VW-Affäre weitet sich aus
Die bisherigen Enthüllungen um Manipulation bei Volkswagen scheinen noch nicht das Ende der Fahnenstange zu sein: Jetzt muss der Konzern auch beim CO2-Ausstoß Unregelmäßigkeiten einräumen - die Börse reagiert. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt fordert eine lückenlose Aufklärung - und betont, für die Autofahrer dürften die Manipulationen auch weiterhin keine finanziellen Nachteile bedeuten.
Abgasaffäre

VW-Affäre weitet sich aus

Die bisherigen Enthüllungen um Manipulation bei Volkswagen scheinen noch nicht das Ende der Fahnenstange zu sein: Jetzt muss der Konzern auch beim CO2-Ausstoß Unregelmäßigkeiten einräumen - die Börse reagiert. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt fordert eine lückenlose Aufklärung - und betont, für die Autofahrer dürften die Manipulationen auch weiterhin keine finanziellen Nachteile bedeuten.

Mit einem dramatischen Kursverfall hat die Volkswagen-Aktie am Mittwoch auf die neue Dimension im Abgas-Skandal reagiert. Das Papier sackte an der Frankfurter Börse zeitweise um mehr als 10 Prozent ab. Am Mittag stand es mit 8,5 Prozent im Minus.

VW hatte am Dienstagabend mitgeteilt, auch bei Werten zum Ausstoß des klimaschädlichen Kohlendioxids (CO2) gebe es „Unregelmäßigkeiten“. Damit könnte der tatsächliche Spritverbrauch von Hunderttausenden Autos höher liegen, als deren Besitzer annahmen.

Dobrindt: „Keine Nachzahlungen für die Kunden“

Bisher ging es in der Abgas-Affäre, die Mitte September bekanntwurde, ausschließlich um Manipulationen bei Stickoxid-Werten. Laut Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) dürfen die falschen CO2-Angaben keine Steuer-Nachzahlungen für die Kunden nach sich ziehen.

Die neuen Fälle betreffen VW zufolge hauptsächlich Dieselautos, aber auch eine geringe Anzahl von Benzinern. Es gehe um den Polo, Golf und Passat, sagte ein Sprecher. Bei Audi seien A1- und A3-Modelle betroffen. Bei Skoda gehe es um den Octavia, bei Seat um Leon und Ibiza. Auch bei einem Benzinmotor mit Zylinderabschaltung gebe es Auffälligkeiten. Es handele sich aber um eine geringe Stückzahl. Bei den Dieselmotoren seien 1,4-, 1,6- und 2,0-Liter-Varianten betroffen.

Weitere 800.000 Autos betroffen?

„Nach derzeitigem Erkenntnisstand können davon rund 800.000 Fahrzeuge des Volkswagen-Konzerns betroffen sein“, hieß es mit Blick au die CO2-Werte. Europas größter Autobauer taxierte die wirtschaftlichen Risiken in einer ersten Schätzung auf rund zwei Milliarden Euro.

Verkehrsminister sieht VW auch in der finanziellen Pflicht

Dobrindt sagte, VW müsse nun unter Aufsicht des Kraftfahrt-Bundesamts neue Prüfwerte für Fahrzeuge erstellen. Außerdem seien Untersuchungen der laufenden Serien aller aktuellen VW-Autos angeordnet worden. Erst dann ließen sich auch mögliche Auswirkungen auf das Erreichen von Klimazielen einschätzen. «Ich gehe davon aus, dass man eine Lösung findet, die den VW-Kunden nicht belastet», sagte Dobrindt in Berlin. Er sehe VW in der Pflicht, „dafür zu sorgen, dass bei diesen Fragen weder Mehrkosten noch Arbeitsaufwand auf die Kunden zukommen“.

Aktienkurs bricht ein

An der Börse stießen VW-Aktionäre ihre Anteile massenhaft ab. Dabei hatten sich die Titel gerade erst wieder etwas von der Mitte September ausgelösten Schockwelle erholt.

Die Bundesregierung verlangte umfassende Aufklärung vom Konzern. „Man muss erwarten, dass Aussagen, die Verbrauchern gemacht werden, auch eingehalten werden“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) habe bereits Strukturänderungen angemahnt, damit solche Vorfälle künftig vermieden würden. Seibert hob hervor, dass die neuen Unregelmäßigkeiten von VW selbst bekanntgemacht worden seien.