Schwere Zeiten für die Deutsche Bank: Die Aktien des einst mächtigen Instituts haben dramatisch an Wert verloren. Bild: Imago/Sven Simon
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Deutsche Bank runter, BayernLB rauf

Teure Rechtsstreitigkeiten und der laufende Konzernumbau haben Aktionären der Deutschen Bank schon viel Kummer bereitet. Jetzt kommt eine Änderung im deutschen Insolvenzrecht dazu, die die Papiere des größten deutschen Geldhauses unbeliebter machen. Die Ratingagentur Moody’s senkte am Dienstag den Daumen. Gute Noten gibt sie der BayernLB.

Den Papieren der Deutschen Bank erging es zuletzt so wie dem Ölpreis. Sie kannten nur eine Richtung: abwärts. Ihren Boden hat die Aktie des einst mächtigsten deutschen Geldinstituts nun bei etwa 17 Euro gefunden. Für die Aktionäre ist das ein einziges Debakel: Mitte vergangenen Jahres waren die Papiere noch beinahe doppelt so viel wert.

Anleihegläubiger sollen früher zahlen

Neben dem dramatischen Milliardenverlust, den die Deutsche Bank für 2015 vermelden musste (der Bayernkurier berichtete) drückt nun die Abstufung durch die Ratingagentur Moody’s auf den Kurs und die Gemüter der Aktionäre. Auf „Baa1“ senkte die Agentur am Dienstag die Bonitätsnote für langfristige Schuldtitel der Bank. Begründet wurde das mit einem neuen Insolvenzrecht und speziellen Regeln, die ab Januar 2017 Gültigkeit haben. Unter anderem sollen Einlagen besser geschützt werden und dafür Anleihegläubiger bei drohender Insolvenz früher zahlen müssen.

Banken dürfen nicht mehr zu groß zum Scheitern sein, und Steuerzahler sollen nicht mehr die Rechnung für das Scheitern eines Instituts zahlen müssen

Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin)

Hintergrund der neuen Gesetzgebung ist die Ansteckungsgefahr bei Bankenpleiten. Der Kollaps der US-Investmentbank Lehmann 2008 hatte nach Angaben der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) gezeigt, wie stark die Insolvenz eines Kreditinstituts die Finanzmärkte erschüttern kann. In Deutschland musste in Folge der Lehmann-Pleite bekanntlich auch die Commerzbank mit Steuergeld gerettet und teilverstaatlicht werden. Seit der Finanzkrise würden Regulierer daher national und international unter Hochdruck daran arbeiten, Banken widerstandsfähiger und die Finanzmärkte stabiler zu machen, heißt es von der BaFin: „Banken dürfen nicht mehr zu groß zum Scheitern sein, und Steuerzahler sollen nicht mehr die Rechnung für das Scheitern eines Instituts zahlen müssen“, erläutern die Experten. Der sogenannte „Bail-in“ wird dabei zu einem wichtigen Instrument: Gläubiger einer Bank – also Anleger ihrer Schuldtitel – werden bei der Sanierung oder Abwicklung stärker in die Pflicht genommen. Weitestgehend verschont bleiben dagegen Einlagen natürlicher Personen sowie kleiner und mittlerer Unternehmen. Ausgedacht haben sich das die EU-Länder, die entsprechende Richtlinien erarbeiteten. Als beispielhaft für „Bail-in“ galt zuletzt das Vorgehen bei der Banken-Rettung auf Zypern 2013. Damals wurden Geldanlagen ab 100.000 Euro an der Restrukturierung der Institute beteiligt. Diese Forderungen wurden um bis zu 50 Prozent gekürzt. Die Kleinanleger blieben verschont.

Die BayernLB begrüßt die positive Ratingaktion von Moody’s. Sie sieht damit auch ihre nachhaltige positive Geschäftsentwicklung in den letzten Jahren gewürdigt und eine Bestätigung ihrer Neuausrichtung auf ein rein am Kunden orientiertes Geschäftsmodell

Stellungnahme der BayernLB

Moody’s hatte sich mit Blick auf das neue Insolvenzrecht nun 35 deutsche Banken zur Brust genommen und teilweise neu eingestuft. Neben der Deutschen Bank rutschten sechs weitere eine Stufe ab. Ein Gewinner ist dagegen die Bayerische Landesbank (BayernLB). Ihre langfristigen Anleihen wurden um eine Note von „A3“ auf „A2“ angehoben, der Ausblick von negativ auf stabil geändert. „Die BayernLB begrüßt die positive Ratingaktion von Moody’s. Sie sieht damit auch ihre nachhaltige positive Geschäftsentwicklung in den letzten Jahren gewürdigt und eine Bestätigung ihrer Neuausrichtung auf ein rein am Kunden orientiertes Geschäftsmodell“, heißt es dazu aus München. Im Norden der Republik dürfte sich die Freude dagegen in Grenzen halten. Die angeschlagene HSH Nordbank bleibt auf „Baa3“ kleben und liegt damit zwei Investment-Stufen unterhalb der Deutschen Bank.