Die Scheichs wünschen sich eine spritsparende Variante des A380. Airbus zögert aber noch. Bild: Airbus
Airbus

Die Produktion hinkt hinterher

Volle Bücher bringen nicht viel, wenn die Produktion hinterherhinkt: Der große Erfolg der jüngeren Firmengeschichte droht für den europäischen Flugzeughersteller Airbus zum Problem zu werden, denn die Konkurrenz in Übersee hält Schritt. Für ihre Großraumjets hätten derweil sowohl die US-Amerikaner als auch die Europäer liebend gerne mehr Bestellungen.

Vom Erscheinungsbild sind sie die Könige der Lüfte, doch haben will sie zurzeit kaum jemand. Sowohl der neue Jumbo-Jet 747-8, der in drei Klassen 467 Passagieren Platz bietet, als auch der A380, der gewöhnlich mit 525 Fluggästen unterwegs ist, blieben auch 2015 die Ladenhüter von Boeing und Airbus. Die Amerikaner erhielten gerade einmal zwei Neubestellungen, die Europäer gar keine. Für Airbus ist das extrem bitter. Medienberichten zufolge hatte der Konzern noch Mitte vergangenen Jahres auf 25 Neubestellungen gehofft, die aber nicht kamen. Die Durststrecke für den Riesenvogel dauert nun schon seit 2013 an. Der Grund für die Misere ist vor allem, dass der A380 mit herkömmlichen Triebwerken daherkommt und sich daran auch so schnell nichts ändern dürfte. Großkunde Emirates, der 140 Maschinen bestellt hat und schon mit 60 A380 um die Welt jettet, drängt Airbus zwar schon länger zu einer Modernisierung, um Sprit zu sparen. Die Europäer zögern allerdings, weil sie noch dabei sind, überhaupt die Entwicklungskosten für die derzeitige Version des Riesenvogels hereinzuholen.

Bestellungen auf Rekordniveau

Deutlich mehr Freude macht dem Airbus-Konzern bekanntlich sein neuer Großraumflieger A350 und vor allem die A320-Familie. Für das neue spritsparende Modell „neo“ prasselten 2014 und 2015 die Aufträge nur so vom Himmel. Bei beachtlichen 4100 Stück lagen die Bestellungen bereits im August vergangenen Jahres (der Bayernkurier berichtete). Die „neo“-Version ist so beliebt, weil sie mit ihren aerodynamischen Flügelenden – sogenannten Sharklets – sowie neuen Triebwerken 15 Prozent weniger Treibstoff benötigt als der Vorgänger. Im Dezember vergangenen Jahres erhielt das „neo“-Programm jedoch einen kleinen Rückschlag. Die noch vor Jahresende geplante Erstauslieferung eines A320neo an die Lufthansa wurde ins neue Jahr verschoben. Vorrang habe die Übergabe eines von Anfang an voll einsatzbereiten Flugzeuges, erklärte ein Airbus-Sprecher der Flugrevue. Es gelte noch einige zusätzliche Nachweise für die Dokumentation zu erbringen.

Boeing liefert mehr Maschinen aus als Airbus

Der Rivale Boeing hat derweil wieder ein bisschen Zeit gewonnen, um aufzuholen. Die Amerikaner hatten erst damit begonnen, ihre konkurrierende 737 mit neuen Triebwerken und verbesserter Aerodynamik auszustatten, nachdem bei Airbus bereits etliche Bestellungen für die „neo“-Familie eingetrudelt waren – zu ihr zählen auch der A318, der A319 und der A321. Und die nun von Boeing vorgelegten Zahlen legen nahe, dass in Übersee bei der Produktion gut gerechnet und kalkuliert wird: So lieferten die Amerikaner im vergangenen Jahr 762 Maschinen an ihre Kunden aus, während 768 neue Jets geordert wurden.

In Europa ist dem Vernehmen nach das Ungleichgewicht weitaus größer: Genaue Zahlen gibt Airbus zwar erst in der kommenden Woche bekannt, Insider plauderten aber bereits aus, dass 635 ausgelieferten Maschinen 1007 Netto-Bestellungen gegenüberstehen sollen. Viele Kunden dürften also auch in Zukunft länger auf ihre Maschinen warten, als ihnen lieb ist.