Warten auf Abnehmer: Wegen der Wirtschaftsflaute ist der Absatz von Autos im Reich der Mitte rückläufig. Bild: Imago
Autoabsatz in China

Die Luft wird dünner

Am Tag nach dem Börsencrash am Montag waren sie wieder gefragt: Die Anleger griffen zu Aktien von BMW, Daimler und VW. Die Papiere gewannen zwischen 2,3 und 3,0 Prozent an Wert. Dabei stellt gerade die Wirtschaftskrise in China die deutschen Auto-Hersteller vor große Herausforderungen, belegt eine neue Studie.

Am Dienstag machte der Deutsche Aktienindex Dax seine drastischen Verluste vom Vortag wieder wett. Und vielleicht wären auch die Aktien von BMW und seiner Mitbewerber noch weiter durch die Decke gegangen, hätte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young (EY) nicht ausgerechnet an diesem Tag ihre Studie veröffentlicht: Laut EY ging der Absatz der deutschen Hersteller demnach in China im zweiten Quartal des laufenden Jahres um sechs Prozent zurück. Der wichtige Wachstumsmarkt entwickle sich immer mehr zum Sorgenkind, heißt es.

„Achillesferse“ Abhängigkeit

Laut Studie hat VW im zweiten Quartal 36 Prozent seiner Autos in China verkauft. Bei BMW waren es 20, bei Daimler 16 Prozent. Der Rückgang ist laut EY in den Finanzen der Autohersteller aber erst auf den zweiten Blick erkennbar. Der Umsatz von BMW, VW und Daimler stieg demnach um satte 15 Prozent. Das schreiben die Experten aber vor allem dem schwachen Euro zu, der die Einnahmen außerhalb der Eurozone aufwertet und so die Erlöse steigen lässt.

Der jüngste Crash an den Börsen im Reich der Mitte dürfte in den Chefetagen der deutschen Autokonzerne für noch mehr Stirnrunzeln gesorgt haben als ohnehin schon. Denn viele Chinesen haben ihr Geld in Wertpapiere gesteckt. Nach den dramatischen Verlusten ist nicht mehr viel übrig für ein neues Auto: „Mit einer Normalisierung der Lage in China hatte die Branche gerechnet, der aktuelle Einbruch kam in dieser Heftigkeit aber überraschend“, sagte EY-Partner Peter Fuß der Deutschen Presseagentur (dpa). Die starke Abhängigkeit vom chinesischen Markt könnte sich seiner Meinung nach als „Achillesferse“ erweisen: „Jahrelang konnten die deutschen Autokonzerne der weltweiten Konkurrenz die Rücklichter zeigen, nun wird die Luft auch für sie dünner“, so Fuß.

Wieder Entspannung in China

China konnte derweil dank einer Zinssenkung die Talfahrt an den Börsen im Land stoppen. Der Shanghai Composite Index stieg am Mittwochmorgen um 0,4 Prozent, der Shanghai Shenzhen um 0,9 Prozent. In den drei Handelstagen zuvor waren die beiden Indizes um 19 Prozent abgestürzt und hatten die Börsen weltweit mitgerissen (Bayernkurier berichtete). Die chinesische Zentralbank stellte nun zudem eine flexiblere Geldpolitik in Aussicht. Das sorgte auch an der deutschen Börse für Kauflaune, der Dax schloss wieder über 10.000 Punkten. In New York blieb man dagegen skeptisch, der Dow Jones landete am Dienstag im Minus.