Tatort Autobahnraststätte: Deutschen Spediteuren entstehen große Schäden durch den Diebstahl von Ladung und Kraftstoff. Bild: fkn
Organisierte Kriminalität

Vom Lkw „gefallen“

Schwere Zeiten für Speditionsunternehmen: Die Anzahl der Lkws, die von organisierten Verbrechern auf Parkplätzen ausgeraubt werden steigt seit Jahren - wenn auch moderat. Das zeigt eine neue Statistik des Verkehrsministeriums. Experten fordern eine Ausweitung der Polizeipräsenz auf deutschen Fernstraßen.

Ladungsdiebstahl – so lautet der Fachbegriff für gestohlene Waren, die von Lastwagen herunter gestohlen werden. Jährlich stehlen organisierte Verbrecherbanden bundesweit tausende Ladungen auf Autobahnparkplätzen, Raststätten oder Autohöfen. 2013 gab es ganze 6000 solcher Vorfälle – seit 2007 steigen die Zahlen zwar moderat, aber stetig. Besonders „beliebt“ sind bei den Dieben Maschinen, Autoteile, Unterhaltungselektronik und Metalle.

Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie des Bundesverkehrsministeriums, die sich mit der organisierten Kriminalität im deutschen Straßenverkehr beschäftigt. Kein Wunder also, dass sich viele Spediteure in Deutschland eine stärkere und breiter angelegte Polizeipräsenz im deutschen Fernstraßennetz wünschen. Denn nicht nur einzelne Ladungen werden gestohlen – knapp 1700 mal pro Jahr wird gleich der ganze Lastwagen geraubt. Hinzu kommt der Kraftstoffdiebstahl, der seit 2009 um unglaubliche 118 Prozent gestiegen ist. Das Verkehrsministerium geht davon aus, dass die klare Mehrheit der Spediteure mehr oder weniger regelmäßig von Kraftstoffdiebstahl betroffen ist.

Der Schaden für die Unternehmen ist immens. Das deutsche Versicherungsgewerbe schätzt die entstandenen Kosten durch Ladungs-, Kraftstoff- oder Lastwagendiebstahl auf satte 300 Millionen Euro pro Jahr. Zusätzlich entstehen durch die Lieferverzögerungen und Ausfälle weitere Kosten für die Volkswirtschaft.

Besonders gefährdet sind der Statistik nach Lkws, der über Nacht auf Parkplätzen an Fernstraßen, auf schlecht beleuchteten Raststätten oder auf Autohöfen geparkt werden. Beinahe die Hälfte aller Diebstähle werden hier begangen. Oft schlitzen die Täter kurzerhand die Planen der Lkws auf, werfen einen Blick auf die Ladung, und schreiten dann, wenn sich die Ladung als lohnend erweist, blitzschnell zur Tat.

Unternehmer regen stärkere Polizeipräsenz an

Vom Bundesverband der Spediteure kommt daher wenig überraschend der Wunsch nach mehr Sicherheit im Fernstraßennetz. Dabei regen die Unternehmer nicht nur eine stärkere Polizeipräsenz an, sondern fordern auch, Betreiber von Raststätten oder Autohöfen zu einer stärkeren Videoüberwachung zu zwingen. Doch dort haben auch die Spediteure selbst offenbar Nachholbedarf. In Deutschland werden auch 35 Prozent der Ladungsdiebstähle auf den Firmengeländen der Speditionen durchgeführt, rechnet das Verkehrsministerium vor.

Wer aber sind die Täter? Laut Ministerium sind sie fast ausschließlich männlich, stammen überdurchschnittlich oft aus osteuropäischen Ländern – und sind in den meisten Fällen hervorragend organisiert, nutzen soziale Netzwerke zur Informationsübermittlung an Komplizen und sind oft schon vorab bestens über Ladung und Standort informiert. Am Häufigsten schlagen sie in Nordrhein-Westfalen zu, gefolgt von Hessen und Niedersachsen – Bayern liegt auf Rang vier. Das Verkehrsministerium hat im Zuge der Statistik angekündigt, mit neuen Maßnahmen stärker gegen den organisierten Ladungsdiebstahl vorzugehen. Dabei soll auch der Austausch mit den Spediteuren und betroffenen Unternehmen verstärkt werden – damit es für organisierte Lkw-Diebe auf deutschen Fernstraßen schon bald nichts mehr zu holen gibt.