Wegen grober Unsportlichkeit: Rote Karte für die FIFA. Bild: Fotolia/giromin
FIFA-Skandale

Blatter soll sofort weg

Geht es nach dem Willen des Europäischen Parlaments, so soll der noch amtierende FIFA-Präsident Joseph Blatter sofort von einem Übergangs-Präsidenten abgelöst werden. Bis zur Ernennung einer neuen Führung könnten noch bis zu neun Monate vergehen, hieß es in einer Entschließung, die alle sieben Fraktionen in seltener Einmütigkeit in Straßburg verabschiedeten.

Von einem sofortigen Führungswechsel hänge die Glaubwürdigkeit der FIFA als Führungsorgan des Weltfußballs ab, heißt es in dem Text. Verlangt wird eine „Nulltoleranz-Politik in Bezug auf Korruption im Sport“. Eine radikale Reform der Strukturen und Verfahren der FIFA sei dringend erforderlich. Außerdem werden eine externe und unabhängige Finanzprüfung sowie die Begrenzung von Amtszeiten gefordert. Letzteres, damit nicht wieder ein FIFA-Präsident wie Blatter mehr als 17 Jahre im Amt ist. Auch die Sponsoren sollten zum Reformprozess beitragen, fordert das EU-Parlament. Sie sollten öffentliche Erklärungen gegen Korruption im Sport abgeben, „und ihren Worten durch anhaltenden Druck Taten folgen lassen“.

„Es ist unfassbar, dass Blatter als ewiger Präsident angesichts der Schwere der Vorwürfe nicht sofort und uneingeschränkt die Verantwortung übernimmt. Er kann unmöglich noch bis zur Neuwahl Ende des Jahres amtieren. Die FIFA muss zügig einen Interimspräsidenten wählen, der glaubwürdig die notwendigen Reformen gestalten und umsetzen kann“, sagte die Vorsitzende der CSU-Europagruppe, Angelika Niebler.

Auch die sportpolitische Sprecherin der SPD-Europa-Abgeordneten, Petra Kammerevert, sagte: „Jetzt wäre der Weg frei für umfangreiche Reformen und eine Neuausrichtung der FIFA. Ein einfaches Übergehen zur Tagesordnung darf es nicht geben.“ Zwar ist die Entschließung nicht bindend, doch senden die Volksvertreter damit ein starkes politisches Signal aus, da auch die EU-Regierungen grundlegende Reformen der FIFA angemahnt haben.

Blatter ist „perplex“

Der schwer in der Kritik stehende FIFA-Präsident Joseph Blatter hat die Forderung des EU-Parlaments nach seinem sofortigen Rücktritt strikt zurückgewiesen. Man sei „perplex“ vom Vorstoß der Politiker, teilte der Fußball-Weltverband mit. Der Schweizer Sport-Funktionär schließt seinen sofortigen Rücktritt weiter aus. Aufgrund der speziellen Umstände, in der sich die FIFA befinde, werde Blatter sein Mandat erst auf einem Wahlkongress niederlegen.

Die Konsequenz der Forderung des EU-Parlaments wäre allerdings kaum mehr erfreulich als die momentane Situation: Laut FIFA-Statuten würde bei Blatters sofortigem Rücktritt Issa Hayatou als längster agierender Vize-Präsident die Amtsgeschäfte übernehmen. Der Afrikaner ist aber seit langem selbst Korruptionsvorwürfen ausgesetzt, darunter auch im Vergabeverfahren für die WM 2022 in Katar. Unterdessen wurde bekannt, dass Mediendirektor Walter De Gregorio Ende des Jahres die FIFA verlässt. De Gregorio hatte jüngst im Schweizer Fernsehen mit einem Witz für Aufsehen gesorgt: „Der Sepp Blatter – der FIFA-Präsident, sein Kommunikationschef und der Generalsekretär sitzen im Auto. Wer fährt? – Die Polizei!“