Appell an die Solidarität
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon appelliert an die internationale Gemeinschaft, zur Entlastung der Nachbarländer Syriens deutlich mehr Kriegsflüchtlinge als bisher aufzunehmen. Bei der eintägigen Genfer UN-Flüchtlingskonferenz rief Ban zu entsprechenden freiwilligen Beiträgen auf.
UN-Flüchtlingskonferenz

Appell an die Solidarität

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon appelliert an die internationale Gemeinschaft, zur Entlastung der Nachbarländer Syriens deutlich mehr Kriegsflüchtlinge als bisher aufzunehmen. Bei der eintägigen Genfer UN-Flüchtlingskonferenz rief Ban zu entsprechenden freiwilligen Beiträgen auf.

Von den bislang insgesamt 4,8 Millionen Syrern, die in die Türkei, in den Libanon, nach Jordanien und Ägypten sowie in den Irak geflohen seien, sollten wohlhabendere Staaten wenigstens zehn Prozent aufnehmen. Das wären 480.000 Menschen. Dies sei „eine relativ kleine Zahl“ verglichen mit den Lasten, die Nachbarländer Syriens seit Jahren tragen würden, erklärte der UN-Generalsekretär bei der Eröffnung der UN-Flüchtlingskonferenz in Genf. Bis 2018 sollen die Menschen umgesiedelt werden.

Die Nothilfeorganisation Oxfam zeigt, dass von den in Genf vertretenen reichen Ländern vier – Australien, Kanada, Deutschland und Norwegen – einen Anteil von zehn Prozent an humanitärer Aufnahme übertroffen haben. Vier weitere Staaten – Finnland, Island, Schweden und Neuseeland – haben mehr als die Hälfte dieses Anteils syrischer Flüchtlinge aufgenommen. Dagegen hat Frankreich nur vier Prozent des Anteils erbracht, die Niederlande sechs Prozent, die USA sieben Prozent, Dänemark 15 Prozent und Großbritannien 22 Prozent.

Vereinte Nationen setzen auf freiwillige Zusagen

In Genf beraten Vertreter von mehr als 90 Staaten und zahlreichen internationalen Organisationen über Möglichkeiten einer gerechteren Verteilung von Kriegsflüchtlingen aus Syrien. Dabei hofft das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) auf freiwillige Zusagen vor allem seitens wohlhabender Länder. Einige von ihnen hätten bislang – anders als zum Beispiel Deutschland oder Norwegen – nur geringe Beiträge zur Hilfe für Syrer in Not geleistet, kritisierten in Genf Vertreter internationaler Hilfsorganisationen. Dadurch sollen Staaten wie die Türkei, Jordanien und der Libanon entlastet werden, in denen sich die weitaus meisten syrischen Flüchtlinge aufhalten. Bislang habe das UNHCR von anderen Staaten lediglich Zusagen über die längerfristige Aufnahme von insgesamt 170.000 Syrern erhalten, erklärte der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi. Dafür sollten verschiedenste Einreise- und Aufenthaltsmöglichkeiten angeboten werden – wie humanitäre Transfervisa, Hochschulstipendien, Familienzusammenführungen oder auch private Patenschaften.

Eine neue Fluchtwelle droht

Gleichzeitig droht eine neue Fluchtwelle. Denn die Terrormiliz des IS gerät immer mehr unter Druck. Sowohl im Irak als auch in Syrien erobern ihre Gegner Dörfer und Städte von den Islamisten zurück. Da mit heftiger Gegenwehr der Terrormiliz IS gerechnet wird, könnten Kämpfe viele Bewohner der Region zur Flucht zwingen. Mossul mit ehemals mehr als zwei Millionen Einwohnern ist die größte Stadt in den Händen der Dschihadisten. Die Einnahme der zweitgrößten irakischen Stadt war einer der größten Erfolge der Extremisten. Die frühere Millionenstadt gilt neben Al-Rakka in Syrien als inoffizielle Hauptstadt der Terrormiliz. Mehr dazu lesen Sie hier: „Der IS unter Druck“.

Knapp eine halbe Millionen Todesopfer

Im dem seit fast fünf Jahren tobenden Bürgerkrieg gab es bislang nur geografisch sehr begrenzte Feuerpausen in einigen Dörfern, aber keine Waffenruhe im ganzen Land. 470.000 Syrer starben bisher im Krieg, laut einer Studie des Syrischen Zentrums für Politikforschung. 400.000 wurden demnach bei Kämpfen getötet, weitere 70.000 starben, weil sie keine ausreichende medizinische Versorgung, sauberes Wasser oder Unterkünfte gehabt hätte. Die UN habe bei 250.000 Toten aufgehört zu zählen.

(dpa/AS)