Die Marke Renault ist ins Visier der französischen Behörden gekommen. Bild: Imago/PanoramaiC
Autohersteller

Börse: Renault zieht ganze Branche runter

Sie stoßen offensichtlich mehr Emissionen aus als vom Hersteller angegeben, mit einer Schummelsoftware sind die Diesel-Autos von Renault aber nicht unterwegs. Das haben Ermittlungen französischer Behörden gegen den Autohersteller ergeben. Die Renault-Papiere stürzten trotzdem ab, und auch die Konkurrenz in Deutschland lässt Federn.

Um die 74 Euro dümpelten die Renault-Aktien am letzten Handelstag der Woche, am Donnerstag waren sie sogar von 84 auf zeitweise bis zu 67 Euro abgestürzt. Es war bekannt geworden, dass französische Behörden jüngst Räume des Autoherstellers durchsucht hatten. Sofort wurden Befürchtungen laut, Renault könnte ähnlich wie VW bei Abgasmessungen von Dieselfahrzeugen mit einer Software geschummelt haben. Von der französischen Gewerkschaft CTG hieß es zunächst, dass das Management von Renault zwar nicht bestätigt habe, dass es sich um Stickoxid-Emissionen drehe. „Betrachtet man aber die durchsuchten Geschäftsbereiche, könnte da ein Zusammenhang bestehen“, so die Gewerkschaft. Demnach sollen im Auftrag des Umweltministeriums Ermittler auch Computer beschlagnahmt haben.

Renault selbst teilte mit, dass drei seiner Werke durchsucht wurden. Die Antibetrugs- und Wettbewerbsbehörde DGCCRF des Wirtschaftsministeriums ermittele. Laufende Tests hätten keine Hinweise auf manipulierte Werte gegeben.

Kontrollen nicht ausreichend

Überschreitungen von Kohlendioxid- und Stickoxidnormen gibt es aber offensichtlich sehr wohl, und das nicht nur bei Renault, sondern auch von anderen ausländischen Herstellern, hieß es aus Paris. Im Interview mit der Zeitung Le Parisien stellte Frankreichs Umweltministerin Ségolène Royal die Genehmigungsverfahren infrage, alle betroffenen Fahrzeuge seien zugelassen worden. „Zum derzeitigen Zeitpunkt sind die Überschreitungen damit eher den Normen der Überprüfungen zur Last zu legen, die bislang diese Genehmigungen erlauben“, sagte die Ministerin. Kontrollen seien nicht ausreichend gewesen, und es gebe einen Unterschied zwischen Laborergebnissen und realen Emissionen. Die Abgasuntersuchungen waren bislang also auch in Frankreich schlichtweg zu lax.

Wir können und wir dürfen diese Technologie nicht abschreiben.

Daimler-Chef Dieter Zetsche zur Diesel-Technologie

Die negativen Nachrichten über erhöhte Abgaswerte belasteten die Automobilbranche zum Ende der Woche erneut auf breiter Front. Die VW-Aktie verlor am Freitag wieder zeitweise bis zu fünf Prozent an Wert, auch BMW und Daimler büßten drei Prozent ein. Daimler-Chef Dieter Zetsche machte am Donnerstag beim Jahresempfang des Unternehmens in Berlin seinem Unmut über die Abgasaffäre von VW Luft: In der Regel kritisiere er keine Mitbewerber, „bei der VW-Affäre bleibt uns leider nichts anderes übrig“, sagte er mit Blick auf die Auswirkungen auf die gesamte Autobranche. Der Vorstandschef versicherte, dass es solche Manipulationen bei Daimler nicht gegeben habe und auch nicht geben werde. Er kündigte an, auch in Zukunft an Diesel-Fahrzeugen festzuhalten: „Wir können und wir dürfen diese Technologie nicht abschreiben“, so Zetsche. Aufgrund der weltweit niedrigen Ölpreise sei die Nachfrage nach Hybrid-Modellen sehr schwach, schon deshalb müsse in saubere Dieselautos investiert werden, um die Vorgaben zur Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen „auch nur im Ansatz“ erfüllen zu können. Die EU-Kommission forderte der Daimler-Chef auf, schnell festzulegen, wie künftig Abgaswerte gemessen werden, man sei mit Modifikationen einverstanden, machte er klar.