Der Blick auf die Kaufingerstraße in München zeigt es: Die Bürger gehen einkaufen, der private Konsum ist derzeit noch sehr ausgeprägt. Doch nicht Wenige haben Zukunftsängste. Bild: Imago/Ralph Peters
Flüchtlingskrise

Zukunftsängste dämpfen Konsumlaune

Die Konsumlaune der Deutschen hat im Oktober einen weiteren Dämpfer erfahren. Nicht wenige Bürger werden vermutlich ihre Gürtel etwas enger schnallen, weil sie sich vor der Zukunft fürchten: Der Hauptgrund ist die Flüchtlingskrise, berichtet das Nürnberger Marktforschungsinstitut GfK.

Für die deutsche Wirtschaft, die derzeit vor allem vom heimischen Konsum angetrieben wird, ist es ein Alarmsignal: „Die Verbraucherstimmung in Deutschland schwächt sich weiter ab“, erklären die GfK-Experten aus Nürnberg. Das Konsumklima sei zum dritten Mal in Folge leicht zurückgegangen, zuletzt von 9,6 auf 9,4 Zähler.

Konjunkturerwartung zum fünften Mal in Folge zurückgegangen

Die Konjunkturerwartung ist im Oktober sogar schon zum fünften Mal in Folge geschrumpft. Die Sorgen der Bundesbürger seien im Oktober gewachsen, heißt es. Der Index sei in dem Monat zum ersten Mal seit Mai 2013 mit -2,9 Zählern unter der Nulllinien angekommen, also unter dem langjährigen Durchschnittswert. Der kontinuierliche Rückgang geht laut Institut einher mit der Befürchtung der Bevölkerung, dass sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt eintrüben wird: 44 Prozent der Befragten gaben an, dass sie davon ausgehen, dass die Arbeitslosigkeit steigen oder sogar stark steigen wird. Im Juli hatten das nur 22 Prozent erwartet.

70 Prozent sehen Flüchtlingskrise als Ursache für Anstieg der Arbeitslosigkeit

Die Ursache ist für die Befragten eindeutig: 70 Prozent sehen in der Flüchtlingskrise den wesentlichen Grund für einen Anstieg der Arbeitslosigkeit, „also dem anhaltend starken und teilweise unkontrollierten Zustrom von Asylbewerbern“, so das GfK in seiner Konsumklimastudie. Dabei seien die Unterschiede zwischen Ost und West nicht groß: Im Osten nennen laut GfK 67 Prozent die Flüchtlingsthematik als Grund für pessimistischere Beschäftigungsaussichten, im Westen sind es 71 Prozent. Der Abgasskandal des Autoherstellers VW spielt dagegen kaum eine Rolle. Nur acht Prozent erwarten durch ihn eine Eintrübung der Beschäftigungslage.

Im Sog sinkender Konjunkturaussichten muss auch die Anschaffungsneigung im Oktober Einbußen hinnehmen.

GfK Marktforschungsinstitut

Zwar bleiben die Einkommenserwartungen der Bürger derzeit stabil, trotzdem wird weniger gekauft: „Im Sog sinkender Konjunkturaussichten muss auch die Anschaffungsneigung im Oktober Einbußen hinnehmen“, teilt das GfK mit. Mit einem Minus von 4,5 Zählern seien die Verluste aber vergleichsweise gering. Das Niveau des Indikators bleibe mit 45,9 Prozent nach wie vor überaus hoch.

Kein Grund zur Sorge?

Die Wirtschaft muss sich also offensichtlich derzeit noch keine allzu großen Sorgen machen. Laut GfK ist die Konsumfreude trotz des neuerlichen Rückgangs „noch sehr ausgeprägt“. Vor allem stabile Beschäftigungsverhältnisse sowie spürbar steigende Einkommen seien die wesentlichen Stützen. Das Institut verweist dabei auch auf erste vorläufige Zahlen des statistischen Bundesamtes zur Entwicklung des Einzelhandels. Sein Umsatz ist demnach in den ersten acht Monaten des Jahres um 2,8 Prozent gewachsen.

Furcht vor Jobverlust lässt die Planungssicherheit bei den Konsumenten schwinden, dies dürfte insbesondere größere Anschaffungen beeinträchtigen.

GfK Marktforschungsinstitut

Die Zukunfts-Prognose des GfK fällt allerdings sehr vage aus: „Die weitere Entwicklung der Konsumstimmung wird vor allem auch davon abhängen, ob sich die Verunsicherung hinsichtlich der Arbeitsmarktentwicklung weiter verstärkt“, heißt es. „Sollte dies der Fall sein und die Beschäftigten zunehmend Angst um ihren Job bekommen, wird dies der Konsumfreude einen deutlichen Dämpfer versetzen“, warnen die Experten und fügen hinzu: „Furcht vor Jobverlust lässt die Planungssicherheit bei den Konsumenten schwinden, dies dürfte insbesondere größere Anschaffungen beeinträchtigen.“