Satter Auftrag für Airbus: Die indische Billigfluglinie IndiGo hat 250 Maschinen des Typs A320neo geordert. Das Flugzeug gilt dank neuer Triebwerke und aerodynamischer Flügelspitzen als besonders sparsam. Foto: Airbus
Airbus

Sparsamer Goldesel

Die spritsparende Variante des Fliegens spült dem Airbus-Konzern viele Milliarden Dollar in die Kassen: Das neue neo-Modell der A320-Familie hat sich schon vor seiner Auslieferung als Volltreffer erwiesen. In Indien wurde nun ein Rekordauftrag von 250 Maschinen in trockene Tücher gebracht. Eine weitere große Order aus dem Land könnte folgen.

Der Auftrag fiel zwar nicht vom Himmel – die indische Billigfluglinie IndiGo hatte bereits im Oktober 2014 einen Vorvertrag für die 250 Flugzeuge unterschrieben – der endgültige Abschluss des Geschäfts wurde bei Airbus dennoch gebührend gefeiert. Aus gutem Grund: Es ist die größte Einzelbestellung in der Unternehmensgeschichte. Laut Preisliste hat sie ein Gesamtvolumen von 26,5 Milliarden US Dollar, die in der Branche üblichen Rabatte noch nicht mit eingerechnet. Damit ist der bisherige Rekord aus dem Jahr 2013 übertroffen: Damals orderte Lion Air (Indonesien) 234 Maschinen der Typen A320ceo und A320neo. Gemessen am Wert ist der aktuelle Auftrag aus Indien nach Angaben eines Konzernsprechers der zweitgrößte bislang.

Der Hoffnungsträger erfüllt die Erwartungen

In Toulouse und Hamburg dürften sich die Verantwortliche die Zahlen auf den Zungen zergehen lassen: In vier Monaten werden die ersten Maschinen des A320neo-Programms ausgeliefert, die Bestellungen liegen nun bei beachtlichen 4100 Stück. Das neue Modell galt als Hoffnungsträger des Konzerns, und es hat ihn nicht enttäuscht. Die Weiterentwicklung des erfolgreichen A320 wartet mit neuen Triebwerken und aerodynamischen Flügelenden, sogenannte Sharklets, auf. Die Maschinen sollen so 15 Prozent weniger Treibstoff benötigen als ihre Vorgänger. Verkauft wird das Modell auch noch mit den herkömmlichen Triebwerken als ceo (classic engine option).

Allein in Indien wächst laut Airbus die Zahl der Fluggäste pro Jahr um mehr als acht Prozent.

Das Konzept überzeugte auf ganzer Linie: Zurzeit hat Airbus rund 12.000 der mit einem Gang versehenen A320-Familie in den Auftragsbüchern. Der Zuwachs bei den Mittelstreckenjets ist vor allem dem neo zu verdanken. Die Orders kommen vor allem aus Asien. Allein in Indien wächst laut Airbus die Zahl der Fluggäste pro Jahr um mehr als acht Prozent, in 20 Jahren dürfte sich die Passagierzahl in dem Land verfünffacht haben. Marktführer IndiGo hat nun insgesamt 530 A320-Jets bestellt. 100 herkömmlicheA320-Maschinen wurden bereits ausgeliefert, zusammen mit den nun bestellten 250 Stück folgen insgesamt 430 Jetzt des neuen Typs A320neo. „Diese neue Bestellung bekräftigt das Engagement von IndiGo für eine langfristige Entwicklung von bezahlbarem Luftverkehr in Indien und ins Ausland“, sagte dazu IndiGo-Chef Aditya Ghosh.

Auswirkungen auf Produktionsstandort

Die Flut an Bestellungen könnte sich langfristig auch auf den Airbus-Produktionsstandort in Hamburg auswirken. Im Gespräch ist eine achte Produktionslinie für die A320-Familie. Hamburg böte sich an, eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen, heißt es. Das Werk Hamburg-Finkenwerder ist das größte von Airbus in Deutschland. Und seit 2008 werden in der Hansestadt auch nicht mehr nur verschiedene Rumpfsektionen der A320-Familie gefertigt, es erfolgt auch die Endmontage. Diese war bis dahin ausschließlich dem Standort Toulouse (Frankreich) vorbehalten. Seit September 2008 wird das Flaggschiff des Konzerns auch in China endmontiert. 2016 wird in den USA (Mobile) ein weiteres Werk öffnen und das Modell A321ceo zusammenbauen.

Die Konkurrenten buhlen um einen 11-Milliarden-Dollar-Auftrag.

Damit ist der europäische Großkonzern in dem Land seines Erzrivalen Boeing angekommen. Zurzeit wetteifern die weltweit größten Flugzeughersteller unter anderem um einen weiteren Großauftrag aus Indien. Die Billigfluglinie Spicejet möchte ihre Flotte um insgesamt 100 Maschinen aufrüsten und liebäugelt mit den Mittelstreckenjets Boeing 737-MAX oder Airbus A320neo. Bis März kommenden Jahres will sich die Linie entschieden haben, wer den Zuschlag für den bis zu elf Milliarden US Dollar schweren Auftrag erhält.