Mario Draghi versuchte nach der Sitzung am heutigen Donnerstag wie so oft in der Vergangenheit Optimismus zu verbreiten. Die Sparer in Deutschland dürfte er nicht überzeugt haben: Der Leitzins bleibt bei lachhaften 0,05 Prozent kleben, die Inflation nagt weiter an den Sparguthaben. Die Teuerung im Euroraum versucht der EZB-Chef derweil vergeblich in die Höhe zu treiben. Zwei Prozent sind Draghis Ziel, zur Freude der Verbraucher und zum Leidwesen der Wirtschaft sackte die Rate im Juni aber wieder von 0,3 auf nur noch 0,2 Prozent ab. Der oberste Währungshüter nimmt es gelassen: „Die Teuerungsrate dürfte in den kommenden Monaten niedrig bleiben, gegen Jahresende aber anziehen“, meinte Draghi, der ungeachtet der Krise in Griechenland auch mit einer „auf breiteren Beinen“ stehenden Konjunkturerholung in der Eurozone rechnet. „Der jüngste Rückgang der Ölpreise sollte das real verfügbare Einkommen der Verbraucher und die Profitabilität stützen“, prognostizierte der Italiener, der Konsum und Investitionen gefördert sieht.
Einkaufstour mit 1,1 Billionen Euro
Die Konjunktur beleben und eine Deflation verhindern möchte die EZB bekanntlich auch mit dem Kauf von Wertpapieren. Seit September 2014 gehen Draghi und seine Mitstreiter für monatlich 60 Milliarden Euro auf Einkaufstour – mit dem Ziel, dass das Geld möglichst über Geschäftsbanken bei Unternehmen und Verbrauchern ankommt, die wiederum mit Investitionen die Wirtschaft antreiben. Nutznießer sind freilich auch die Aktionäre, die sich über steigende Kurse an den Börsen freuen. Draghi fühlt sich jedenfalls auf seinem Kurs bestätigt und kündigte unbeirrt an, dass das Kaufprogramm „weiter reibungslos ablaufen“ werde. Insgesamt will die EZB dabei bekanntlich bis September 2016 mehr als 1,1 Billionen Euro ausgeben.
Notkredite für Griechenland ausgeweitet
Dagegen sind die aktuellen Griechenlandhilfen beinahe schon Peanuts: Noch vor der EU, die Griechenland am heutigen Donnerstag sieben Milliarden Euro Soforthilfe zugesagt hat, sprang auch die EZB Hellas zur Seite. Sie weitete den Rahmen für sogenannte Ela-Notkredite um 900 Millionen Euro aus. Das gelte für eine Woche, erläuterte Draghi nach der EZB-Sitzung und fügte hinzu: „Wenn sich die Dinge weiter in einer positiven Weise entwickeln werden wie in den vergangenen zwei Tagen, werden wir in enger Abstimmung mit der Bank of Greece jederzeit bereitstehen, um die griechische Wirtschaft mit Liquidität zu versorgen und gleichzeitig keinen Ansturm auf die Banken zu riskieren.“ Die Griechen können ihr Erspartes also wieder unter den Kopfkissen hervorholen. Voraussichtlich am Montag haben sie die Gelegenheit, es zurück zu den Banken zu bringen, die dann wieder öffnen sollen.