Ort des Schreckens: Terroranschlag in Barcelona nahe des Boulevards Las Ramblas. (Bild: Imago/Agencia EFE/David Armengou)
Terror

LKW-Anschlag in Barcelona

Bei einem Terroranschlag mit einem Lieferwagen sind auf Barcelonas berühmter Flaniermeile Las Ramblas 13 Menschen getötet worden. Mehr als 100 Menschen wurden verletzt. In einem Badeort weiter südlich vereitelte die Polizei eine weitere Attacke.

15 Opfer schweben noch in Lebensgefahr, wie der katalanische Regierungschef Carles Puigdemont mitteilte. Die Behörden bestätigten, dass es sich um einen Terroranschlag gehandelt habe. Demnach war ein Lieferwagen im Zentrum der Stadt in eine Menschenmenge gerast. Fotos aus Barcelona zeigten Leichen am Straßenrand. Ein Tourist sagte, das Fahrzeug sei Zickzack gefahren, „um ein Maximum an Fußgängern zu erwischen“. Berichten zufolge liefen Menschen panisch über die Straßen.

Ungebremst in die Menge

Augenzeugen sprachen im staatlichen spanischen Fernsehen von einem Einzeltäter, der Anfang 20 gewesen sein soll. Der weiße Lieferwagen sei ungebremst mit etwa 80 Stundenkilometern in die Menge gerast. Der Fahrer des Lieferwagens soll ein Mann von etwa 1,70 Meter Größe gewesen sein und ein weißes Hemd mit blauen Streifen getragen haben, wie die Zeitung El Periódico de Catalunya berichtete.

Das Fahrzeug ist Zickzack gefahren, um ein Maximum an Fußgängern zu erwischen.

Augenzeugenbericht

Viele Menschen hätten geschrien und sich in Hauseingängen wie Geschäften in Sicherheit gebracht, berichteten Augenzeugen. Ein deutscher Tourist sagte, es sei wie in einer „Kriegszone“ gewesen. „Polizisten mit Maschinengewehren und Gewehren im Anschlag kamen in der Straße auf mich zugerannt.“ Der Verkehr im Zentrum der Stadt sei zusammengebrochen. Die Geschäfte auf der Flaniermeile hätten geschlossen und ihre Fensterläden heruntergelassen.

Weiteren Angriff verhindert

Nur kurz nach dem islamistischen Anschlag mit dem Lieferwagen in Barcelona mit mindestens 13 Toten hat die Polizei in einem katalanischen Touristenort vermutlich eine zweite Terrorattacke verhindert. In der Stadt Cambrils rund 100 Kilometer südwestlich von Barcelona erschossen die Einsatzkräfte in der Nacht fünf mutmaßliche Terroristen. Sie sollen Sprengstoffgürtel getragen haben, die aber laut spanischen Medienberichten nur Attrappen gewesen seien. Was die Männer genau vorhatten, war weiter unklar. Möglicherweise wollten sie auch den Anschlag auf der Touristenmeile Las Ramblas in Barcelona nachahmen. Bei dem Einsatz in Cambrils wurden sieben Menschen verletzt, zwei davon schwer, wie der katalanische Zivilschutz auf Twitter schrieb. Unter den Verletzten war auch ein Polizist. Nach spanischen Medienangaben seien die Täter in einem Wagen von der Polizei kontrolliert worden. Als dieser nach einer Verfolgung umgekippt sei, seien sie geflohen und dann niedergeschossen worden. Zuvor hätten sie noch Menschen angefahren.

Nach Angaben der Behörden besteht wahrscheinlich ein Zusammenhang zwischen den Taten in Barcelona und Cambrils sowie in der Stadt Alcanar, wo am Mittwoch bei einer Explosion in einem Wohnhaus ein Mensch umkam. Dort sollen nach Informationen der Zeitung El Pais etwa 20 Gasflaschen gelagert worden sein.

Bisher drei Festnahmen

Drei Verdächtige seien bisher festgenommen worden, ein vierter Verdächtiger sei tot, sagte der Innenminister der katalanischen Regionalregierung, Joaquim Forn. Ob es sich bei einem der festgenommenen Männer um den Fahrer des Lieferwagens gehandelt hat, ist noch offen. Bei einem der Festgenommenen handelt es sich nach Medienberichten um einen Mann, der in einer Stadt nördlich von Barcelona gemeldet sei. Er komme aus Marseille und habe nordafrikanische Wurzeln, berichteten die katalanische Zeitung La Vanguardia und das staatliche Fernsehen TVE unter Berufung auf Polizeikreise. Es werde nach zwei weiteren Verdächtigen gefahndet. Eine Bestätigung dafür gab es zunächst nicht. Der bei einer Polizeikontrolle erschossene Verdächtige hat nach bisherigen Erkenntnissen keine Verbindungen zu der Tat gehabt. Er hatte nach Medienberichten versucht, eine Polizeikontrolle zu durchbrechen.

Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort und forderte die Bevölkerung auf, die Region zu meiden. Die betroffene Gegend wurde weiträumig abgesperrt. Zahlreiche Krankenwagen waren im Einsatz. Naheliegende U-Bahn-Stationen und andere öffentliche Verkehrsmittel seien geschlossen worden, hieß es.

Bei dem Anschlag in Barcelona sind nach Angaben der Bundesregierung 13 Deutsche verletzt worden, einige von ihnen so schwer, dass sie in Lebensgefahr schweben. Ob es auch Tote unter den deutschen Opfern gegeben habe, ist derzeit nicht klar, könne aber nicht ausgeschlossen werden. Das ZDF meldete drei deutsche Todesopfer. Die katalanischen Behörden teilten lediglich mit, dass Deutsche ebenso wie Menschen aus über 20 anderen Nationen zu Schaden gekommen seien. Ob sie starben oder verletzt wurden, blieb offen.

IS bekennt sich zu Anschlag

Die IS-Terrormiliz reklamierte laut ihrem Sprachrohr Amak den Terroranschlag mit einem Lieferwagen in Barcelona für sich. Einer „der Soldaten des Islamischen Staates“ habe die Tat ausgeführt, meldete Amak im Internet unter Berufung auf nicht näher genannte Sicherheitsquellen.

Die auf dschihadistische Propaganda spezialisierte Site Intelligence Group hatte zuvor berichtet, dass Anhänger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in sozialen Netzwerken den Anschlag ähnlich feierten wie seinerzeit die Attacke in Manchester. Sie veröffentlichten Fotos, frühere Warnungen und Lobeshymnen.

Weltweit Trauer und Entsetzen

Politiker weltweit reagierten geschockt und betroffen. Die Bundesregierung zeigte sich erschüttert. „In tiefer Trauer sind wir bei den Opfern des widerwärtigen Anschlags in Barcelona“, schrieb Regierungssprecher Steffen Seibert auf Twitter. Man stehe in Solidarität und Freundschaft an der Seite der Spanier. Auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière drückte den Opfern seine Anteilnahme aus: „Ich bin tief erschüttert über die schrecklichen Nachrichten aus Barcelona. Erneut hat der Terror seine hässliche Fratze gezeigt.“

Erneut hat der Terror seine hässliche Fratze gezeigt.

Thomas de Maizière, Bundesinnenminister

„Die feigen Terroranschläge in Katalonien bestürzen mich zutiefst. Dieser barbarische Akt in einer so lebensfrohen europäischen Stadt wie Barcelona war ein weiterer Angriff auf ganz Europa und die gesamte freie westliche Welt. Wir alle trauern um die unschuldigen Menschen, die ihr Leben verloren haben. Wir trauern mit ihren Familien und Freunden. Unsere Gedanken und Gebete sind auch bei den Verletzten und bei denjenigen, die sich gerade um Menschen sorgen, die sich an den Anschlagsorten aufgehalten haben“, kondolierte Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer.

Das Auswärtige Amt aktualisierte seine Sicherheitshinweise für Spanien: „Reisenden wird geraten, den Bereich weiträumig zu meiden, den Anweisungen der Sicherheitskräfte Folge zu leisten und sich über die lokalen Medien zu informieren.“

US-Präsident Donald Trump sagte, man werde alles tun, was nötig sei, um zu helfen. „Seid zäh und stark, wir lieben Euch!“ schrieb Trump. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg äußerte: „Wir stehen vereint im Kampf gegen den Terrorismus.“ Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sagte: „All meine Gedanken und die Solidarität Frankreichs für die Opfer der tragischen Attacke in Barcelona. Wir bleiben vereint und entschlossen.“ EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani bekannte, die EU sei vereint in der Verteidigung des Friedens.

Blutige Serie

Der bisher blutigste Terroranschlag in Spanien ereignete sich am 11. März 2004. Damals hatten islamistische Attentäter in Madrid Bomben in Pendlerzügen gezündet und 191 Menschen getötet. Rund 1500 weitere wurden verletzt.

Seit vergangenem Sommer war es in Europa wiederholt zu Anschlägen mit Fahrzeugen gekommen. Im Juli 2016 raste ein Attentäter mit einem Lkw auf dem Strandboulevard von Nizza in eine Menschenmenge. 86 Menschen starben. Beim Anschlag mit einem gekaperten Laster auf den Berliner Weihnachtsmarkt wurden im Dezember 2016 zwölf Menschen getötet. Im Frühjahr 2017 gab es zudem tödliche Attacken mit Fahrzeugen in London und Stockholm. (dpa)