Santorin ist eines von vielen beliebten Urlaubszielen der Deutschen in Griechenland. Mittlerweile fürchten viele aber auch Versorgungsengpässe und Transportprobleme und entscheiden sich für ein anderes Land. Bild: Imago
Angst vor Enteignung

Griechen im Kaufrausch

Griechenlands Präsident Alexis Tsipras klagt, dass die Bürger seines Landes am Ende der Belastbarkeit stehen. Währenddessen geben diese ihre Euros aus, als gäbe es kein Morgen. Vor allem Elektronikartikel sind gefragt – als Geldanlage. Derweil droht mit dem Tourismus eine der wichtigsten Stützen des Landes Federn zu lassen.

Hellas‘ Banken bleiben mindestens noch bis Donnerstag geschlossen, und die Regierung versucht mit Kapitalverkehrskontrollen das Geld im Land zu halten. Die bargeldlose Zahlung mit Bankkarten wurde zuletzt in vielen Geschäften aber noch akzeptiert. Aus diesem Grund lassen es nicht wenige Griechen offensichtlich noch einmal so richtig krachen: Wie die Zeitung Die Welt berichtet, sind vor allem Computer der Marke „Apple“ und Spielkonsolen von „Sony“ gefragt. „Die Leute geben das Geld aus, das auf ihrem Bankkonto liegt, weil sie Angst haben, dass sie sonst nichts mehr rausbekommen“, wird eine Verkäuferin zitiert. Und ein Apple-Computer behalte nun mal seinen Wert, fügt die Frau hinzu.

Furcht vor möglichen Notfallplänen griechischer Banken

Das Verhalten der Bürger erscheint nur verständlich: Sie fürchten um ihr Erspartes. In den Medien kursierten zuletzt  Berichte über angebliche Notfallpläne griechischer Banken. Von Zwangsabgaben von mindestens 30 Prozent auf Einlagen von mehr als 8000 Euro war darin die Rede. Der mittlerweile zurückgetretene griechische Finanzminister Giannis Varoufakis wies die Berichtet allerdings umgehend als „ein bösartiges Gerücht“ zurück. Laut Referendum vom vergangenen Sonntag stehen die Griechen mit 61 Prozent hinter ihrer Regierung. Wie viele ihr wirklich vertrauen, steht auf einem anderen Blatt. Seit Dezember 2014 haben die Bürger 40 Milliarden Euro von ihren Konten abgezogen. Zurzeit geht das bekanntlich nicht mehr so schnell: Nur 60 Euro dürfen täglich abgehoben werden.

Stimmung in der Tourismusbranche droht zu kippen

Während bereits von Hamsterkäufen in Supermärkten die Rede ist und die meisten Fluggesellschaften keine griechischen Kreditkarten mehr akzeptieren (ausgenommen die Lufthansa und ihre Töchter), droht auch in der Tourismusbranche die Stimmung zu kippen. Zwar freut sich das Land derzeit über noch mehr Touristen als im Rekordjahr 2014 (der Bayernkurier berichtete), die Zahl der Neubuchungen deutet aber auf eine gravierende Trendwende hin. Das belegen Medienberichten zufolge Zahlen des IT-Unternehmens Traveltainment, dessen Software auf den Rechnern der meisten deutschen Reisebüros läuft. Demnach sind die Griechenland-Buchungen aus Deutschland in der vergangenen Woche im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um satte 39 Prozent zurückgegangen. In der Woche davor soll es bereits ein Minus von 25 Prozent gewesen sein. Betroffen sein sollen alle Buchungen, egal ob Pauschalreisen oder Last-Minute-Urlaube. Die Touristen befürchten neben Versorgungsengpässe in Griechenland auch, dass sie wegen möglicher Streiks an Häfen oder Flughäfen nicht rechtzeitig nach Deutschland zurückkehren können, heißt es.