Hoffnung für Aleppo?
Vor Beginn der geplanten Waffenruhe in Syrien hofft das Land auf einen möglichen Wendepunkt im jahrelangen Bürgerkrieg. Falls die Feuerpause sieben Tage hält, wollen Washington und Moskau künftig gemeinsam gegen Terrormilizen vorgehen.
Syrien

Hoffnung für Aleppo?

Vor Beginn der geplanten Waffenruhe in Syrien hofft das Land auf einen möglichen Wendepunkt im jahrelangen Bürgerkrieg. Falls die Feuerpause sieben Tage hält, wollen Washington und Moskau künftig gemeinsam gegen Terrormilizen vorgehen.

Wenige Stunden vor Beginn einer vereinbarten Waffenruhe gehen die Kämpfe in Syrien unvermindert weiter. Besonders um die nordsyrische Metropole Aleppo habe es heftige Gefechte gegeben, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Kampfflugzeuge flogen demnach zahlreiche Angriffe. Auch in der Provinz Idlib und nahe der Hauptstadt Damaskus habe es Luftangriffe gegeben. Die Feuerpause soll zur Zeit des Sonnenuntergangs am Abend in Kraft treten.

Der Iran kündigte an, die Waffenruhe in Syrien zu unterstützen, um humanitäre Hilfe für die Menschen zu ermöglichen. Nur sollten alle Seiten darauf achten, dass die Waffenruhe nicht von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ausgenutzt werde, um neue Kräfte zu rekrutieren und sich aufzurüsten, sagte ein Sprecher. Der Iran unterstützt die Regierung des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad militärisch.

USA und Russland entwerfen Plan

Mit dem Sonnenuntergang (etwa 17.45 Uhr MESZ) sollen die Waffen in Syrien schweigen. US-Außenminister John Kerry und der russische Chefdiplomat Sergej Lawrow hatten einen entsprechenden Plan in Genf vorgestellt. Russland ist mit der syrischen Regierung verbündet, die USA unterstützen Rebellengruppen. Falls die Waffenruhe sieben Tage hält, wollen Washington und Moskau gemeinsam gegen die Dschihadisten der IS-Miliz und der mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida verbundenen Fatah al-Scham (früher: Al-Nusra Front) vorgehen.

Hilfe für Aleppo

Die Übereinkunft könne ein „Wendepunkt“ im syrischen Bürgerkrieg sein, sagte Kerry. Die amerikanisch-russischen Vereinbarungen würden endlich auch die Versorgung notleidender Menschen durch Hilfsorganisationen ermöglichen – vor allem im heftig umkämpften Aleppo.

In einer zunächst nicht unabhängig zu verifizierenden Videobotschaft lehnte die einflussreiche islamistische Miliz Ahrar al-Scham die Waffenruhe indirekt ab. Ein Sprecher sagte, die Feuerpause diene dazu, die Revolution militärisch zu schwächen. Er rief alle Rebellen im Süden des Landes auf, weiterzukämpfen. Die Gruppe ist neben den dschihadistischen Fatah al-Scham die wichtigste Kraft des Rebellenbündnisses Dschaisch al-Fatah. Sie gibt sich pragmatischer und weniger radikal als der extremistische Al-Kaida-Ableger.

Türkei will weiter gegen Kurden kämpfen

Die Türkei gilt als wichtige Unterstützerin der Miliz. Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan will weiter gegen kurdische Milizen auch im Nachbarland Syrien vorgehen. Der syrische Ableger der kurdischen Arbeiterpartei PKK – die Volksschutzeinheiten YPG – werde genauso wie die PKK beseitigt werden. Die türkische Armee war mit von ihr unterstützten Rebellen am 24. August in Syrien einmarschiert und nahm zunächst die Grenzstadt Dscharablus ein, die von der Terrormiliz IS geräumt wurde. Dann ging die Türkei auch gegen die YPG vor, die von den USA unterstützt werden.

(dpa)