Die Deutsche Bundesbank hat in München die neue 20-Euro-Banknote vorgestellt. Im Gegenlicht lassen sich zahlreiche Sicherheitsmerkmale erkennen, unter anderem die „Europa im Fenster“. (Foto: Wolfram Göll)
Neuer 20-Euro-Schein

Königstochter Europa im Fenster

Die Deutsche Bundesbank hat in München die neuen 20-Euro-Scheine vorgestellt. Sie haben dasselbe Motiv wie die bisherigen, zwei historische Fenster, sind aber stärker blau eingefärbt als die bisherigen Scheine und haben ein leicht geändertes Design. Neben den bisherigen Sicherheitsmerkmalen, die vom neuen 5er und dem neuen 10er bekannt sind, bietet der neue 20-er eine Weltneuheit.

Wenn man den 20-Euro-Schein aus der neuen „Europaserie 2“ gegen das Licht hält, wird eines der Hologramme durchsichtig, und der Betrachter sieht in einem Fenster die phönizische Königstochter Europa auftauchen – allerdings ohne den göttlichen Stier, der sie laut mythologischer Überlieferung entführte. Dieses neue Sicherheitsmerkmal bezeichnet Bundesbankdirektor Reiner Pillep, Chef der Bundesbank-Niederlassung München, bei der Präsentation der Noten als „Weltneuheit“. Sie soll Fälschern das Leben noch schwerer machen. In Umlauf kommen die neuen Noten an dem 25. November.

In ganz Europa ist jede zweite gefälschte Note ein 20er.

Reiner Pillep, Bundesbankdirektor

Diese innovative Sicherheitsmaßnahme „Europa im Fenster“ ist dringend nötig: Denn europaweit ist der 20-Euro-Note der am meisten gefälschte Geldschein. „In ganz Europa ist jede zweite gefälschte Note ein 20er“, erklärt Pillep. Bezogen auf Deutschland ist der Zwanziger übrigens der am zweitmeisten gefälschte Schein nach dem sprichwörtlichen „Falschen Fuffziger“. „Wir wollen mit den Sicherheitsmaßahmen den Fälschern immer einen Schritt voraus sein.“ Bei den neuen 5er und 10er Noten hat das bisher ganz gut geklappt. Zwar sind von ihnen bereits Blüten auf dem Markt, aber die stammen laut Pillep vom Farbkopierer und haben eine eher schlechte Qualität – sprich: Man kann sie leicht erkennen. Gedruckte Blüten sind von den bisher erschienen Scheinen der neuen Serie noch keine aufgetaucht. „Dafür braucht man ein erhebliches Know-How, und das haben die Fälscher noch nicht“, so der Bundesbankdirektor.

Drei Prüfungsschritte: Sehen, fühlen, kippen

  • Außer der „Europa im Fenster“ im Gegenlicht verfügen die neuen Banknoten auch über die anderen Sicherheitsmerkmale, die die bisherigen Scheine der neuen Serie aufweisen. Die Bundesbank empfiehlt eine dreifache Prüfung: Sehen, fühlen, kippen. So sieht man unter UV-Licht beispielsweise die europäischen Sterne leuchten, eingearbeitete Fasern leuchten dreifarbig blau/grün/rot.
  • Fühlen kann man einmal das Material, die Note besteht zu 100 Prozent aus Baumwolle. Zusätzlich ist das Kürzel der Europäischen Zentralbank in verschiedenen Sprachen „erhaben“, also erhöht geprägt. Des weiteren gibt es Erkennungszeichen für Blinde: eine senkrechte Reihe geriffelter kurzer Streifen, die zweimal unterbrochen ist (beim Zehner einmal, beim Fünfer gar nicht unterbrochen).
  • Beim Kippen erscheinen drittens die Hologramme mit verschiedenen Motiven: Dem Wert 20, dem Kopf der Europa und dem €-Zeichen. Der Wert der Note wird auf der Vorderseite bei senkrechter Sicht smaragdgrün angezeigt, beim Kippen wandert ein waagrechter Lichtsteifen über die Ziffern, und darunter erscheint der Wert in dunkelblau.

Viele ältere Euro-Blüten aus dem Verkehr gezogen

Insgesamt ist die Zahl der aus dem Verkehr gezogenen Euro-Scheine erschreckend angestiegen. Vom ersten zum zweiten Halbjahr 2014 von rund 350.000 auf 500.000 Scheine. Diese Fälschungen sind ein Grund für die relativ rasche Einführung der neuen, sichereren Serie. Wie Bundesbankdirektor Pillep weiter betont, beziehen sich die allermeisten der Fälschungen auf die alte Euro-Serie. Insgesamt ist auch diese Banknoten-Neueinführung eine logistische Herausforderung erster Güte. Allein von München aus werden rund 1350 Geschäftsbanken beliefert, die rund 26.300 Geldbearbeitungsgeräte unterhalten. Insgesamt liegen derzeit bei den Zentralbanken der EZB-Mitgliedstaaten 4,3 Milliarden (!) neue 20-Euro-Scheine und warten auf die Auslieferung.

Man sieht, dass die Bürger dem Bargeld vertrauen. Bargeld ist ein sicheres Zahlungsmittel.

Reiner Pillep, Bundesbankdirektor

Die Verteilung verläuft wie bisher: Alle Banken der Euro-Zone zahlen am Schalter und am Bankomaten ab dem Stichtag 25. November ausschließlich die neuen Noten aus, die alten werden Zug um Zug eingezogen und geschreddert. Die Bundesbank greift in der Zeitplanung auf die Erfahrungswerte von der Umstellung der Fünf- und Zehn-Euro-Scheine zurück. Dauerte es beim Fünfer drei Monate, bis mehr neue als alte Scheine von den Banken zur Bundesbank zurück geliefert wurden, dauerte es beim Zehner nur noch zwei Monate, so Pillep. Nach einem halben Jahr dürfte rund 90 Prozent des Bargeldbestandes ausgetauscht sein, so die Statistik.

Bundesbank: Klares Bekenntnis zum Bargeld

Wie Bundesbankdirektor Reiner Pillep auf Nachfrage des BAYERNKURIER klarstellte, ist die Bundesbank ein entschiedener Befürworter des Bargeld-Zahlungsverkehrs. Einige Politiker hatten vor einigen Wochen die Abschaffung des Bargeldes gefordert. 80 Prozent aller Bezahlvorgänge in der Euro-Zone werden demnach in Bargeld abgewickelt, erklärte Pillep. „Man sieht, dass die Bürger dem Bargeld vertrauen. Bargeld ist ein sicheres Zahlungsmittel. Wir tragen mit der Einführung des neuen, sichereren Bargeldes ja auch gerade zum Vertrauen der Bürger bei.“