Sparkassen verdienen mehr Geld
Bayerns Sparkassen blicken auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2017 zurück. Trotz schwieriger Bedingungen konnten sie Umsatz und Gewinn steigern. Während digitale Angebote zunehmen sollen, wird die Zahl der Filialen wohl weiter sinken.
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Sparkassen verdienen mehr Geld

Bayerns Sparkassen blicken auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2017 zurück. Trotz schwieriger Bedingungen konnten sie Umsatz und Gewinn steigern. Während digitale Angebote zunehmen sollen, wird die Zahl der Filialen wohl weiter sinken.

Zinsen im negativen Bereich, hoher Regulierungsdruck und fortschreitende Digitalisierung – das Umfeld für die Finanzbranche bleibt weiter schwierig. Die hohen Verluste, die jüngst die Deutsche Bank melden musste, sind ein Beleg dafür. Umso positiver sind die Zahlen zu bewerten, die jetzt der Sparkassenverband Bayern für das vergangene Jahr melden konnte. „Wir sind den Herausforderungen gewachsen“, sagte Verbandspräsident Ulrich Netzer und verwies auf ein Geschäftsjahr, das erfolgreicher verlaufen sei als erwartet.

Die Bilanzsumme der bayerischen Sparkassen stieg demnach um 2,5 Prozent auf mehr als 203 Milliarden Euro. Unter dem Strich verdienten die Finanzhäuser 343 Millionen Euro – 11,7 Prozent mehr als im Jahr 2016. Besonders hob Netzer die gestiegenen Kundeneinlagen hervor: Sie legten trotz niedrigster Zinsen um 3,3 Milliarden Euro auf insgesamt 159,9 Milliarden Euro zu. „Die Kunden haben Vertrauen zu uns“, so der Verbandspräsident.

Boom bei Fondsparplänen

Entscheidend für das gute Ergebnis waren positive Entwicklungen in wichtigen Geschäftsbereichen. So investierten angesichts der extremen Niedrigzinsen immer mehr Kunden in Wertpapiere. Der Umsatz im Wertpapiergeschäft erreichte 20 Milliarden Euro. Besonders gefragt waren Investmentfonds. Hier stiegen die Käufe um 27,4 Prozent. Am liebsten steckten die Anleger ihr Geld in Fondssparpläne. 149.000 dieser Sparpläne wurden 2017 neu abgeschlossen – ein Plus von knapp 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Deutlich wachsen konnten die bayerischen Sparkassen auch im Kreditgeschäft. Bei den Unternehmenskrediten stieg der Bestand um 5,6 Prozent auf 68,2 Milliarden Euro. Im vergangenen Jahr vergaben die Sparkassen neue Darlehen in Höhe von 15,1 Milliarden Euro an Firmen und Selbstständige – ein Plus von 9,1 Prozent.

In Ballungsräumen könne immer weniger Normalverdiener Wohneigentum erwerben.

Ulrich Netzer, Präsident des Sparkassenverbands Bayern

Weiter angezogen hat auch die Nachfrage nach Immobilienkrediten. Hier verzeichneten die bayerischen Sparkassen ein Plus von fünf Prozent auf 70,2 Milliarden Euro. Fast 70 Prozent der Darlehen, so Netzer, entfielen dabei auf Privatpersonen. Trotz dieser positiven Zahlen machte der Sparkassenpräsident auf eine problematische Entwicklung aufmerksam. In Ballungsräumen seien immer weniger „Normalverdiener“ in der Lage, Wohneigentum zu erwerben. Netzer begrüßte daher das Baukindergeld, das die neue Bundesregierung einführen will. Es seien aber noch weitere Maßnahmen nötig. Netzer appellierte an die Länder, die Höhe der Grunderwerbssteuer zu überprüfen. Bei einem Drittel der Sparkassenkunden sei das Eigenkapital bereits durch diese Steuer aufgebraucht.

Netzer verteidigte die Gebührenerhöhungen der Sparkassen. Früher seien die Kosten etwa für die Kontoführung aus den Zinsüberschüssen erwirtschaftet worden. Inzwischen müssten sie „nutzeradäquat“ erhoben werden. Im europäischen Vergleich, so Netzer, seien die Sparkassen aber weiterhin günstig.

Zahlen per Smartphone

Diverse Neuerungen soll es bei den bayerischen Sparkassen in diesem Jahr bei digitalen Angeboten geben. Dies kündigte der Vizepräsident des Verbands, Roland Schmautz, an. So entwickeln die Sparkassen derzeit gemeinsam mit Google einen Sprachassistenten, mit dem die Kunden auf ihr Konto zugreifen und beispielsweise Überweisungen tätigen können. Ab Mitte des Jahres soll auch das mobile Bezahlen über das Smartphone für Sparkassenkunden möglich sein. Dazu wollen die Sparkassen eine digitale Geldbörse für das Handy anbieten. Und ganz eilige Kunden sollen künftig europaweit Geld in Echtzeit überweisen können.

Die Kehrseite der digitalen Welt lässt sich ebenfalls in den Geschäftszahlen des Sparkassenverbands ablesen. Auch weil immer mehr Kunden ihre Bankgeschäfte online erledigen, sinkt die Zahl der Filialen. Im vergangenen Jahr nahm die Zahl der „personenbesetzten Geschäftsstellen“ im Freistaat um gut 100 ab. Diese Entwicklung, so Verbandsvize Schmautz, werde wohl weiter gehen.