Bayern braucht Energiesicherheit
Wenn Bayern ein führender Industriestandort bleiben will, dann braucht es eine sichere Stromversorgung. Daran erinnert zum Auftakt des Energiegipfels Bayern die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft. Problem: Wind und Sonne können das nicht leisten.
Energiegipfel

Bayern braucht Energiesicherheit

Wenn Bayern ein führender Industriestandort bleiben will, dann braucht es eine sichere Stromversorgung. Daran erinnert zum Auftakt des Energiegipfels Bayern die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft. Problem: Wind und Sonne können das nicht leisten.

Bayerns Industrie braucht sichere Energieversorgung. Die Zukunft des Standorts hängt davon ab. Daran erinnert zur Auftaktsitzung der ersten Arbeitsgruppe des Energiegipfels Bayern eindringlich die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw). „Die Gewährleistung der Versorgungssicherheit auf heutigem Niveau hat oberste Priorität“, betont vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.

Bayern ist auf regelbare Kraftwerksleistung angewiesen, wenn es ein führender Industriestandort bleiben will.

Bertram Brossardt, vbw-Hauptgeschäftsführer

Die erneuerbaren Energien allein können nicht den Bedarf decken, insbesondere nicht den der Industrie, warnt Brossardt: „Bayern ist auch in Zukunft auf regelbare Kraftwerksleistung und leistungsfähige Übertragungsnetze angewiesen, wenn es ein führender Industriestandort bleiben will.“ Bei den geplanten Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungs-Leitungen SuedLink und SuedOstLink dürfe es darum keine Verzögerung geben.

Es geht um den Wirtschaftsstandort Bayern

„Oberstes Ziel der bayerischen Energiepolitik ist eine sichere, bezahlbare und umweltverträgliche Energieversorgung.“ So formuliert es auch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie.

Die Energieversorgung muss sicher und bezahlbar sein.

Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie

Im Koalitionsvertrag für die Legislaturperiode 2018 bis 2023 haben CSU und Freie Wähler vereinbart, so viel Energie wie möglich in Bayern zu produzieren. Die Energieversorgung müsse dabei sicher und bezahlbar sein. „Weil Versorgungssicherheit und stabile Strompreise wesentliche Voraussetzungen für die Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Bayern, für Wohlstand und für Arbeitsplätze in Bayern sind“, so wieder das Staatsministerium.

Bayern führend bei Wasserkraft

So sieht es auch die vbw, die am Energiegipfel Bayern aktiv beteiligt ist. Der Wirtschaftsverband dringt darum darauf, den Ausbau der erneuerbaren Energien differenziert zu betrachten. Denn ohne entsprechende Speicheranlagen und Kapazitäten zur großräumigen Verteilung sei der Beitrag von volatilen Windkraft- und Photovoltaikanlagen zur gesicherten Leistung gering. Es müsse nun darum gehen, so die vbw, zügig festzustellen, welche weiteren Potentiale zur Energieerzeugung bestünden, vor allem aus Biomasse und Wasserkraft.

Insgesamt gilt, dass erneuerbare Energien alleine die Stromversorgung im industriellen Maßstab nicht gewährleisten können.

vbw

Tatsächlich ist der Freistaat etwa bei der Nutzung von Wasserkraft schon heute führend. Ein weiterer Leistungsausbau ist in diesem Bereich allerdings nur noch durch technische Verbesserungen möglich, nicht durch weitere Kraftwerke – weil diese praktisch nicht mehr durchsetzbar sind. Bei der Stromerzeugung aus Bioenergie erreicht Bayern Rang zwei unter den Ländern (Stand 2016). Hier sind das Problem aber die anfallenden Biomasse-Abfälle, die aufgrund ihres Nitratgehalts nicht mehr unbegrenzt auf die Felder ausgebracht werden können. Insgesamt ist seit 2011 der Anteil der erneuerbaren Energien an der Bruttostromerzeugung des Freistaats von 28,5 auf 44,1 Prozent im Jahr 2017 gestiegen.

Wind und Sonne nicht grundlastfähig

Das Problem bei Wind und Sonne ist: Sie sind eben nicht zuverlässig, weil der Wind nicht immer weht und die Sonne nicht immer scheint. Darum sind sie nicht grundlastfähig, wenn nicht eine Möglichkeit der Speicherung gefunden wird. Ein weiteres Problem „am Rande“: Windräder schreddern nicht nur tausende Vögel und Fledermäuse, sie töten laut aktuellen Studien auch Millionen Insekten und könnten deshalb einer der größten Mitverursacher des Artensterbens in Deutschland sein. Diese Erkenntnis dürfte insbesondere die Grünen nicht erfreuen, die einerseits vehemente Verfechter des Ausbaus der Windenergie sind und andererseits per Volksbegehren die Artenvielfalt bei Insekten schützen wollen. Letzteres allerdings bisher nur auf Kosten der Landwirte. Künftig müssten dann aber möglicherweise auch Windräder abgebaut werden.

Insgesamt gelte, dass erneuerbare Energien alleine die Stromversorgung im industriellen Maßstab nicht gewährleisten könnten, erinnert denn auch die vbw. Zahlreiche Industrieanlagen in Bayern seien auf unterbrechungsfreie Energieversorgung im Millisekundenbereich angewiesen, so der Wirtschaftsverband. Die vbw sei offen für Konzepte zur regionalen Energieversorgung, so Hauptgeschäftsführer Brossardt: „Diese müssen aber realistisch auf Versorgungssicherheit und Grundlastfähigkeit ausgerichtet sein und dürfen nicht zu Strompreiserhöhungen führen.“

Energiegipfel: vier Arbeitsgruppen

Im vergangenen Dezember hatte Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger (FW) den Energiegipfel Bayern ins Leben gerufen. Ab dem heutigen Montag sollen sich vier Arbeitsgruppen jeweils mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien in Bayern, mit Fragen der Energieeffizienz und Energieeinsparung, mit Nachfrage- und Angebotsflexibilitäten und dabei insbesondere mit Speichern befassen sowie mit Fragen der Stromnetzarchitektur, Versorgungssicherheit und Digitalisierung.

Wir wollen ein Gesamtkonzept für die Energiewende.

Hubert Aiwanger, Staatsminister für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie

Die Sitzungen der Arbeitsgruppen werden von Ende März bis Anfang Juni diesen Jahres stattfinden. Im Sommer werden die Ergebnisse dieser Sitzungen in einer Abschlussveranstaltung präsentiert. Weitere Energiegipfel sollen dann Ziele und Fortschritte kontinuierlich überprüfen. Ende Februar hat Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger noch einmal erklärt worum es der Staatsregierung mit dem Energiegipfel Bayern geht: „Wir wollen ein Gesamtkonzept für die Energiewende, mit sauberer und erneuerbarer Energie, die dezentral in Bayern erzeugt wird und damit Wertschöpfung vor Ort schafft.”