Schwere Zeiten für die Deutsche Bank und ihre Mitarbeiter: In vielen Filialen gehen in Deutschland die Lichter aus. Bild: Imago/STPP
Deutsche Bank

Rekordverlust mit Ansage

Aktionäre, die auf Papieren der Deutschen Bank sitzen, brauchen in diesen Tagen ebenso starke Nerven wie ihre Kollegen, die in der jüngeren Vergangenheit auf VW gesetzt hatten. Der Milliardenverlust des größten deutschen Kreditinstituts fällt noch größer aus als zunächst angenommen.

Das vierte Quartal des vergangenen Jahres hat der Deutschen Bank das Ergebnis noch stärker verhagelt als zunächst angenommen. Experten hatten mit einem Jahresdefizit von rund fünf Milliarden Euro gerechnet, unterm Strich steht jetzt ein Rekordverlust nach Steuern von 6,7 Milliarden Euro. Das Gesamtjahresergebnis beinhalte die bereits veröffentlichten und im dritten Quartal verarbeiteten Wertminderungen von 5,8 Milliarden Euro auf den Geschäfts- oder Firmenwert sowie immaterielle Vermögenswerte, teilte die Bank mit. Eingerechnet sind demnach außerdem „Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten“ (5,2 Milliarden Euro) sowie „Belastungen für Restrukturierungen und Abfindungen“ (1,0 Milliarden Euro).

Aktienkurs auf Tauchstation

Der Kurs der Deutsche-Bank-Aktie ging nach der Mitteilung wieder einmal auf Tauchstation. Am Donnerstag stürzten die Papiere zeitweise um bis zu zehn Prozent auf 16,12 Euro ab. Die Aktien des größten deutschen Kreditinstituts haben in den vergangenen sechs Monaten damit nun bereits die Hälfte an Wert eingebüßt. Ihren Höchststand hatten sie 2007 vor der weltweiten Finanzkrise. Damals kosteten sie bis zu 118 Euro. In der Krise stürzten die Aktien schon einmal auf unter 17 Euro ab, erholten sich zwischenzeitlich aber wieder auf bis zu 58 Euro im April 2010.

Die genannten Belastungen sind die Konsequenz aus den notwendigen Entscheidungen, die wir im Rahmen der Strategie 2020 getroffen haben. Diese Entscheidungen werden die Bank einfacher und effizienter machen

Deutsche-Bank-Vorstands-Chef John Cryan

Der neue Vorstandschef John Cryan, der sich einen Radikalumbau des Geldhauses vorgenommen hat, die Postbank abstoßen und tausende Stellen abbauen möchte, lässt sich trotz der jüngsten Hiobsbotschaften nicht vom eingeschlagenen Kurs abbringen: Die genannten Belastungen seien die Konsequenz aus den notwendigen Entscheidungen, „die wir im Rahmen der Strategie 2020 getroffen haben“, zitiert ihn das Handelsblatt aus einer Botschaft an die Mitarbeiter. „Diese Entscheidungen werden die Bank einfacher und effizienter machen.“ Es gehe darum, Risiken zu verringern und „Rechtsstreitigkeiten so rasch wie möglich abzuschließen“.

Liste der Verfehlungen ist lang

Das dürfte noch eine Zeit lang dauern, denn die Liste der Verfehlungen ist lang: Seit 2012 musste die Deutsche Bank bereits mit zwölf Milliarden Euro büßen. Unter anderem waren einige Deutsche-Bank-Mitarbeiter in den Libor- und Euribor-Skandal verwickelt, bei dem mehrere Großbanken weltweit wichtige Referenzzinsen für Geldgeschäfte manipuliert haben sollen. Die von der EU-Kommission verhängte Strafe von 725 Millionen Euro fiel für die Deutsche Bank noch relativ glimpflich aus, in den USA und Großbritannien muss sie 2,5 Milliarden Dollar bezahlen. Ermittlungen laufen unter anderem noch in den USA wegen undurchsichtiger Hypothekengeschäfte vor der Finanzkrise sowie Sanktionsvergehen bei Embargos.

Rigorose Sparmaßnahmen auch in Deutschland

Auch in Deutschland greift die Bank bekanntlich bereits zu rigorosen Sparmaßnahmen. Vergangenes Jahr kündigte sie an, bis 2017 200 Filialen schließen zu wollen. Auch im Investmentbanking sowie anderen Konzernbereichen sollen Jobs gestrichen werden. Nach Informationen des Handelsblatts sollen insgesamt 9000 Stellen wegfallen, knapp die Hälfte davon in Deutschland.