VW füllt sein Sparschwein für das, was noch kommt: Wie viel Geld der Abgasskandal den Automobilhersteller kosten wird, ist noch nicht abzusehen. Bild: Imago/Steinach
Abgasskandal

VW schreibt Milliardenverlust

Es war nichts anderes zu erwarten: Der Volkswagen-Konzern ist tief in die roten Zahlen gerutscht. Der Skandal um manipulierte Dieselfahrzeuge hat VW im dritten Quartal des Jahres bereits knapp 6,7 Milliarden Euro gekostet. Unterm Strich steht ein Verlust von 1,67 Milliarden Euro.

Die Welt könnte für VW so schön sein, hätte der Konzern nicht versucht, sie auszutricksen: Rund um den Globus lief das Geschäft der Marken von Juli bis September durchaus solide: Zwar wurden mit 2.392.000 weniger Fahrzeuge ausgeliefert als im Vorjahresmonat, der Rückgang fiel mit 3,4 Prozent aber moderat aus. Der Konzernumsatz stieg sogar auf knapp 51,5 Milliarden Euro an (+5,3 Prozent). Verantwortlich dafür waren die Kernmarke und beinahe alle Töchter. So steigerte zum Beispiel Audi sein Quartals-Ergebnis um satte 200 Millionen Euro auf 4,0 Milliarden Euro. Auch Porsche glänzte mit einem Ergebniszuwachs von 600 Millionen auf 2,5 Milliarden Euro. Und VW selbst freute sich über ein Plus von 500 Millionen Euro (auf 2,2 Milliarden Euro), das der Konzern neben positiven Effekten aus Wechselkursen vor allem seiner Umsatz- und Kostenoptimierung sowie seinem „Effizienzprogramm“ zuschreibt. Dies habe „negative Effekte aus den Märkten in Südamerika und Russland mehr als ausgleichen“ können, heißt es.

„Sondereinflüsse“ kosten 6,7 Milliarden Euro

Der neue Vorstandsvorsitzende Matthias Müller hätte sich also bei der Präsentation der Zahlen entspannt zurücklehnen können, würde in der Bilanz nicht das Wort „Sondereinflüsse“ auftauchen, das den größten Skandal der Firmengeschichte höflich umschreibt: 6,7 Milliarden Euro hat VW die Manipulation von knapp elf Millionen Diesel-Fahrzeugen schon gekostet. Die Autos waren und sind bekanntlich mit einer Schummelsoftware unterwegs. Das Programm sorgt  dafür, dass die Autos auf dem Prüfstand weniger schädliche Stickoxide ausstießen als im Normalbetrieb. Die Amerikaner waren VW auf die Schliche gekommen, der Hersteller räumte Ende September sofort ein, die Abgaswerte manipuliert zu haben.

Der Volkswagen-Konzern verfügt über eine sehr solide und robuste Liquiditätsausstattung. Dies wird uns helfen, die angespannte Situation durch die finanziellen Belastungen der Dieselthematik zu managen.

VW-Finanzvorstand Frank Witter

Jetzt muss der Konzern nicht nur verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen, sondern auch sein Geld zusammenkratzen. Denn wie viel genau der Skandal den Autohersteller noch kostet, muss sich erst noch zeigen. Die Wolfsburger gaben heute vorsichtshalber schon einmal bekannt, sich von ihren Suzuki-Anteilen getrennt zu haben. Das spült mehr als drei Milliarden Euro in die Kasse. Von Panik ist bei den Verantwortlichen aber nichts zu spüren. Im Gegenteil: „Der Volkswagen-Konzern verfügt über eine sehr solide und robuste Liquiditätsausstattung“, versicherte Finanzvorstand Frank Witter. „Dies wird uns helfen, die angespannte Situation durch die finanziellen Belastungen der Dieselthematik zu managen“, machte er klar. Die Netto-Liquidität lag demnach Ende September im Automobilbereich bei 27,8 Milliarden Euro, Ende Dezember 2014 waren es noch 17,6 Milliarden Euro.

Ob die Rücklagen reichen werden, bleibt abzuwarten. Die Spekulationen über die Höhe der weltweiten Strafzahlungen und die Kosten für die Nachrüstung der betroffenen Fahrzeuge schießen ins Kraut. So berichtet etwa Spiegel-Online heute von Schätzungen, die sich zwischen 20 und 80 Milliarden Euro bewegen.

Anleger greifen zu VW-Aktien

Die Börse reagierte heute erfreut auf die Zahlen erfreut. Der Kurs der VW-Aktie stieg zeitweise um bis zu vier Prozent an, die Händler hatten offensichtlich mit einem noch höheren Quartals-Verlust gerechnet. Konzernchef Müller sagte, die Zahlen zeigten einerseits die starke Substanz des Volkswagen-Konzerns, „andererseits treten erste Auswirkungen der derzeitigen Situation zu Tage. Wir werden alles daran setzen, verlorengegangenes Vertrauen wiederzugewinnen“.