Favoriten siegen – Vorentscheidung vertagt
Beim "Super Tuesday"-Wahltag in den USA setzen sich mit Hillary Clinton und Donald Trump die Favoriten durch. Bei den Republikanern wird eine Kandidatur des umstrittenen Milliardärs Trump immer wahrscheinlicher. Entschieden ist allerdings noch nichts - denn auch andere Kandidaten können punkten. Bei den Demokraten macht man keinen Hehl daraus, dass man sich Trump als Gegner wünscht.
Super Tuesday in den USA

Favoriten siegen – Vorentscheidung vertagt

Beim "Super Tuesday"-Wahltag in den USA setzen sich mit Hillary Clinton und Donald Trump die Favoriten durch. Bei den Republikanern wird eine Kandidatur des umstrittenen Milliardärs Trump immer wahrscheinlicher. Entschieden ist allerdings noch nichts - denn auch andere Kandidaten können punkten. Bei den Demokraten macht man keinen Hehl daraus, dass man sich Trump als Gegner wünscht.

Deutliche Favoritensiege, aber auch Hoffnung für die Verlierer: Beim „Super Tuesday“ im Vorwahlkampf in den USA haben sich mit Hillary Clinton und Donald Trump die Favoriten für eine Präsidentschaftskandidatur durchgesetzt. Aber auch die Verfolger ließen in manchen Staaten aufhorchen – von einer Vorentscheidung kann weder bei den Demokraten noch bei den Republikanern die Rede sein.

Clinton hat die Nase vorn – Sanders gewinnt seinen Heimatstaat

Die frühere US-Außenministerin und demokratische Mitbewerberin Clinton gewann mit Texas, Tennessee, Virginia, Georgia, Alabama, Massachusetts und ihrem Heimatstaat Arkansas mindestens sieben der elf Staaten. Doch auch der selbsternannte „linke Außenseiter“ Bernie Sanders konnte Achtungserfolge erzielen: Er hatte in Colorado, seiner Heimat Vermont, Oklahoma und Minnesota die Nase vorn. Bei seiner Stellungnahme zum Wahlausgang rief der 74-Jährige sogar eine „politische Revolution“ aus. In Massachuesetts war Sanders der Favoritin nur knapp unterlegen.

Was die Zahl der Wahlmänner angeht, heißt die Siegerin bei den Demokraten aber eindeutig Hillary Clinton. Sie siegte in den Staaten mit der deutlich höheren Bevölkerungszahl und kann daher mehr Wahlleute hinter sich vereinen. Bei beiden Parteien werden die Delegierten proportional zum Stimmergebnis vergeben. Nicht ausschließlich die Sieger erhalten Delegiertenstimmen, auch die Zweitplatzierten können mit Zuwächsen rechnen.

Trump baut Vorsprung aus – Cruz gewinnt seine Heimat Texas

Bei den Republikanern kristallisiert sich unterdessen immer stärker heraus, dass der von der Partei-Elite propagierte „kurze Spuk“ Donald Trumps doch nicht so schnell vorbei ist wie erhofft. Der umstrittene Immobilien-Milliardär siegte in Georgia, Alabama, Massachusetts, Virginia, Tennessee, Vermont und Arkansas, verlor aber den wichtigen Staat Texas an dessen erzkonservativen Senator Ted Cruz. Aus Alaska liegen noch keine Ergebnisse vor, angeblich hat Cruz gewonnen. Er gewann auch in Oklahoma. In Minnesota gewann Marco Rubio.

Republikaner: Allianz gegen Trump?

In vielen Staaten kamen Cruz und Rubio gemeinsam auf deutlich mehr Stimmen als Trump. Cruz rief daher dazu auf, das Feld der republikanischen Bewerber, dem auch der frühere Neurochirurg Ben Carson angehört, zu verkleinern.

Der Zweitplatzierte Cruz rief seine Partei daher auf, sich hinter ihm zu versammeln, um eine Kandidatur Trumps doch noch zu verhindern. „Unsere Kampagne ist die einzige, die Donald Trump geschlagen hat und schlagen kann“, sagte Cruz vor seinen Anhängern. Solange das Feld der Republikaner mit noch immer fünf Kandidaten so groß bleibe, mache das eine Kandidatur Trumps wahrscheinlicher. Cruz ist als „Tea Party“-Kandidat jedoch bei Teilen der Republikaner ebenfalls sehr unbeliebt.

Nach dem „Super Tuesday“ ist ein Kandidat Donald Trump aber wesentlich wahrscheinlicher geworden. An dem Tag wurden rund 20 Prozent aller Delegiertenstimmen vergeben. Um nominiert zu werden, muss ein republikanischer Bewerber auf mindestens 1237 Delegierte kommen, ein demokratischer auf 2383.

Demokraten „wünschen“ sich Trump als Gegner

Bei den Demokraten schießt man sich schon mal auf einen möglichen Gegner Trump ein. Hillary Clinton nahm in einer Rede vor ihren Anhängern Bezug auf den Milliardär und dessen Forderung, eine Mauer an der Grenze zu Mexiko aufzubauen. „Im ganzen Land haben Demokraten heute dafür gestimmt, Mauern einzureißen, so dass wir zusammen großartig sein können“, sagte Hillary Clinton in Florida. „Amerika ist stark, wenn wir alle zusammen stark sind. Amerika hat nie aufgehört, großartig zu sein.“

Tatsächlich macht man bei den Demokraten kein Geheimnis daraus, dass man Trump für den „einfacheren“ Gegner bei den tatsächlichen Präsidentschaftswahlen hält. In den USA sind ein Drittel der registrierten Wähler Demokraten, ein weiteres Drittel Republikaner. Entscheidend ist das dritte Drittel der unentschlossenen Wechselwähler – und die, so hoffen die Demokraten, könnten sich schwerer mit ihrer Stimme für den schwerreichen Krawallmacher tun als für den Liebling der radikalen Tea Party, Ted Cruz, oder gar für Marco Rubio.

Die Partei von Lincoln und Reagan und die Präsidentschaft der Vereinigten Staaten werden niemals von einem Hochstapler übernommen werden.

Marco Rubio

Aber auch die Parteiführung der Republikaner selbst stemmt sich vehement gegen eine Kandidatur des exzentrischen Seiteneinsteigers. Marco Rubio, Hoffnungsträger des Partei-Establishments, konnte jedoch erneut beim Wähler nicht überzeugen. Rubio erklärte vor Anhängern, in zwei Wochen in seinem Heimatstaat Florida werde er richtig angreifen. Er bezeichnete Trump als Trickbetrüger. „Die Partei von Lincoln und Reagan und die Präsidentschaft der Vereinigten Staaten werden niemals von einem Hochstapler übernommen werden“, rief Rubio.

Deutsche würden Clinton wählen

Am „Super Tuesday“ waren auch die in Deutschland lebenden Amerikaner zur Wahl aufgerufen – aufgrund ihrer unterschiedlichen Herkunft gibt es hier aber keine gesonderten Ergebnisse. Die Deutschen selbst hätten dagegen eine klare Favoritin: Nach einer Umfrage der Bild am Sonntag würden sich drei Viertel der Deutschen (74 Prozent) für Hillary Clinton entscheiden, nur acht Prozent für Trump.