Auch die Auto-Transportunternehmen in Westeuropa können sich nicht beklagen. Die Nachfrage nach Neuwagen steigt. Bild: Imago
Pkw-Absatz

Westeuropa geht auf Einkaufstour

Die Euros sitzen lockerer, und immer mehr Menschen in Westeuropa erfüllen sich den Wunsch nach einem neuen Auto. Dank des Wirtschaftsaufschwungs in der Eurozone und darüber hinaus zieht der Markt weiter kräftig an. Sorgenkinder bleiben dagegen Russland und Brasilien. Dort ist der Umsatz erneut dramatisch eingebrochen.

Knapp 15 Prozent mehr neue Pkw wurden nach Angaben des Verbands der Automobilindustrie (VDA) im Juni in Westeuropa verkauft. Auch wenn der Monat heuer zwei Arbeitstage mehr hatte als der Vorjahres-Juni, ist das Wachstum nach Meinung des Interessensverbands der deutschen Automobilhersteller und -zulieferer beachtlich. Besonders erfreulich sei, dass alle „Top-5-Märkte“ Westeuropas ein zweistelliges Wachstum verzeichneten, heißt es. Demnach wurden in Spanien 23 Prozent mehr Autos gekauft als im Vorjahresmonat, in Frankreich 15 Prozent und in Italien 14 Prozent. In Großbritannien und Deutschland lag das Plus laut VDA bei je 13 Prozent. Der Aufschwung habe auf breiter Front Tritt gefasst. Spitzenreiter bei der Nachfrage nach Neuwagen sei Portugal mit einem Plus 34 Prozent gewesen.

6,9 Millionen Neuzulassungen in Westeuropa

Im gesamten ersten Halbjahr 2015 wurden in Westeuropa 6,9 Millionen Autos neu zugelassen – ein Plus von acht Prozent. Erfreulich sind für die Autohersteller dabei vor allem auch die zweistelligen Wachstumsraten in den neuen EU-Ländern, die der VDA näher beleuchtete: Im Juni ging es dort mit insgesamt 93.500 Neuzulassungen um 17 Prozent bergauf. In Litauen lag das Plus bei 30 Prozent, in Rumänien und Bulgarien bei je 24 Prozent, auf Zypern bei 23 Prozent, in Polen bei 18 Prozent, in Tschechien und Ungarn bei je 17 Prozent, in Slowenien bei 13 sowie in Kroatien und Lettland bei je 11 Prozent. Im bisherigen Jahresverlauf wurden somit beinahe eine halbe Million (495.100) Neuwagen in den neuen EU-Ländern angemeldet (+8 Prozent).

„Light-Trucks“ retten USA-Geschäft

Nicht ganz so erfreulich verlief das Geschäft im Juni in den USA. Zwar steht unter dem Strich ein Plus, das haben die Hersteller aber vor allem der höheren Nachfrage nach Kleinlastwagen („Light Trucks“) zu verdanken. Dieses Segment legte laut VDA im Juni um 11 Prozent auf 811.000 Einheiten zu, die Pkw-Verkäufe gingen dagegen in den USA um knapp vier Prozent auf 659.600 Neuwagen zurück. Im gesamten ersten Halbjahr sank die Nachfrage nach Autos um ein Prozent (auf 3,8 Millionen), die „Light Trucks“ legten um zehn Prozent auf 4,6 Millionen Einheiten zu.

In China geht es abwärts

In China schlägt dank des starken ersten Quartals noch ein deutliches Halbjahresplus mit 9,5 Millionen verkauften Pkw (+7 Prozent) zu Buche. Aktuell wirkt sich das abflauende Wachstum aber auch auf den Neuwagenabsatz aus. Mit gut 1,4 Millionen Einheiten sei im Juni nicht das Vorjahresniveau erreicht worden, heißt es vom VDA. Es ging vielmehr um zwei Prozent bergab. Auch in Japan werden die Gürtel enger geschnallt: Im Juni ging es um vier Prozentpunkte auf 364.900 nach unten. Im gesamten ersten Halbjahr war der Markt in Japan um gut 12 Prozent schwächer als 2014. In Indien ging es in den ersten sechs Monaten 2015 dagegen um fünf Prozent nach oben (1,4 Millionen Einheiten).

Russlands Markt nur im Krisenjahr 2009 noch schwächer

Sorgen bereiten den Autohersteller vor allem die Märkte in Russland und Brasilien, die auf breiter Front einbrechen: In Brasilien wurden im gesamten ersten Halbjahr nur noch 1,3 Millionen Fahrzeuge neu angemeldet (-20 Prozent). In Russland gingen die Pkw-Verkäufe im Juni erneut um 30 Prozent zurück, im gesamten ersten Halbjahr waren es somit lediglich 782.100 Neuwagen, ein Minus von alarmierenden 36 Prozent. „Nur im Krisenjahr 2009 war der russische Markt noch schwächer“, so der VDA.