Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (im Bild mit Irans Minister für Industrie, Bergbau und Handel S.E. Mohammad Reza Ne'matzadeh) brachte bereits im November 2015 in Teheran Unternehmen aus dem Freistaat mit Geschäftspartnern im Iran zusammen. Bild: StMWi
Investitionen im Iran

Bayern ist schon da

Die Wirtschaftssanktionen gegen den Iran sind Geschichte, das Land geht auf Einkaufstour. Der Staat will demnächst seine museumsreife Flugzeugflotte einmotten und neue Modelle anschaffen; Airbus und Boeing freut's. Bayerns Wirtschaft darf ebenfalls auf gute Geschäfte hoffen. Es zahlt sich aus, dass der Freistaat früh seine Fühler in den Nahen Osten ausgestreckt hat und dabei sehr effektiv war.

Wirtschaftsministerin llse Aigner war bekanntlich bereits Anfang November 2015 mit einer 100-köpfigen Delegation zu Gast im Iran. Zusammen mit der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) eröffnete sie eine Vertretung des Freistaats in Teheran und führte Gespräche mit hochrangigen Politikern und Geschäftsleuten. „Ich kann mich auf iranische Regierungsmitglieder selbst berufen, wenn ich jetzt sage, dass es gelungen ist, sich von den Delegationen anderer Länder und Bundesländer positiv zu unterscheiden“, schrieb Aigner nach ihrer Reise in einem Gastbeitrag für den Bayernkurier. Bayern sei besser vorbereitet gewesen und strategischer vorgegangen, so die Wirtschaftsministerin „Und wir waren praktischer und haben über den Moment hinaus gedacht“, berichtete Aigner. Dabei sei es zum Beispiel kein Zufall gewesen, dass am Tisch des iranischen Gesundheitsministers ein bayerischer Mittelständler am Tisch saß, dessen Betrieb Ausstattungen für Krankenhäuser fertigt. Genauso wichtig sei es aber auch gewesen, bayerische Unternehmer mit iranischen Geschäftsleuten zusammenzubringen.

Ich kann mich auf iranische Regierungsmitglieder selbst berufen, wenn ich jetzt sage, dass es gelungen ist, sich von den Delegationen anderer Länder und Bundesländer positiv zu unterscheiden. Wir waren praktischer und haben über den Moment hinaus gedacht

Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner zu den Gesprächen des Freistaats im Iran

Nach dem Ende des Atomstreits und den vergangene Woche aufgehobenen Wirtschafts- und Finanzsanktionen gegen den Iran können die Firmen jetzt loslegen: Der Bayerische Industrie- und Handelskammertag (BIHK) rechnet bereits kurzfristig mit „mindestens einer Verdoppelung“ der bayerischen Exporte in den Iran. „Mittelfristig können die Ausfuhren aus Bayern sogar die Schallgrenze von einer Milliarde Euro durchbrechen“, meint BIHK-Hauptgeschäftsführer Peter Driessen. Der Iran leide unter einem Modernisierungsstau bei Infrastruktur, Rohstoffgewinnung und -verarbeitung, Maschinen- und Anlagenbau sowie Fahrzeugbau und Medizintechnik, weiß der BIHK-Chef. „Genau hier bietet die bayerische Wirtschaft ihre Schlüsseltechnologien. Sie will ihren Beitrag leisten, die ehemals starken deutsch-iranischen Handelsbeziehungen wiederzubeleben“, so Driessen.

Siemens soll Hochgeschwindigkeitsstrecke bauen und Züge liefern

Medienberichten zufolge soll Siemens bereits einen dicken Fisch an der Angel haben: „Wenn die Sanktionen aufgehoben sind, wollen Siemens und der Iran Gespräche über die Verbesserung der Infrastruktur im Eisenbahnbereich aufnehmen“, sagte ein Sprecher des Konzerns ohne Details zu nennen. Diese lieferten lokale Medien. Demnach geht es um die Elektrifizierung der 500 Kilometer langen Bahnstrecke von Teheran nach Maschar. Zudem soll Siemens angeblich eine Hochgeschwindigkeitsstrecke nach Isfahan bauen und 500 Passagierzüge liefern.

Auch Airbus hofft auf neue Geschäfte

Nicht nur das Bahnfahren soll im Iran angenehmer werden, auch die Airlines wollen ihre überalterten Flugzeuge ausmustern und ersetzen: So berichtet die Zeitung Die Welt, dass der iranische Transportminister Abba Akhoundi allein für die staatliche Fluggesellschaft 114 neue und gebrauchte Airbus-Modelle bestellen möchte. Auf der Wunschliste steht demnach neben kleineren A320-Jets auch das große vierstrahlige Modell A340, das seit 2011 nicht mehr gebaut wird. Für Airbus wäre das ein „cleverer Deal“, schreibt das Branchenmagazin aeroTelgraph. Denn wenn Fluggesellschaften neue Maschinen ordern, nimmt ihnen der Hersteller manchmal die alten ab. So kommt es, dass laut aeroTelegraph allein die Airbus-Einheit „Asset Management“ derzeit 22 gebrauchte Maschinen des Typs A340 zum Verkauf ausgeschrieben hat. Wegen des hohen Treibstoffverbrauchs gelten sie als schwer verkäuflich, der Iran ist aber womöglich ein dankbarer Kunde. Airbus hält sich aber noch bedeckt: Man werde ab sofort in ernsthafte Diskussionen in voller Übereinstimmung mit allen internationalen Gesetzen treten“, wird ein Sprecher zitiert. Auf Aufträge kann den Berichten zufolge auch der Airbus-Rivale Boeing hoffen. Im Gespräch sind Lieferungen des Typs B737 und B777.

Geschäftspartnervermittlung

Die Deutsch-Iranische Industrie- und Handelskammer in Teheran bietet Unternehmern, die sich im Iran engagieren wollen, eine Geschäftspartnervermittlung. Durch eine zielgruppenorientierte Recherche werden dabei deutsche Unternehmen mit potenziellen Handelspartnern oder Kunden im Iran in Kontakt gebracht. Organisiert werden auch Gespräche vor Ort. Auf Wunsch begleiten und beraten die Vertreter der Außenhandelskammer die Firmen bei den Treffen. Infos zu dem Angebot gibt die Deutsch-Iranische Industrie- und Handelskammer auf ihrer Internetseite.