Das Jahr des Affen wurde in China freudig begrüßt. Wie die Märkte im Reich der Mitte ins neue Jahre starten werden, bleibt abzuwarten. Sie sind während der Feiertage geschlossen. Bild: Imago/China Foto Press
Aktienmarkt

Vom Affen gebissen?

Während die Chinesen in diesen Tagen ausgiebig ihr neues Jahr feiern, macht sich der Rest der Welt nicht nur Sorgen um die Wirtschaft im Reich der Mitte. Die Börsen sind auch in Deutschland auf Talfahrt gegangen. Die Angst vor einer neuen weltweiten Finanzkrise wächst. Dafür sorgten zuletzt auch Wahrsager in Asien, die vor dem Jahr des „Feueraffen“ warnten.

Am heftigsten erwischte es in diesen Tagen die Kandidaten im Deutschen Aktienindex DAX, die zuletzt mit guten Nachrichten geizten: So legten etwa die Papiere der Deutschen Bank in dieser Woche eine Berg- und Talfahrt hin, die im Leitindex ihresgleichen sucht: Am Montag waren die Anteilsscheine des Geldinstituts noch um neun Prozent abgesackt. Zwei Tage später ging es dann um satte 17 Prozent bergauf. Es war bekanntgeworden war, dass die Deutsche Bank einen Anleiherückkauf erwägt. Am Donnerstag war der Jubel darüber aber schon wieder verflogen, die Deutsche Bank verlor acht Prozent an Wert. Mit gut 13 Euro sind ihre Anteilsscheine jetzt so billig wie auf dem Höhepunkt der weltweiten Finanzkrise 2008/2009. Das einst stolze deutsche Geldhaus zählt zu den größten Sorgenkindern im DAX.

29 von 30 DAX-Unternehmen starten im Minus

29 der 30 notierten Unternehmen rutschen am Donnerstag ins Minus, nur der Herzogenauracher Sportartikelhersteller Adidas legte gegen den Trend im DAX zu (lesen Sie hierzu auch folgenden Bericht). Der deutsche Leitindex folgte den schlechten Vorgaben aus dem Rest der Welt, die Erosion der Börsenkurse in den USA, Asien und Europa würden sich zunehmend beschleunigen, sagte ein Online-Broker dem Handelsblatt. Als Grund für die miese Stimmung wird vor allem die Furcht vor einem Schwächeln der Weltwirtschaft genannt. Dafür spricht auch der gestiegene Goldpreis. Das Edelmetall gilt als sicherer Hafen in schwierigen Zeiten. Schwarzseher unter den Börsianern warnten bereits vor einer neuen Finanzkrise und verwiesen auf die europaweit fallenden Aktien von Banken. Sie sehen darin einen Frühindikator für den möglichen Rückgang der Industrie.

„Feng-Shui-Index“ verheißt nichts Gutes

Wer sein Geld also in diesen Tagen an die Börse trägt, braucht gute Nerven oder aber einen fähigen Wahrsager: Hierzulande wird das belächelt, aber in Asien ist es nicht unüblich, „bei höheren Mächten“ nachzufragen, bevor ein Geschäft abgeschlossen wird. Und es wird gemunkelt, dass sich viele Asiaten bereits vor dem chinesischen Neujahrsfest am Montag von ihren Papieren an den weltweiten Börsen getrennt hatten. Denn der traditionelle Mondkalender verheißt nichts Gutes, die Vorhersagen sind düster: Das Jahr des Affen habe begonnen, und dieses Mal sei es besonders gefährlich, weil die Elemente des Feuers und des Metalls mit hineinspielten, heißt es. „Die rivalisierenden Elemente stehen für Disharmonie“, warnte der Fengshui-Meister Raymond Lo aus Hongkong vor dem Jahr des „Feueraffen“, das diese Woche begonnen hat. Und das Hongkonger Brokerhaus CLSA fasste laut Handelsblatt in seinem jährlichen „Feng-Shui-Index“ zusammen: Das Jahr werde zwar gut für Silber, Gold, Autos, Finanzen, Logistik und Maschinenbau beginnen, „doch dann wird der Affe durchdrehen“.

Zahl der Aktionäre in Deutschland ist deutlich gestiegen

Ob nun der „Feueraffe“ schuld an dem Dilemma ist oder Scheichs, die aufgrund niedriger Ölpreise ihr Geld aus den Märkten abziehen: die Börsenturbulenzen fallen ausgerechnet in eine Zeit, in der die Deutschen wieder Vertrauen in Aktien und -fonds gefasst hatten. Nach Angaben des Deutschen Aktieninstituts in Köln lag die Zahl der Aktionäre und Fondsbesitzer 2015 bei gut neun Millionen. Das waren 560.000 mehr als im Jahr davor und ein neuer Höchststand in den vergangenen drei Jahren. Den Grund dafür sieht das Institut in dem anhaltend niedrigen Zinsniveau, für das die Europäische Zentralbank (EZB) verantwortlich ist. Die EZB hat bekanntlich den Leitzins nahe Null (0,05 Prozent) gesenkt und die Märkte durch immer neue Anleihekäufe mit Geld geflutet. Das freute lange Zeit vor allem Börsen und Aktionäre, nun hat EZB-Chef Mario Draghi sein Pulver aber weitestgehend verschossen.

Wenn Anleger in der Aktie kein kurzfristiges „Spekulationsobjekt“, sondern eine nachhaltig renditeträchtige Anlageform sehen, ist dies ein gutes Zeichen für die Aktienkultur in Deutschland. Dies muss sich jedoch im Jahr 2016 und danach noch bestätigen.

Deutsches Aktieninstitut

Das Aktieninstitut sieht derweil die Zunahme der Anleger als „ein gutes Zeichen für die Aktienkultur in Deutschland“. Dies aber nur, wenn die Papiere nicht als „kurzfristige Spekulationsobjekte“ angesehen werden, sondern als nachhaltige renditeträchtige Anlageform, heißt es. „Dies muss sich jedoch im Jahr 2016 und danach noch bestätigen“, räumten die Experten in Köln bereits mit Blick auf die Kurseinbrüche im Januar ein. Das Institut empfiehlt den Aktionären prinzipiell, „Ruhe zu bewahren“. Mit breit gestreuten Aktieninvestments habe man in der Vergangenheit im Mittel eine Rendite von gut neun Prozent erwirtschaftet. Im Vergleich dazu habe die Rendite deutscher Staatsanleihen über den gleichen Zeitraum im Mittel bei etwa sieben Prozent gelegen.

Zeitpunkt zum Einstieg gekommen?

Und wann ist der beste Zeitpunkt zum Einstieg in den Aktienmarkt? Nicht wenige Experten meinen jetzt, weil die Unternehmen im DAX ihrer Meinung nach zurzeit unterbewertet sind. Wer Aktien lange halten könne, sollte mit dem Investieren gleich loslegen, empfehlen sie.