellen Studie bestätigt die DLG, dass sich Verbraucher „nach einem Gefühl von mehr Transparenz und Ehrlichkeit, Authentizität und klaren Verhältnissen“ sehnen. Zwar können regionale Produkte nicht immer mit den Preisen der großen Lebensmittelketten mithalten. Aber ein interessanter Nebeneffekt: Geiz-ist-Geil-Mentalität ist in Hofläden nicht angesagt. Vor allem kaufkräftige Großstädter, die für natürliche Lebensmittel und romantische Einkaufswelten gern auch mal tiefer in die Tasche greifen, zieht es in nahegelegene Dörfer.

Der Hofladen lohnt sich

Effekt für die Bauern: Sie erzielen zuhause meist höhere Erträge als im regulären Handelskreislauf, wo ihre Waren nicht selten billig in Supermärkten verramscht werden. Während beispielsweise der Discounterpreis für Milch bei weniger als 40 Cent pro Liter liegt, können Direktvermarkter auf ihrem Hof mit Frischmilch oft mehr als das Doppelte verlangen. Walter Heidl, Präsident des Bayerischen Bauernverbandes ist überzeugt: „Hofläden haben mit ihrer Direktvermarktung eine gute Zukunft, außerdem ist der unmittelbare Kontakt zum Verbraucher nirgendwo so intensiv wie hier.“ Von engen persönlichen Beziehungen zu seinen Kunden profitiert auch Martin Niedermair, der im Süden von München das Gut Spielberg betreibt. Obwohl weit ab vom Schuss, ist der Hofladen der Familie eine bekannte Anlaufstation. Niedermeier züchtet dort auf saftigen Waldwiesen besonders edle Rinder: Das schottische Aberdeen Angus. Das kurzbeinige Nutztier ist berühmt für seine hohe Fleischqualität.

Um mit einem Hofladen erfolgreich zu sein, sollte man vor allem das machen, was man am besten kann.

Martin Niedermair

Der schon im Jahre 950 erstmals urkundlich erwähnte Gutshof ist mit seinen rund 80 Angus-Rindern auch ein Beispiel für die zunehmende Spezialisierung in der Hofladenbranche. Während in den Anfängen der Bauerngeschäfte noch alles verkauft wurde, was der Acker hergibt, konzentrieren sich immer mehr Landwirte auf besondere Produkte. „Um mit einem Hofladen erfolgreich zu sein, sollte man vor allem das machen, was man am besten kann“, sagt Angus-Züchter Niedermair. Dieses Prinzip verfolgt auch die Familie Ecker mit ihrer „Hofkäserei Ecker“ in Unterhüttensölden am Rande des Bayerischen Waldes. Auf dem 35 Hektar großen Bauernhof stehen rund sechzig Milchkühe im Freilaufstall, die von Bauer und Jungbauer persönlich gemolken werden. Daraus produziert der Betrieb rund dreißig verschiedene Käsesorten. Alle Erzeugnisse sind aus purer Rohmilch und ohne chemische Zusätze oder Konservierungsstoffe hergestellt. Helga Ecker steht nicht auf Masse, sondern auf Vielfalt, was dazu führt, dass saisonal immer neue Käsekreationen entstehen. „Wenn wir diesen Weg nicht gegangen wären“, so die Hof-Chefin, „würde es uns als kleinen Milchbetrieb schon längst nicht mehr geben.“

Erfolgsrezept Spezialisierung: Seltene Gemüsesorten, Honig, Eier oder Obstbrände

Breiter ist das Sortiment der Familie Link in Buch, nördlich von Nürnberg, die dort am Dorfrand seit mehr als 40 Jahren eine Gärtnerei betreibt. In vierter Generation werden auf rund elf Hektar Freiland sowie in einem 5000 Quadratmeter großen Gewächshaus über vierzig zum Teil seltene Gemüsesorten und Salate angebaut. Inzwischen gilt der 2001 eröffnete Hofladen als eine der Top-Adressen für Vegetarier und Vitaminfreunde der Region. Aber nur rund 30 Prozent der Ernte werden im Shop vermarktet, während der Rest am eigenen Stand im Nürnberger Großmarkt angeboten oder an die Gastronomie verkauft wird. Um ihre Produktpalette zu ergänzen, kaufen die Franken aber auch Obst, Honig, Eier- und Bauernnudeln von befreundeten Regionalbetrieben auf. Während auf dem Kainzenhof in Aying im Wochenrhythmus geschlachtet und gewurstet wird, hat der Seniorbauer mit alten Brennrechten ein neues Geschäftsfeld installiert. Seit einigen Jahren betreibt der umtriebige Altlandwirt eine Brennerei am Hof, in der er feinste Obstbrände aus Kirsche, Quitte, Mirabelle, Schlehe oder Vogelbeere produziert. Was einst als Hobby begann, erreicht in zwischen einen Liebhaberstatus in der Region. Elisabeth Fauth sieht der Zukunft ganz gelassen entgegen: „Mal sehen, was sich daraus noch für unseren Hofladen entwickeln kann.“

Der Hofladen in Ihrer Nähe:

Infos hier.