Die Privatanleger in China sind bedient: Ihre Aktien verloren in den vergangenen Wochen um mehr als ein Drittel an Wert. Bild: Imago
Börsen auf Talfahrt

China-Virus greift um sich

So steil ging es seit der Finanzkrise nicht mehr bergab: Die kriselnde Wirtschaft in China hat die Aktienmärkte weltweit auf Talfahrt geschickt. Dem vergangenen schwarzen Freitag folgte heute ein rabenschwarzer Montag - der Deutsche Leitindex Dax ist wieder vierstellig. Auch der Dow Jones in New York ließ kräftig Federn, die Börsen in Asien sowieso.

Im Frühjahr war die Welt der Börsianer noch in wohlig zartes Rosa gehüllt. Dank niedriger Zinsen diesseits wie jenseits des Atlantiks kannte die Kurve des Dax nur eine Richtung: steil nach oben. Die Europäische Zentralbank setzte mit dem Start ihres Anleihekaufprogramms dann noch das Sahnehäubchen oben drauf, der Dax erreichte sein Allzeithoch von 12.391 Punkten. Jetzt ist die Party jäh beendet worden: Die stotternde Wirtschaft im Reich der Mitte zieht ihre und die anderen Märkte nach unten, der Montag war geprägt von Panikverkäufen. Der Dax durschlug die magische 10.000-Punkte-Grenze und knackte am Nachmittag auch die 9400er-Marke. Der Dow Jones verlor ebenfalls kräftig, um mehr als sieben Prozent ging es in New York zeitweise abwärts, dann folgte eine Berg- und Talfahrt. Der Nasdaq ging um mehr als acht Prozent abwärts.

Börsen auf Tauchstation

Die Abwertung des Yuan (Renminbi) vor gut zwei Wochen (der Bayernkurier berichtete) hatte gezeigt, wie verzweifelt China bereits gegen die drohende Wirtschaftsflaute kämpft. Heute gingen dann auch die chinesischen Börsen noch einmal auf Tauchstation, brachen um mehr als acht Prozent ein und pulverisierten dabei ihren gesamten Jahresgewinn. Der Virus griff zwangsläufig auf alle Länder über, die mit dem Reich der Mitte Geschäfte machen: In Hongkong ging es um 4,64 Prozent abwärts, in Taiwan um 7,46 Prozent, und auch die Anleger in Japan stöhnten über Abschläge von mehr als fünf Prozent.

Jetzt Aktien kaufen?

Dass mit diesen Vorgaben aus Asien auch auf dem deutschen Aktienmarkt kein Blumentopf zu gewinnen war, stand zu befürchten. Analysten konnten dem Crash aber auch ihr Gutes abgewinnen. Von einem überfälligen reinigenden Gewitter auf dem überhitzten Mark war die Rede, und, dass Anleger nun endlich wieder Aktien zu vernünftigen Preisen erhalten würden. Der Sender n-tv schrieb in seinem Onlineangebot zum Beispiel, dass jetzt und in den kommenden Wochen das ideale Zeitfenster sei, Papier von BMW, VW, Daimler, Bayer, Allianz oder BASF zu erwerben. Und der Sender machte sich auch ein kleines bisschen über die Deutsche Bank lustig, die ihre Dax-Prognose nach unten korrigierte – auf 11.300 Punkte zum Ende des laufenden Jahres und auf 12.100 auf Ende 2016. Im Juni hatte das größte deutsche Geldhaus die Ziele noch erhöht, obwohl Risiken aus China und eine Blase bei US-Technologieaktien längst absehbar gewesen seien, bemängeln die n-tv-Experten.

Wer keine Aktien besitzt, dürfte sich heute jedenfalls am meisten gefreut haben: Das Geld ist wieder ein wenig mehr wert: der Euro stieg um beinahe zwei Prozent auf zeitweise über 1,16 Dollar, was europäische Waren im Ausland verteuert. Der Ölpreis gab dagegen erneut nach, weil China auch einer der größten Konsumenten von Industrierohstoffen ist. Die gute Nachricht dabei ist: Das Tanken könnte also wieder billiger werden.