Die Straße der russischen Träume: Von London nach Paris im Eurotunnel-Autozug, durch Russland und bis nach New York. Bild: malachy120/Fotolia; Montage: BK
Strassenbau

Highway im Permafrost

Moskau - Eine Straße von London nach New York? Das ist kein verspäteter Aprilscherz, sondern ein realer Plan namens „Trans-Eurasian Belt Development“ (TEBD), der bei einer Tagung der Russischen Akademie der Wissenschaften laut einem Bericht der Zeitung Sibirian Times Staatspräsident Wladimir Putin vorgestellt wurde.

Moskau – Eine Straße von London nach New York? Das ist kein verspäteter Aprilscherz, sondern ein realer Plan namens „Trans-Eurasian Belt Development“ (TEBD), der bei einer Tagung der Russischen Akademie der Wissenschaften laut einem Bericht der Zeitung Sibirian Times Staatspräsident Wladimir Putin vorgestellt wurde. Die Wissenschaftler haben einen rund 20 700 Kilometer langen Highway ins Gespräch gebracht, der London mit New York auf dem Landweg verbinden soll. Vorweg: Die Kosten dafür wären zweifelsohne astronomisch und der Bau schon deshalb nur über viele Jahrzehnte zu realisieren, aber die Idee ist faszinierend. Im Westteil des TEBD müsste die Autobahnverbindung von Berlin nach Moskau vollendet werden.

Die Route

Die Route soll dann von der russischen Hauptstadt entlang der Transsibirischen Eisenbahn Richtung Osten verlaufen. Von Irkutsk am Baikalsee ginge es über bestehende Straßen bis auf deren derzeitiges Ende, die Kolyma-Trasse, auch bekannt als „Straße der Knochen“. Sie ist großteils nur bei Frost und sonst nur für geländegängige Fahrzeuge befahrbar. Winziges Problem: Autos und Lastwagen frieren dort bei bis zu -60 Grad Celsius auf der Straße fest, wenn sie stehen bleiben. Eine Autopanne hier ist richtig kalt. Einen Neubau bräuchte es dann bis zum Dorf Uelen, 720 Einwohner. Von dort müsste eine Verbindung nach Alaska gebaut werden.

Über die Meerenge nach Alaska

Die ungefähr 82 km breite und 30 bis 50 Meter tiefe Meerenge der Beringstrasse müsste über eine 88 Kilometer lange Brücke oder einen 104 Kilometer langen Tunnel über- oder unterquert werden. Die ersten Tunnelpläne stammen bereits aus dem Jahr 1905. Eine Brücke wäre wegen der starken Stürme und der eisigen Temperaturen bis unter -70 Grad Celsius eher unmöglich.

Die Verbindungen eines Tunnels zum Straßensystem müssten über die Permafrostböden von Sibirien und Alaska gebaut werden. Das wäre nur möglich, wenn man sehr tiefe Pfähle in den Boden rammt, um darauf Straßen und Schienen zu errichten. Das durch den Klimawandel immer häufigere Auftauen der Oberfläche in diesen Gebieten würde sonst große Schäden verursachen.

Weiter in den USA

Auf amerikanischer Seite würde der Tunnel in die 3700-Einwohner-Stadt Nome in Alaska münden, die selbst nicht an das Straßensystem angeschlossen ist. Der Alaska-Highway in der Großstadt Fairbanks ist 836 Kilometer entfernt. Auf bestehenden Autobahnen und Schienenwegen würde die Verbindung über die Panamericana bis nach Südamerika reichen.

Laut dem Chef der russischen Bahn, Vladimir Jakunin, würde der wirtschaftliche Nutzen des interkontinentalen Highways das Investment um ein Vielfaches übertreffen. Nur mit Kindern sollte man die Strecke nie fahren. Eine Antwort auf die Frage „Wie weit ist es denn noch?“ würden Eltern bereuen.

Andreas von Delhaes-Guenther